«Wo Christen zusammen unterwegs sein können, entsteht heilende Gemeinschaft, da wird Reich Gottes sichtbar», erläuterte Christa Gasser vom «House of Peace» in Wabern. «Meine Jesus-Nachfolge und Gemeinschaft sind für mich untrennbar verbunden.» Stephan Maag, Gemeinschaftsleiter aus Rüti bei Riggisberg und Bergbauer, bezog sich in seinem Kurzreferat auf Jesus und seinen Jüngerkreis. Jesus habe mit seinen Freunden Gemeinschaft gelebt. Angesichts der von der Individualisierung geprägten Gesellschaft und der Nöte der Zeit sind christliche Gemeinschaften für Maag «ein Lazarett der Zerbrochenen, wo die Menschen kommen und Heilung und Wiederherstellung empfangen dürfen».
Für Dr. Walter Dürr, Pfarrer der landeskirchlichen Gemeinschaft jahu und Direktor des «Zentrums Glaube & Gesellschaft» der Universität Fribourg, muss «die Erneuerung der Kirchen von unten» geschehen: «Es braucht Gemeinschaften, Orte, wo Menschen eine Christusbegegnung haben, veränderte Menschen werden. Es braucht Gemeinschaften, wo die anderen Menschen sehen können, dass die Säkularisierung nicht das Einzige ist, was diese Welt zu bieten hat.» Es gehe darum, «den christlichen Glauben zuerst zu leben, bevor wir ihn bezeugen».
Dr. Markus Thürig, Generalvikar des Bistums Basel, wies in seinem Grusswort darauf hin, dass Gemeinschaften einen Kontrapunkt setzen, nicht nur zu den Megatrends Individualisierung und Ökonomisierung, sondern auch zur Zukunftsangst. «Es ist mein Nächster, der verlässlich ist und mich darum stützt. Es ist meine Nächste, die einfach mit mir geht und meine Hand hält – in der Dunkelheit.»
Im anschliessenden Podiumsgespräch teilten Leitende ganz unterschiedlicher Gemeinschaften ihre Erfahrungen.
Im Alltag den Glanz der Auferstehung einfangen
Irene Widmer-Huber, Co-Leiterin der «Fachstelle Gemeinschaft», ist überzeugt: «Wir brauchen neue Ideen, wie wir Kirche leben wollen.» Sie träume davon, dass Christen in der Gesellschaft «eine Atmosphäre der Erlösten verbreiten». Da gehe es nicht einfach um den guten Gottesdienst am Sonntag, sondern um den gelebten Alltag als Lebens- und Glaubensgemeinschaft: «Das ist fortlaufendes Lernen und Üben im alltäglichen Miteinander, diesen Glanz der Auferstehung einzufangen, mitten im Konflikt, am Schleifen aneinander, am Wachsen miteinander.»
Thomas Widmer-Huber, Co-Leiter der «Fachstelle Gemeinschaft», erklärte, die Fachstelle wolle die Gründung von neuen Gemeinschaften initiieren und unterstützen sowie lebendige Gemeinschaft in den Ortskirchen fördern. Er ist überzeugt: «Ein gemeinschaftlicher Lebensstil in den Lokalgemeinden, attraktive Orte christlicher Gemeinschaft und vielfältige Gemeinschaften bergen ein grosses Potenzial für die Zukunft der Kirche.»
Die Veranstaltung lebte nicht nur von kraftvollen Impulsen und einem spannenden Podiumsgespräch, sondern auch vom Gemeinschafts-Markt in der Mittagszeit, wo sich rund 30 unterschiedliche Gemeinschaften auf kreative Art und Weise vorstellten und mit den Teilnehmenden ins Gespräch kamen. Auch das feine Essen, Musik und Lieder zur Anbetung des Schöpfers der Gemeinschaft trugen zu einer festlichen Stimmung bei.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Gewiss kann man bzw. ich alle oben in direkter Rede zitierten Aussagen unterschreiben, zumal auch von Berufsgläubigen, die sich über eine dreistellige Zahl einer Teilnehmerschaft von hoffentlich mehr als zwei Ländern freuen. Wäre die Zahl sechsstellig, es ist nicht mal sicher, ob die Substanz wirklich wertvoller wäre, hat doch Jesus auch nicht von zwei bis drei Millionen in seinem Namen gesprochen, die zusammenkommen, sondern zwei bis drei genügten schon für die Bildung einer Gemeinschaft. Sobald aber dieselbe zu einer "Fachstelle" ausartet und von einem "Gemeinschaftsmarkt" die Rede ist, kann von einer Gemeinschaft der Heiligen im Ernst nicht die Rede sein. Das war mit Sicherheit nicht das, was Bruder Klaus in seiner Abgeschiedenheit auch einer Vielzahl von Pilgern gegenüber praktizierte. Erst recht nicht das Leben der heiligen Marguerite Bays an ihrem Spinnrad, die Arbeit abwechselnd mit nicht beauftragtem katechetischem Kontakt mit Dorfkindern, von denen sie mindestens eines, die spätere Priorin Menetray, ihrerseits zu einer Heiligen erzogen hat, dies in einer Phase, da ihr Bischof Etienne Marilley fast ein Jahrzehnt lang aus dem Lande vertrieben war. In diesem Sinn gewährt uns der "Einblick der Heiligen in die Geschichte" (Reinhold Schneider) in diesen Tagen Trost gegenüber einer von vielen Seiten hereinbrechenden Verwirrung, von der auch die Wohlmeinenden und hoffentlich noch Gläubigen nicht verschont bleiben.