Gott hat sich in diesen drei Ereignissen offenbart, drei Ereignisse, die uns nahelegen, dass im Jesuskind wirklich der Sohn Gottes Mensch wurde. Wir betrachten das erste Ereignis.
Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz
Als Moses die Zehn Gebote und das Gesetz für das Volk Israel erhielt, erklärte er: «Sei still und höre, Israel: Heute, an diesem Tag, bist du das Volk des Herrn, deines Gottes, geworden» (Dtn 29,6).
Quer durch das Alte Testament wird dies immer wieder zum Ausdruck gebracht, etwa im Weisheitsbuch Jesus Sirach: «Für jedes Volk bestellte er einen Herrscher, Israel aber ist der Erbbesitz des Herrn» (Sir 17,17). Für einen gläubigen Israeliten ist daher das prophetische Wort des Jesaja alles andere als eine Selbstverständlichkeit: «Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz» (Jes 60,2). Oder an einer anderen Stelle schreibt er: «Völker, die dich nicht kennen, werden zu dir rufen, und Völker, die dich nicht kennen, flüchten zu dir» (Jes 55,5).
Mit den Weisen aus dem Morgenland, die einen Stern haben aufgehen sehen und diesem folgen, beginnt sich das prophetische Wort des Propheten Jesaja zu erfüllen. Sie fragen nach dem neugeborenen «König der Juden». Wenn wir im Neuen Testament suchen, wo dieser Begriff «König der Juden» auch noch vorkommt, gibt es nur noch zwei Stellen, die von allen vier Evangelien überliefert werden. Als Jesus von Pilatus verhört wird: «‹Bist du der König der Juden?› Jesus antwortet: ‹Du sagst es›» (Mt 15,2). Die zweite Stelle betrifft schliesslich die Inschrift über dem Kreuz: «Jesus von Nazaret, der König der Juden» (Joh 19,19). Hier am Kreuz erfüllte sich wiederum das Lied des auserwählten (Jes 42,1–9; 49,1–9) und leidenden Gottesknechtes im Buch des Propheten Jesaja (Jes 50,4–9). In der Auferstehung Christi sollte sich sein strahlender Glanz in seiner ganzen Fülle als Anziehungspunkt aller Völker zeigen.
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen
Die Weisen haben die Bedeutung des Sternes für ihre Zeit erkannt. Sie fühlten sich zum neuen König hingezogen und sie waren sich nicht zu schade, einem Kind zu huldigen. Wenn wir das Verhalten der Weisen auf uns als Christen übertragen, ist es für uns ein Ansporn, uns am Wesentlichen zu orientieren. Die Weisen hatten nur eine Vorahnung, dass dieses Kind eine grosse Zukunft vor sich hatte, die sich auf die Menschheit auswirken sollte. Wir hingegen dürfen die überlieferten Worte und Taten des Erlösers den vier Evangelien entnehmen. In ihnen haben wir einen weit zuverlässigeren Kompass für unser Leben als einen Stern, der durch hinüberziehende Wolken von einem Augenblick zum anderen wieder verschwinden kann. Bleiben wir Christus mit der gleichen Hartnäckigkeit treu, wie die Weisen ihrem Stern folgten.
Forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist
Schon am Kind in der Krippe scheiden sich die Geister. Während die Weisen keinen Aufwand scheuen, um an ihr Ziel zu kommen, will Herodes nur an Informationen über den Aufenthaltsort des Kindes herankommen, um es in seinem Machterhaltungstrieb zu vernichten und ihm seine Zukunft zu nehmen. Er löst ein Massaker in Bethlehem aus und lässt alle Knaben Bethlehems im Alter bis zu zwei Jahren umbringen. Die Tatsache, dass Jesus der Sohn Gottes ist, liess Jahre später wieder die Geister scheiden, sodass die Schriftgelehrten und Pharisäer ihn durch die Römer verurteilen und kreuzigen liessen.
Sie fielen nieder und huldigten ihm
«Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und beteten es an» (Mt 2,11). Der verstorbene Papst Benedikt XVI. deutete am 20. August 2005 am Weltjugendtag in Köln diese Stelle in Bezug auf die heilige Eucharistie: «Liebe Freunde – das ist nicht eine weit entfernte, lang vergangene Geschichte. Das ist Gegenwart. Hier in der heiligen Hostie ist ER vor uns und unter uns. Wie damals verhüllt er sich geheimnisvoll in heiligem Schweigen, und wie damals offenbart er gerade so Gottes wahres Gesicht. Er ist für uns Weizenkorn geworden, das in die Erde fällt und stirbt und Frucht bringt bis zum Ende der Zeiten (vgl. Joh 12,24). Er ist da wie damals in Betlehem. Er lädt uns ein zu der inneren Wanderschaft, die Anbetung heisst. Machen wir uns jetzt auf diesen inneren Weg, und bitten wir ihn, dass er uns führe.»
Möge uns das Hochfest Epiphanie erneut Christus nahebringen. Er führe uns durch alle Schwierigkeiten in diesem Leben sicher zum Himmelreich, das er als Mensch gewordener, gekreuzigter und auferstandener Sohn Gottes erschlossen hat.
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