Franco Zeffirelli. (Bild: Alexey Yushenkov/Wikimedia Commons)

Hintergrundbericht

Ein Meis­ter sei­nes Fachs

Vor 100 Jah­ren, am 12. Februar 1923, wurde Franco Zef­firelli in Flo­renz gebo­ren. Der Thea­ter– und Film­re­gis­seur ist in katho­li­schen Krei­sen vor allem durch die Filme «Bru­der Sonne, Schwes­ter Mond» und «Jesus von Naza­reth» bekannt.

Franco Zeffirelli (mit bürgerlichem Namen: Gianfranco Corsi) wurde am 12. Februar 1923 als uneheliches Kind von Ottorino Corsi und Alaide Garosi Cipriani in Florenz geboren. Damals konnten uneheliche Kinder weder den Nachnamen der Mutter noch des Vaters annehmen. Seine Mutter, die Mozart liebte, wählte für ihn einen Namen aus einer Arie aus «Idomeneo»: Zeffiretti. Doch ein Schreibfehler macht ihn zu Zeffirelli. Aus diesem ersten Nachnamen wurde später sein Künstlername. Seine Kindheit war nicht leicht: Seine Mutter verstarb früh, sein Vater anerkannte ihn erst, als er 16 Jahre alt war. «Meine Mutter hat mich sehr geliebt. Ihre Liebe hat mein ganzes Leben durchdrungen», erzählte er später. Er wuchs bei einer Tante im Umfeld der sogenannten «Scorpioni» (Skorpione) auf, einer Gruppe englischer Frauen, die in den 1930er- und 1940er-Jahren in Florenz eine kulturelle Brücke zwischen Italien und Grossbritannien bauen wollten. Ihren Übernamen erhielten sie aufgrund ihres stichelnden Humors.

Zeffirelli besuchte die «Accademia di Belle Arti» und studierte während des Zweiten Weltkrieges Kunst und Architektur. Ab 1946 arbeitete er als Assistent beim berühmten Regisseur Lucchino Visconti1. In den 1950er-Jahren gab er sein Debüt als Regisseur am Theater und beim Film. Er wirkte unter anderem an der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera und der Arena di Verona. Als Filmregisseur wurde er gegen Ende der 60er-Jahre durch zwei Shakespeare-Verfilmungen bekannt: «Der Widerspenstigen Zähmung» (1967) mit Elizabeth Taylor und Richard Burton sowie «Romeo und Julia» (1968) mit Leonard Whiting und Olivia Hussey. Diese Verfilmung der tragischen Liebesgeschichte gilt als eine der besten. Viele seiner Opernproduktionen waren aufwendig gestaltet und erinnerten manche Kritiker an die Opulenz der Katholischen Kirche.

Gelungene Verfilmungen zweier Leben
1971 verfilmte Zeffirelli die Jugendjahre des heiligen Franziskus in «Fratello sole, sorella luna» («Bruder Sonne, Schwester Mond»). Der an den Originalschauplätzen gedrehte Film ist vom Sonnengesang Franz von Assisis inspiriert und besticht durch Naturaufnahmen und seine melancholisch wirkende Musik. Die Titelmelodie wurde vor allem durch die von Donovan für die englische Filmversion gesungene Version bekannt.
 


Sechs Jahre später drehte er die vierteilige Fernsehproduktion «Jesus von Nazareth». Er orientierte sich dabei vorwiegend am Lukas- und Johannesevangelium, nahm aber auch fiktive Szenen auf. Kritiker anerkannten, dass er den biblischen Stoff mit spürbarem Respekt inszeniert hatte. Durch die vielen Dialoge könnten die Zuschauer verstehen, wie die Menschen damals dachten und handelten – und so Jesus nachfolgten oder ihn bekämpften.
Der Film wurde mit einem grossen Staraufgebot inszeniert: Robert Powell, Anne Bancroft, Ernest Borgnine, Claudia Cardinale, Laurence Olivier, Anthony Quinn u. v. m. Eigentlich hätte Ian McShane die Rolle des Jesus spielen sollen. Doch als Zeffirelli die Augen von Robert Powell sah, der den Judas spielte, meinte er: «Wenn Judas solche Augen gehabt hätte, welche Präsenz hätte dann erst Christus gehabt!» So wurden die Rollen getauscht.
 


Paul VI. 1977 fragte Zefferelli, nachdem er seinen «Jesus von Nazareth» gesehen hatte, was die Kirche für ihn tun könne. Dieser erklärte, er möchte, dass sein Werk Russland erreiche. Der Papst äusserte sich prophetisch: «Hab Vertrauen, bald werden die Fahnen der Gottesmutter über dem Kreml wehen und nicht mehr die roten.» Als Zeffirelli 1991 im Fernsehen sah, wie die roten Fahnen der Sowjetunion von den Türmen des Kremls herabgelassen wurden und die Farben Weiss, Blau und Rot, die Farben der früheren russischen Flagge, über den Moskauer Kuppeln wehten, dachte er: «… dass dies die Farben der Unbefleckten Empfängnis seien: die weisse und blaue Jungfrau, die das Rot des Teufels zerdrückt.»

Sowohl im Dezember 1974 als auch 1999 leitete Zeffirelli die weltweite Fernsehübertragung der Eröffnungsfeier des Heiligen Jahres.

Franco Zeffirelli war bekennender, tief gläubiger Katholik; in seiner Homosexualität sah er dabei kein Problem. Er distanzierte sich immer klar von der zur Schau gestellten Homosexualität der sogenannten «Gay Prides».

Politisch gehörte er dem liberalen, antikommunistischen und antifaschistischen Gedankengut an; im Jahr 1994 wurde er auf der Liste der «Forza Italia» zum Senator der Republik für den Wahlkreis Catania gewählt und 1996 wiedergewählt.

Franco Zeffirelli starb am 15. Juni 2019 in Rom. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch wurde er eingeäschert und seine Asche in der Familienkapelle in Florenz beigesetzt.

 


1 Visconti war Regisseur von Filmen wie «Der Leopard» mit Burt Lancaster oder «König Ludwig II.» mit Helmut Berger.

 

 


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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