Erzbischof Georg Gänswein und Pfarrer Bernhard Stephan Schneider im Gespräch mit einer Gläubigen. (Bild: Niklaus Herzog/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

Dreis­sig Jahre St. Rita-​Feiern in Einsiedeln

Die dies­jäh­rige St. Rita-​Feier im Wall­fahrts­ort Ein­sie­deln stand ganz im Zei­chen des Jubi­lä­ums: Vor 30 Jah­ren fand erst­mals eine Rita-​Wallfahrt nach Ein­sie­deln statt.

Promotor und Organisator in Personalunion, Pfarrer Bernhard Stephan Schneider, erinnert sich: «Als ich vor 30 Jahren beim damaligen Abt Georg Holzherr um eine ‹Starterlaubnis› bat, gab er mir zu bedenken: ‹Eine gute Sache, aber wissen Sie, schon mehrere meiner Mitbrüder wollten neue Projekte auf die Beine stellen, die dann über kurz oder lang wieder in der Versenkung verschwanden. Seien sie nicht enttäuscht, wenn auch Ihnen dieses Schicksal nicht erspart bleibt.›»

Des Abtes väterliche Ermahnung war berechtigt. Die von seinem Nachfolger Martin Werlen vollmundig als «Europa-Première» angekündigte Kampagne «Im Clinch mit der Kirche» ging schon nach kurzer Zeit k. o. Auch die «Twitter-Wallfahrt» hat inzwischen das Zeitliche längst gesegnet.

Nicht so die St. Rita-Wallfahrt: Sie steht auch nach 30 Jahren in voller Blüte. Mehrerer Hundert Pilgerinnen und Pilger haben trotz «Corona-Boxenstop» daran teilgenommen – Tendenz steigend.

Ein erster Höhepunkt war das von Erzbischof Georg Gänswein am Vormittag des 22. Mai 2024 gefeierte Pontifikalamt. Seine Festpredigt widmete er aus aktuellem Anlass dem Thema: Wie lässt sich die Kirche reformieren? Umkrempelung der kirchlichen Morallehre, Begrenzung der bischöflichen Vollmacht, radikaler Umbau der Strukturen und ähnlich lautende Forderungen beherrschen das Bild der Reformdebatten. Vom Gebet, von der Bereitschaft zur inneren Umkehr und Busse, von der Feier der Sakramente und Sakramentalien, von der Liebe zu den Heiligen und zur Gottesmutter ist hingegen wenig zu vernehmen. Aber genau dies ist, so Erzbischof Gänswein, die notwendige Basis, damit echte und fruchtbringende Reformen gedeihen können.

Als Gegenentwurf zu endlosen Strukturdebatten mit ihren aus dem Boden schiessenden Gremien und Ausschüssen, die zunehmend nur noch um sich selbst kreisen, stellte Erzbischof Gänswein den Gläubigen die heilige Rita vor Augen. 1371 in Umbrien geboren, wurde sie nach einer vorzüglichen Ausbildung gegen ihren Willen mit einem gewalttätigen Mann verheiratet. Durch seinen Jähzorn verstrickte er sich in zahlreiche, für ihn schliesslich tödlich endende Fehden. Die beiden gemeinsamen Söhne starben an der Pest.

Kindheitswunsch geht in Erfüllung
Nun konnte die heilige Rita ihren seit früher Kindheit gehegten Wunsch in die Tat umsetzen: den Eintritt ins nahe gelegene Augustinerinnen-Kloster bei Cascia. Dort führte sie ein streng asketisches Leben, kümmerte sich gleichzeitig um Kranke, Arme und alte Menschen. In einer Vision entdeckte sie im Gebet auf ihrer Stirn die Wunde eines Dorns aus der Krone des Gekreuzigten. Dieses Stigma sollte ihr Gesicht bis zu ihrem Tod im Jahre 1447 prägen. «Keine Rose ohne Dornen», so könnte man das Leben der heiligen Rita treffend auf den Punkt bringen. Auf sie geht der Brauch der Rita-Rosen zurück – und reiht sich damit ein in die reiche Tradition der geweihten Gegenstände, der Sakramentalien also. Die Vielfalt eben dieser Sakramentalien ist, so Erzbischof Gänswein weiter, die kongeniale Antwort auf die Vielfalt der Herausforderungen und Probleme in unserem Alltag. Ritas Leben war ganz auf den dreifaltigen Gott ausgerichtet; gerade in der Zurückgezogenheit im Kloster, durch das Einswerden mit dem göttlichen Mysterium wirkte die heilige Rita im Bewusstsein einer erfüllten Gottsuche umso intensiver hinein die «Welt draussen», schaffte sie Frieden in einer friedlosen Umgebung. Echte Reformen, so Erzbischof Gänswein, müssen stets von Gott ihren Ausgang nehmen, sie sind nicht strukturfixiert, sondern richten sich an das Innere, an das Herz eines jeden Einzelnen und fordern uns zur inneren Umkehr auf. Dies bedeutet konkret, so Erzbischof Gänswein abschliessend, den Spuren der Heiligen zu folgen.
 


Die Probe aufs Exempel lieferte gleichsam die feierliche «Rosenweihe» am Nachmittag des gleichen Tages. Die Rose verkörpert wohl wie keine andere Blume die menschliche Urerfahrung, dass auch im Christentum kein Weg am Leid vorbeiführt, aber durch das Leid hindurchführt: Am Ende eines Weges voller Dornen steht die zu voller Pracht und Schönheit erblühte Rosenknospe.

Ganz in diesem Sinne erinnerte Pfarrer Schneider während der Rosenweihe an die Statue der heiligen Rita vor der neuen Wallfahrtskirche. Sie versinnbildlicht keine leidende Frau, sondern eine Frau, die zum Himmel emporblickt, auf das Ziel ihres Lebens, Jesus Christus. Sie ist keine «Karfreitagsfrau» mehr, so Pfarrer Schneider, sondern eine erlöste, österliche Frau in hoffender Erwartung dessen, was uns nach dem irdischen Tod beschieden sein wird. Viele Gläubige hatten sich mit ganzen Rosensträussen in der Klosterkirche zur «Rosenweihe» eingefunden und legten Zeugnis ab für ihr Vertrauen in den wirkmächtigen Beistand der heiligen Rita.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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