Dreifaltigkeit, Kloster Melk (Österreich), um 1325–1350, The New York Public Library, Digital Collections.

Hintergrundbericht

Dreifaltigkeit – zentrales Geheimnis unseres Glaubens

Am Sonntag nach Pfingsten feiert die Katholische Kirche den Dreifaltigkeitssonntag. Das Hochfest bezieht sich nicht auf ein Ereignis der Heilsgeschichte, sondern auf einen Aspekt des Glaubens an Gott – eben den Glauben an den dreifaltigen Gott.

Um den Glauben an den dreifaltigen Gott wurde in der Kirche während mehrerer Jahrhunderte gerungen. Dies, weil er zentral für den christlichen Glauben ist, wie der «Katechismus der Katholischen Kirche» darlegt.

«Das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt […] ‹Die ganze Heilsgeschichte ist nichts anderes als die Geschichte des Weges und der Mittel, durch die der wahre, einzige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – sich offenbart, sich mit den Menschen, die sich von der Sünde abwenden, versöhnt und sie mit sich vereint› (DCG 47)» (KKK 234).

Die Dreifaltigkeit ist ein Mysterium und insofern auch ein Geheimnis, das auch «nach der Offenbarung nicht innerlich einsichtig, d. h. auf die natürliche Erkenntnisfähigkeit der geschaffenen Vernunft reduziert werden kann. Im Glauben und in der Liebe gibt es aber eine erkennende und einheitsstiftende dynamische Beziehung auf das Geheimnis der Liebe hin, die Gott selbst ist.»1

Einheit in Verschiedenheit
In der Bibel gibt es bereits Hinweise auf die Dreifaltigkeit. So erklärten frühe Theologen den Plural in Gen 1,26: «Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!» als ein Gespräch zwischen Gottvater, Gottsohn und Heiligem Geist. Gen 18 erzählt, dass Abraham Besuch von drei Männern erhielt, die sich als «den Herrn» offenbaren. Diese und weitere Stellen im Alten Testament sind jedoch in der Theologie im Hinblick auf die Dreifaltigkeitsdiskussion umstritten.

Eindeutiger ist der Taufbefehl des Auferstandenen: «Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes […]» (Mt 28,19). Die Jünger sollen im Namen (Einzahl) Gottes taufen, Gott selbst wird aber von Jesus Christus als dreifaltig dargestellt. Paulus grüsst die Gemeinde in Korinth mit den Worten: «Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2 Kor 13,13).

Die theologiegeschichtliche Entwicklung der Dreifaltigkeit ist lange und verwickelt.2 Die Kirche hält fest, dass es nur einen Gott gibt – einen Gott (ein Wesen) in drei Personen. Die drei göttlichen Personen sind alle voll und ganz Gott: «Der Vater ist dasselbe wie der Sohn, der Sohn dasselbe wie der Vater, der Vater und der Sohn dasselbe wie der Heilige Geist, nämlich von Natur ein Gott» (11. Syn. v. Toledo 675, DS 530).
Gleichzeitig sind die drei göttlichen Personen real voneinander verschieden, d. h. es sind nicht einfach unterschiedliche Bezeichnungen für den gleichen Gott. «Sie sind voneinander verschieden durch ihre Ursprungsbeziehungen: Es ist ‹der Vater, der zeugt, und der Sohn, der gezeugt wird, und der Heilige Geist, der hervorgeht› (4. K. im Lateran 1215:DS 804)» (KKK 254).

Diese reale Verschiedenheit zerteilt aber die göttliche Einheit nicht, da die drei göttlichen Personen sich aufeinander beziehen.
Schöpfung und Erlösung der Welt sind das gemeinsame Werk der drei göttlichen Personen. «So wie die Dreifaltigkeit ein und dieselbe Natur hat, so hat sie auch nur ein und dasselbe Wirken […] Und doch wirkt jede göttliche Person das gemeinsame Werk gemäss ihrer persönlichen Besonderheit. Im Anschluss an das Neue Testament bekennt die Kirche: Es ist ‹ein Gott und Vater, aus dem alles, ein Herr Jesus Christus, durch den alles, und ein Heiliger Geist, in dem alles› ist (2. K. v. Konstantinopel 553, DS 421)» (KKK 258).

Durch die Menschwerdung Jesu und die Geistsendung teilt sich Gott selbst mit: «Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat» (Joh 12,45). Manfred Brüske beschreibt dieses Geheimnis wie folgt: «In Jesus und im Geist begegnen uns aber wahrhaft und wirklich Gott selbst, in ihnen ist er auf verschiedene Weise endgültig nah und doch sind beide bezogen auf den Vater, der sie sendet. Das heisst: In Gott selbst ist Differenz, in Gott selbst ist Beziehung. Als Vater bleibt Gott der transzendente Ursprung, der sich trotz seiner radikal beteiligten Liebe nicht in der Welt verliert, als Sohn springt er mitten in den Staub der Geschichte bis zur Hingabe am Kreuz, als Geist nimmt er unser Herz und unsere Augen und öffnet sie für die Wirklichkeit der Liebe Gottes, die er selbst ist, und für unsere Nächsten.»3

Die Liturgie des Dreifaltigkeitssonntags verweist immer wieder auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit hin. Der Eröffnungsruf, der Ruf vor dem Evangelium und auch das Schlussgebet benennen klar den Glauben an den dreieinigen Gott. So erinnert uns die Liturgie an den Sinn des Kreuzzeichens, das wir im Alltag immer wieder verwenden, manchmal einfach aus reiner Gewohnheit. Das Hochfest der Dreifaltigkeit lässt uns innehalten, nachdenken, nachspüren. wie gross und unbegreiflich Gott ist – und doch einfach «nur» Liebe.

«Gott ist dreifaltig einer: Er ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ewige Liebe, die das Miteinander der drei Personen setzt und der Urgrund allen Seins und Lebens ist. Die Einheit, die die Liebe schafft – die trinitarische Einheit – ist höhere Einheit als die Einheit letzter, unteilbarer materieller Bausteine. Die höchste Einheit ist nichts Starres. Sie ist Liebe» (Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt am Dreifaltigkeitsfest 2004 in Bayeux).
 

Der Glaube an den dreifaltigen Gott war im Volk und auch in den Klöstern bereits früh verwurzelt. Ab dem 8. Jahrhundert wird er auch liturgisch gefeiert. Später entstanden eine Dreifaltigkeitspräfation und das Formular einer Dreifaltigkeitsmesse, die beide bis heute für den Dreifaltigkeitssonntag vorgesehen sind. Das eigentliche Fest führte Papst Johannes XXII. 1334 ein.

 


1 Gerhard Ludwig Müller, Katholische Dogmatik, Freiburg i. Br. 62005, 421.
2 Wer sich dafür interessiert, findet einen guten Überblick in: Gerhard Ludwig Müller, Katholische Dogmatik, 415–476.
3 https://liturgie.ch/hintergrund/kirchenjahr/weitere/197-dreifaltigkeitssonntag, abgerufen am 30. Mai 2023.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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