Sankt Nikolaus, Schutzpatron der Stadt Freiburg, wird jeweils am ersten Wochenende im Dezember mit einem besonderen Festtag gebührend gefeiert. Cortège St-Nicolas © État de Fribourg - Staat Freiburg

Hintergrundbericht

Ein Hei­li­ger für (fast) alle Fälle

Der hei­lige Bischof Niko­laus von Myra gehört in Ost und West zu den popu­lärs­ten und am meis­ten ver­ehr­ten Hei­li­gen. Die katho­li­sche Kir­che fei­ert ihn am 6. Dezem­ber, aber auch in den ortho­do­xen und alt-​orientalischen Kir­chen hat er einen her­aus­ra­gen­den Platz im Hei­li­gen­ka­len­der. Selbst in der angli­ka­ni­schen und evan­ge­li­schen Kir­che hat er seine Spu­ren hinterlassen.

Über das Leben des heiligen Nikolaus ist nur wenig bekannt. Nach übereinstimmenden Überlieferungen wurde Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara (in der heutigen Türkei) geboren. Als seine Eltern starben, verteilte Nikolaus sein Erbe an die Armen. Dabei soll er auch mehreren jungen Frauen aus seiner Nachbarschaft heimlich Geld durchs Fenster zugesteckt haben. Dadurch hatten sie eine ausreichende Mitgift, was sie vor einem Leben in der Prostitution bewahrte.

Nikolaus wurde mit 19 Jahren von seinem Onkel Nikolaus, dem Bischof von Myra (heute Demre), zum Priester geweiht und anschliessend Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Nikolaus ins Heilige Land; bei seiner Rückkehr wählte ihn die Gemeinde von Myra zum neuen Bischof.

Myra gehörte damals zum Römischen Reich und hatte unter den Christenverfolgungen zu leiden. In der letzten grossen Christenverfolgung unter Kaiser Galerius 310 wurde Nikolaus gefangen genommen und gefoltert – er entging aber der Hinrichtung.

Beim Ersten Konzil von Nizäa 325 soll Bischof Nikolaus teilgenommen und die rechtgläubige Lehre gegen die arianische Irrlehre verteidigt haben.

Es wird auch überliefert, dass Nikolaus anhand eines Ziegelsteins die Dreifaltigkeit erklärte. In einer einzigen Realität – dem Ziegelstein – existieren drei verschiedene Wesenheiten: Wasser, Erde und Feuer. Seine Ausführungen wurden durch das Wunder unterstrichen, das aus dem Ziegelstein eine Flamme emporschlagen liess.

Bischof Nikolaus starb nach der Überlieferung am 6. Dezember 345.

Weltweite Verehrung
Seine Verehrung ist seit dem 6. Jahrhundert belegt. Von Konstantinopel aus verbreitete sich sein Kult über Griechenland in die slawischen Länder. In Russland stieg er zum Nationalheiligen auf, die Hanse erwählte ihn zu ihrem Schutzpatron. In Rom ist die Verehrung ab dem 8. Jahrhundert bezeugt und breitete sich von dort in Süd- und Mitteleuropa aus.

972 brachte Kaiserin Theophanu anlässlich ihrer Hochzeit mit Kaiser Otto II. eine Reliquie des Heiligen, vermutlich ein Fingerknochen, aus Byzanz mit.

Im April 1087 entführten in Bari ansässige Griechen die Gebeine des heiligen Nikolaus aus seinem Grab in der St. Nikolaus-Kirche in Myra und brachten die Reliquien am 9. Mai 1087 nach Bari. Umstritten ist, ob die Griechen die Gebeine vor den Sarazenen in Sicherheit bringen wollten oder das Grab einfach plünderten.
Für die Gebeine wurde die «Basilika San Nicola» gebaut; die Krypta wurde 1089 im Beisein von Papst Urban II. geweiht. In der Krypta befinden sich Möglichkeiten für Gottesdienste im römischen Ritus (Hauptaltar über dem Reliquiengrab) und im byzantinischen Ritus (linker Seitenaltar mit einer Ikonostase). Beim Bau der Basilika soll der heilige Nikolaus ein Wunder gewirkt haben, indem er fünf verschüttete Bauarbeiter aus einer Grube rettete.

Reliquien des Heiligen sind heute an vielen Orten zu finden, so auch in der Kathedrale «Saint-Nicolas» in Fribourg. Als Zeichen kirchlicher Gemeinschaft und Freundschaft wurde im Februar 2006 ein Teil der Freiburger Nikolaus-Reliquien dem orthodoxen Metropoliten von Minsk und Sluzk zur Verehrung in der Heilig-Geist-Kathedrale in Minsk (Weissrussland) übergeben.

Vom 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden nördlich der Alpen mehr als 2200 Kirchen nach dem heiligen Nikolaus benannt – ein eindrücklicher Beleg für die aussergewöhnliche Verehrung diese Heiligen.

Dargestellt wird der heilige Nikolaus als Bischof mit drei Goldkugeln oder drei Broten oder drei Steinen, mit einem Schiff, Steuerrad oder Anker. Er ist Patron für viele Länder und Orte, so z. B. für den Kanton und die Stadt Freiburg. Er ist auch der zweite Patron des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg. Der heilige Nikolaus ist zudem Patron der Kinder, Jungfrauen, Frauen mit Kinderwunsch, Gebärenden, der Pilger und Reisenden; der Gefangenen, Diebe und Verbrecher, der Seeleute u. v. m.

Freund der Kinder und der Armen
Die vielen Legenden rund um den heiligen Nikolaus haben meist das Teilen und Schenken zum Inhalt. Daraus entstand die Tradition, dass Kinder an seinem Gedenktag beschenkt wurden. Der Reformator Martin Luther lehnte die Verehrung von Heiligen ab und legte die «Bescherung» der Kinder auf den 25. Dezember. Später wurde es auch in der Katholischen Kirche üblich, die Kinder an Weihnachten zu beschenken.

Über den heiligen Nikolaus existieren viele Legenden. Die berühmteste ist die sogenannte «Praxis de stratelatis»; sie wird oft einfach als «Die Geschichte vom heiligen Nikolaus» bezeichnet.

Kaiser Konstantin entsandte drei Feldherren nach Phrygien, wo sie einen Aufstand niederschlagen sollten. Wegen eines Sturms mussten ihre Schiffe einen Hafen aufsuchen und landeten in der Nähe von Myra. Es kam zu Übergriffen durch die Schiffsbesatzung. Bischof Nikolaus bat die drei Feldherren, für Ruhe zu sorgen, was ihnen auch gelang. Anschliessend lud Nikolaus die drei Feldherrn zu sich ein. Während des Essens wurde dem Bischof eine dringende Nachricht überbracht: Der Statthalter von Myra habe drei Unschuldige zum Tode verurteilt, um an ihr Geld zu kommen. Nikolaus zögerte nicht und eilte zum Richtplatz. Der Henker stand schon da, die Verurteilten knieten bereits, den Kopf auf dem Block. Nikolaus entriss dem Henker kurzerhand das Schwert.

Nachdem Nikolaus die Unschuldigen vor der Enthauptung bewahrt hatte, eilte er zum Palast des Eustatios und trat ein, ohne sich anzumelden. Er trat vor den Statthalter und beschuldigte ihn der Ungerechtigkeit, der Gewalt und Bestechlichkeit. Nikolaus drohte, er werde alles dem Kaiser berichten.

Eustatios verteidigte sich, er sei durch die vornehmen Bürger Simonis und Eudoxios falsch informiert worden. Nikolaus entgegnete, nicht die Herren Simonis und Eudoxios, sondern die Herren Chrysaphios (Gold) und Argyros (Silber) hätten ihn vom rechten Weg abgebracht. Der Statthalter bereute seine Tat und Nikolaus vergab ihm.

Die drei Feldherren zogen mit dem Segen des Bischofs weiter und konnten den Aufstand in Phrygien ohne Blutvergiessen beenden. Bei ihrer Rückkehr an den Hof des Kaisers Konstantin wurden sie mit grossen Ehren empfangen. Aber am Hof des Kaisers gab es einen Minister, der neidisch auf den Erfolg der drei Feldherren war. Er verbreitete böse Gerüchte über sie, worauf der Kaiser die drei gefangen nehmen liess und sie ohne Verhandlung zum Tode verurteilte.

In ihrem Gefängnis erinnerten sie die drei Gefangenen daran, was sie mit Bischof Nikolaus in Myra erlebt hatten. Und sie beteten und flehten Nikolaus an: «Nikolaus, eile uns zu Hilfe! Errette uns vor dem Tod!»

Sie wurden erhört: Noch in derselben Nacht erschien Nikolaus im Traum sowohl dem Kaiser als auch dem Minister, der für die Intrige verantwortlich war. Beiden drohte der Bischof mit schlimmen Konsequenzen, falls man die drei Unschuldigen nicht freilasse. Am nächsten Morgen liess der Kaiser die drei Feldherren zu sich kommen und fragte sie: «Was ist das für eine Macht, dass ihr uns mit solchen Träumen beunruhigt? Kennt ihr einen Menschen aus Myra, der Nikolaus heisst?» Als sie den Namen Nikolaus hörten, wurden sie froh. Und sie beteten und dankten Gott für ihre Rettung durch den Bischof von Myra.

Kaiser Konstantin aber war tief beeindruckt von der Macht und Güte des Bischof Nikolaus. Er hatte vorher noch nicht von ihm gehört. Sofort liess er die drei Feldherren frei. Er gab ihnen wertvolle Geschenke und schickte sie damit zu Nikolaus nach Myra. Dort sollten sie ihrem Retter Dank sagen.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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