Schwestern am Tag des geweihten Lebens. (Bild: © Mazur catholicchurch.org.uk/flickr, CC BY-NC-ND 2.0 Deed)

Neuevangelisierung

Eine uner­setz­li­che Sen­dung in der Kirche

Jeweils am 2. Februar fei­ert die Kir­che den «Tag des geweih­ten Lebens». Män­ner und Frauen des geweih­ten Lebens, die in einer enge­ren Nach­folge Jesu Christi leben, hel­fen den Gläu­bi­gen durch ihr Lebens­zeug­nis, den Glau­ben wach zu halten.

Johannes Paul II., der den «Tag des geweihten Lebens» 1997 einführte, schätzte das geweihte Leben hoch ein – besonders in seiner Bedeutung für die Kirche. «Tatsächlich steht das geweihte Leben als entscheidendes Element für die Sendung der Kirche in deren Herz und Mitte, da es ‹das innerste Wesen der christlichen Berufung offenbart und darstellt› und das Streben der ganzen Kirche als Braut nach der Vereinigung mit dem einen Bräutigam zum Ausdruck bringt» (Vita consecrata, 3). In seiner Botschaft vom 6. Januar 1997 gab er drei Gründe für die Einführung des «Tag des geweihten Lebens» an.

Dieser Tag entspricht «dem inneren Bedürfnis, den Herrn in noch feierlicherer Weise zu preisen und ihm für das grosse Geschenk des geweihten Lebens zu danken. Denn es bereichert und erfreut die christliche Gemeinschaft mit der Vielfalt seiner Charismen und den Früchten der Erbauung, die aus der Ganzhingabe so vieler an Gottes Reich fliessen.»

Dieser Tag will im ganzen Gottesvolk die Kenntnis und die Wertschätzung des geweihten Lebens fördern, das die Lebensform Jesu selbst war. «In der Betrachtung der Gabe des geweihten Lebens betrachtet die Kirche ihre innerste Berufung, allein ihrem Herrn zu gehören und in seinen Augen ‹ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig und makellos› (Eph 5,27) zu sein.»

Dieser Tag lädt die Personen des geweihten Lebens ein, «gemeinsam und in feierlicher Weise die Wundertaten zu feiern, die der Herr an ihnen vollbracht hat, um mit noch klarerem Glaubensblick die Strahlen der göttlichen Schönheit wahrzunehmen, die der Geist ihrer Lebensform verliehen hat, und um sich ihrer unersetzlichen Sendung in der Kirche und in der Welt lebendiger bewusst zu werden».

Das Warten hatte ein Ende
Papst Johannes Paul II. legte diesen Tag bewusst auf das Fest «Darstellung des Herrn». Das Tagesevangelium (Lk 2,22–40) berichtet, wie Maria und Josef Jesus 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel bringen, um ihn dem Herrn zu weihen: Die Darstellung Jesu im Tempel ist ein sprechendes Bild für die Ganzhingabe des eigenen Lebens, welche die Frauen und Männer des geweihten Lebens in ihrer konkreten Nachfolge Jesu Christi leben.

Dort trifft die heilige Familie auf Simeon und Hanna; die beiden alten Menschen warten seit Jahren auf den ersehnten Messias. Sie sind die Einzigen im Tempel, die im kleinen Kind den verheissenen Retter Israels erkennen. Überwältigt vom Erscheinen des Messias spricht Simeon die Worte, die heute noch in der Komplet gebetet werden:

«Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel» (Lk 2,29–32).

Seit diesem ersten Erscheinen unseres Erlösers auf Erden warten Christen durch alle Zeiten auf die Wiederkunft Jesu Christi, um endlich ganz bei ihm zu sein. Einige von ihnen fühlten sich berufen, sich dieser Sehnsucht nach der geistlichen Vereinigung mit Jesus Christus ganz hinzugeben. «In ihnen wohnt in der Tat nur eine Erwartung: die Erwartung des Reiches Gottes: dass Gott in unserem Willen, in unseren Herzen, in der Welt herrsche; in ihnen brennt ein einziger Durst nach Liebe, den allein der Ewige zu stillen vermag.»[1]

Die Menschen des geweihten Lebens sind ein eschatologisches Bild für die Kirche als himmlische Braut, die auf ihren zukünftigen Bräutigam wartet. Mit ihrem Leben nach dem Evangelium verweisen sie auf das zukünftige Leben in Christus, das in Teilen schon angebrochen ist, und halten die Botschaft des Evangeliums im Bewusstsein der Menschen wach. Selbst das Schweigen der kontemplativen Frauen und Männer wird so zur Verkündigung des Gottesreiches.

Auch wenn es einen besonderen Tag des geweihten Lebens gibt, so ist die Hingabe an Gott nicht exklusiv den Frauen und Männern des geweihten Lebens vorbehalten. Durch die Taufe sind alle wiedergeboren zu Kindern Gottes und durch das Sakrament der Firmung mit einer besonderen Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet. So sollen sie den «Glauben als wahre Zeugen Christi in Wort und Tat» verbreiten und verteidigen. Ausgerüstet mit den Sakramenten «sind alle Christgläubigen in allen Verhältnissen und in jedem Stand je auf ihrem Wege vom Herrn berufen zu der Vollkommenheit in Heiligkeit, in der der Vater selbst vollkommen ist» («Lumen gentium»11).
 

Zu den Personen des geweihten Lebens gehören neben den Ordensleuten sowie Mitgliedern von apostolischen und kontemplativen Instituten und Säkularinstituten auch Eremiten, geweihte Jungfrauen und geweihte Witwen.

 


[1] Ansprache von Papst Benedikt XVI. am 2. Februar 2007


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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  • user
    Hansjörg 01.02.2024 um 14:11
    Da stellt sich nun die Frage, ob Männer benachteiligt werden. Gibt es denn keine Gruppe von Männern, die den geweihten Jungfrauen entspricht, und weshalb gibt es keine geweihten Wittwer?