Erwachsenentaufe im Kloster Einsiedeln. (Bild: Jean-Marie Duvoisin)

Interview

Ein Weg des Christwerdens

Das Klos­ter Ein­sie­deln bie­tet ein regio­na­les Katechu­me­nat für die Deka­nate Aus­ser­schwyz, Inner­schwyz und Uri an, das auch zu einer Bele­bung von Orts­pfar­reien füh­ren möchte.

P. Cyrill, wie entstand die Idee zu diesem Katechumenat im Kloster Einsiedeln?
Aus meiner eigenen Erfahrung in der pastoralen Arbeit als Vikar in Einsiedeln und als Schulseelsorger in der Stiftsschule Einsiedeln. Ich durfte während meiner Tätigkeit einige Anfragen von Erwachsenen entgegennehmen und die Interessenten mit grossem zeitlichen Aufwand auf die Taufe oder den Übertritt in die katholische Kirche vorbereiten. Der Kurs «Wie geht katholisch?», den es damals noch in Zürich gab, war wegen der Distanz keine wirkliche Alternative. Eine Zeit lang bot das Kloster Fahr ebenfalls eine Vorbereitung auf die Taufe Erwachsener an. Bischof Amédée gab zusammen mit dem Priesterrat 2004 eine Handreichung zur Taufpastoral heraus. Darin empfiehlt er, dass das Erwachsenenkatechumenat zumindest in bestimmten zentralen Pfarreien angeboten werden.1 2009 präzisierte Bischof Vitus diese Empfehlung mit einem Leitfaden. Gemäss meiner Kenntnis ist in diesem Bereich nicht viel geschehen, obwohl – aus meiner Erfahrung – Pfarreiverantwortliche regelmässig mit Anfragen taufwilliger Personen konfrontiert werden. Im Kloster Einsiedeln haben wir die Kapazität und die Möglichkeit, einen Dienst in dieser Pastoral anzubieten.

An wen richtet sich das Katechumenat?
Das Katechumenat ist richtet sich an erwachsene Personen aus der näheren und weiteren Region von Einsiedeln, die Christen werden möchten, die eine Konversion oder einen Wiedereintritt in die katholische Kirche überlegen. Das Angebot gilt auch für erwachsene Katholikinnen und Katholiken, die gefirmt werden möchten oder an solche, die bewusst einen Weg der Tauferneuerung gehen wollen. Das Katechumenat möchte ausdrücklich jene Personen integrieren, die eine Tauf- oder Firmpatenschaft (Erwachsener) übernehmen.

Wie muss man sich dieses Katechumenat konkret vorstellen?
Ein Katechumenat dauert in der Regel mindestens ein Jahr. Dieses realisiert sich in vier Phasen, deren Übergänge mit einer liturgischen Feier verbunden sind. Diese Feiern sollen wenn möglich in den Pfarreien am Wohnort geschehen. Auch andere Feiern ermöglichen eine Integration in die Ortspfarrei. Das sind zum Beispiel die «Feier der Übergabe des Vaterunsers», die «Feier der Übergabe des Glaubensbekenntnisses» oder in der Fastenzeit die «Stärkungsriten». In jeder Phase treffen sich die Interessenten in der Pfarrei (zum Austausch, Gebet oder im Gottesdienst) und in Einsiedeln zu katechetischen Einheiten.2 Damit sollen Glaubenspraxis und Glaubensinhalt praktisch eingeübt und im Zusammenhang erfahren werden. Die abendlichen Einheiten in Einsiedeln sind vom gemeinsamen Gebet, vom Lesen der Bibel, vom gemeinsamen Essen und von einem katechetischen Teil mit Diskussion geprägt. An den Einheiten in Einsiedeln nehmen nicht nur Interessenten teil, sondern auch schon getaufte Christinnen und Christen, die als Begleitpersonen einen breiteren Austausch über Glaubensthemen gewährleisten. Wünschenswert ist auch, dass die Paten ebenfalls ein Teil der Vorbereitung sind. Im Idealfall gibt es eine Gruppe vor Ort, die Interessierte während des Katechumenats begleiten und so ins Pfarreileben vor Ort einführt. Solche Gruppe (Bibelgruppen oder Gebetsgruppen usw.) sollen auch ohne momentane Taufwillige existieren, um das Thema der (Neu-)Evangelisierung wach zu halten und ein sichtbares Zeichen der Offenheit für neue Menschen signalisieren. Dadurch kann eine (Katechumenats-)Gruppe belebend für das Pfarreileben wirken.

Sie sind bereits mit Menschen auf diesem Weg. Können Sie uns etwas über ihren Hintergrund erzählen?
Seit Frühling nehmen mehrere erwachsene Personen regelmässig an Katechumenatstreffen in Einsiedeln teil. Unter ihnen befinden sich noch nicht getaufte Personen und Konvertiten. Zum Kreis dieses Katechumenats gehört auch ein Katholik, der aus der Kirche ausgetreten ist und nun aber wieder beitreten möchte. Dies hat er inzwischen auch schon getan. Eine weitere Katholikin hat neu den Glauben als wesentlich für sich entdeckt und wollte bewusst einen Weg der Tauferneuerung machen. Leider ist sie inzwischen wieder ausgestiegen. Es sind Menschen, die in mehrheitlich konfessionslosen Gebieten Europas oder nicht katholischen Regionen der Schweiz aufgewachsen und nun in die Innerschweiz zu wohnen gekommen sind. Mich erstaunt, dass sich schon im ersten Kurs Personen aus jedem angesprochenen Personenkreis zusammengefunden haben – ausser aus dem Kreis der Tauf- und Firmpaten.

Sie schreiben, dass das Katechumenat die pastorale Arbeit in den Pfarreien unterstützen soll und die interessierten Frauen und Männer bei verschiedenen Feiern in den Pfarreien willkommen geheissen und integriert werden sollen. Ist das realistisch?
Das ist in der Tat eine legitime Frage. So wie ich das Pfarreileben in der Innerschweiz kennengelernt habe – und ich kenne wirklich nicht viel, so lasse ich mich gerne korrigieren – glaube ich, dass diese Integration in eine Glaubensgemeinschaft vor Ort ein schwieriges Unterfangen sein wird. Ich glaube aber, dass wir nicht darum herumkommen, die Willkommenskulturen in unseren Pfarreien zu überdenken. Wenn wir keine Offenheit für neue Mitglieder signalisieren und wir unser Gemeinschaftsleben nicht wirklich anziehend gestalten, wie wollen wir dann als Christen und Katholiken bestehen? Die Communio mit Gott und damit untereinander ist das Wesentlichste. Ohne diese können wir zusammenpacken. Darum ist für mich die Zusammenarbeit mit den Pfarreien ein integrales Moment des regionalen Katechumenats. Ich würde gar sagen, dass damit der Erfolg des Katechumenats steht oder fällt. Das Katechumenat ist nicht ein eigentlicher Glaubenskurs, sondern ein Weg des Christwerdens, ein Weg in die und mit der Gemeinschaft von Glaubenden. So geht es letztlich nicht nur um die Personen, die katholisch werden möchten, sondern um alle, die auf dem Weg des Glaubens sind – ob getauft oder nicht. Natürlich hoffe ich, dass wir damit einen Beitrag für die Belebung der Glaubensgemeinschaften vor Ort leisten dürfen – ich sage bewusst nicht Pfarreien, sondern Glaubensgemeinschaften, weil die Bindungen an eine Pfarrei heutzutage nicht mehr so stark sind.

Ist das Angebot auf die Dekanate Ausserschwyz, Innerschwyz und Uri beschränkt?
Nein, das Angebot gilt allgemein. Letztlich muss es aber für den einzelnen Interessenten Sinn machen, regelmässig nach Einsiedeln zu kommen. Ich habe mich auch schon ausserhalb dieser Dekanate mit Verantwortlichen naheliegender Pfarreien getroffen und mich über dieses Katechumenat ausgetauscht. Dabei bin ich auf Unterstützung gestossen.

Angesichts der aktuellen Pfarreisituationen: Glauben Sie, dass in Zukunft Klöster wieder vermehrt zu spirituellen Zentren werden, die helfen, den Glauben lebendig zu halten?
Klöster waren schon immer spirituelle Zentren und haben geholfen, den Glauben lebendig zu erhalten. Dazu dienten und dienen die Wallfahrten. Wir haben nicht umsonst eine grosse Beichtkirche, wo viele Menschen ihr Lasten ablegen und mit neuem Mut und Vertrauen in ihren Alltag zurückgehen können. Klöster bleiben aber nur spirituelle Zentren, wenn Glaubende gewillt sind, an ihren Lebensorten regelmässig zusammenzukommen, in ihrem Umfeld Glaubensleben zu kultivieren und so selbst kleine Zentren der Hoffnung zu bilden. Als ein spirituelles Zentrum in Einsiedeln wollen wir im Dienst der Menschen und der Pfarreien stehen und Zeugnis geben für einen frohmachenden Glauben. Ja, es ist eine wahre Freude, mit suchenden Menschen unterwegs zu sein. Das bestärkt auch mich in meiner Gottsuche.

 

Interessierte können sich bei den Verantwortlichen ihrer Pfarrei oder direkt bei P. Cyrill Bürgi melden (komm-und-sieh@katholisch-werden.ch). Auf der Webseite www.katholisch-werden.ch finden interessierte Personen die Kontaktdaten ihrer Pfarrei.

 


1 «Der Erwachsenenkatechumenat sollte zumindest in bestimmten zentralen Pfarreien angeboten werden. Dort sind Katechumenatsgruppen einzurichten. In ihnen werden die Taufbewerber in emotionaler, kognitiver und pragmatischer Hinsicht begleitet. Stufenweise gehen sie auf den Glauben zu. Über längere Zeit hinweg wird ihnen die Erfahrung von Kirche vermittelt. Einzelne liturgische Feiern strukturieren diesen Weg, wobei gemäss Rituale bei einer dieser Feiern der Bischof miteinbezogen sein soll. Damit wird die diözesane Dimension der Kirche sichtbar. Bei der Erwachsenentaufe erhält das Patenamt wieder sein ganzes Gewicht. Idealerweise übernimmt dieses Amt jemand aus der Begleitgruppe. Die Neugetauften sollen auch nach ihrer Taufe nicht allein gelassen werden.» www.bistum-chur.ch/allgemein/handreichung-zur-taufpastoral-im-bistum-chur-handreichung-1-2004/ Nr. 6
 

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Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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