Der Neupriester Br. Pascal Mettler. (Bilder: Rosmarie Schärer/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

«Er wird ein Her­zens­pries­ter sein»

Heute, am 13. April 2024, wurde in Schüpf­heim LU Br. Pas­cal Mett­ler zum Pries­ter geweiht. Ein Freu­den­tag für Freunde und Bekannte, aber auch für die ganze Kirche.

Am heutigen Festtag jubelte auch der Himmel mit und so durfte Bruder Pascal seine Priesterweihe bei strahlendem Sonnenschein feiern. Von überall her kamen Menschen nach Schüpfheim im Entlebuch, um ihn an diesem Tag zu begleiten. Aufgewachsen im Kanton St. Gallen, hat Br. Pascal unter anderem auch im Kanton Zürich gewohnt und später in Chur und Münster (D) studiert. Für die Berufseinführung kam er in den Pastoralraum «Oberes Entlebuch». Durch seine sympathische Art lernte er an all diesen Orten die unterschiedlichsten Menschen kennen, die sich heute in der Pfarrkirche St. Johannes und Paulus zum festlichen Gottesdienst trafen.

Die längste Anreise hatte sicher Bischof Paul Hinder, der aus Abu Dhabi anreiste. Er nahm die Einladung des Provinzials der Schweizer Provinz, Br. Josef Haselbach, gerne an, um hier seinen Mitbruder Pascal Mettler zum Priester zu weihen.

Unter dem Gesang des Kirchenchors Flühli zogen Ministranten und weitere Dienste, die Priester, Br. Pascal und Bischof Hinder in die Kirche ein. Mit kräftiger Stimme sprach Br. Pascal sein «Hier bin ich». Da er als Kapuziner seinem Orden untersteht, wurde er nicht vom anwesenden Regens, sondern von seinem Provinzial vorgestellt. Br. Josef Haselbach konnte dann auch bezeugen, dass Br. Pascal für würdig gehalten wird, Priester zu werden.

In seiner Homilie ging Bischof Hinder zunächst auf die erste Lesung aus dem Buch Jesaja ein (Jes 42,1-4.6-7).
«Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er verglimmt nicht und wird nicht geknickt, bis er auf der Erde das Recht begründet hat.»

In der heutigen Zeit tun sich viele Menschen schwer mit dem Priesteramt. Dies sei nicht nur auf die Missbrauchsfälle zurückzuführen; wenn sich Priester als vom Volk abgehoben sehen, verlieren sie den Kontakt zu ihm. Er wolle Br. Pascal nicht die Freude an der Weihe trüben, erklärte Bischof Hinder. «Aber wir müssen uns der Realität stellen und im Vertrauen auf Gottes Wort den Weg gehen.» Er legte Br. Pascal ans Herz, sich an dem Prophetenbild aus der Lesung auszurichten, so werde er zu einem demütigen Diener.
Mit Bezug auf das Evangelium vom Sturm auf dem See (Joh 6,16-21) wies Bischof Hinder darauf hin, dass Priester immer wieder auf heftigen Widerstand stossen werden. Das zeige sich in der Erzählung, die sich gleich an den Seesturm anschliesse. Als Jesus in Kafarnaum davon spricht, dass er das Brot vom Himmel sei, verliessen ihn fast alle seine Jünger. Auch er selbst habe in seinen 57 Jahren als Priester manche Stürme erleben müssen, doch wie im Evangelium rufe der Herr: «Ich bin es; fürchtet euch nicht!» Und er ermunterte Br. Pascal: «Du kannst dich getrost auf den Weg machen, denn der Herr ist schon überall da, wo du ankommen wirst.»
 


Im Anschluss an den Wortgottesdienst erfolgte die Weihe. Seine Bereitschaft, die Br. Pascal mit dem «Hier bin ich» zu Beginn ausgedrückt hatte, wurde in den Versprechen konkreter. So antwortete er auf die sechs Fragen– hier gekürzt wiedergegeben – jeweils mit einem klaren «Ich bin bereit».

  • Bist du bereit als Mitarbeiter des Bischofs die Gemeinde umsichtig zu leiten;
  • Bist du bereit, den Dienst am Wort Gottes getreu zu erfüllen;
  • Bist du bereit, die Mysterien Christi (Sakramente) in gläubiger Ehrfurcht zu feiern;
  • Bist du bereit, mit dem Bischof im Gebet für die Gemeinde vor Gott zu treten;
  • Bist du bereit, den Notleidenden, Armen, Kranken und Heimatlosen beizustehen;
  • Bist du bereit, Tag für Tag dich enger an Christus zu binden.

Danach trat er vor den Bischof, kniete nieder und versprach in die Hände des Bischofs ihm und seinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam. Anschliessend legte sich Br. Pascal ausgestreckt auf den Boden, während die Gemeinde in der Allerheiligenlitanei Gnade und Segen für den Weihekandidaten erflehte. Er kniete sich vor den Bischof, der ihn durch Handauflegung zum Priester weihte.

Die Körpersprache ist hier sehr eindrücklich: «Aufrecht seine Bereitschaft erklären, dann kniend vor dem Bischof sich als Mitarbeiter verpflichten lassen, im Liegen seine eigene Schwachheit aushalten, getragen werden vom Gebet und dann aufstehen, vor den Bischof treten, sich hinknien und schweigend dessen weihende Hände spüren – ein sehr dichter Moment.»[1]

An diesen Moment erinnert sich auch sein Mitbruder Br. Rakeshkumar Merugu: «Als mir der Bischof bei meiner Priesterweihe die Hand aufgelegt hat, habe ich eine Kraft gespürt. Als heute Bischof Hinder Br. Pascal die Hand auflegte, kam mir Gedanke, ob er auch das gleiche Gefühl erlebt wie ich damals.»

Nach seiner Weihe legte Br. Pascal die Diakonstola ab. Ein Mitbruder legte ihm die Priesterstola um und das priesterliche Gewand an. Seine Hände, die nun zum Dienst am Volk Gottes bestimmt sind, wurden mit Chrisam gesalbt. Zuletzt wurden ihm Brot und Wein überreicht zu den Worten: «Empfange die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.»
Die Weihe fand ihren Abschluss in der Umarmung durch den Bischof und den Friedensgruss.

In der Eucharistiefeier durfte Br. Pascal nun zum ersten Mal konzelebrieren. Der eindrückliche Festgottesdienst lebte auch durch die tätige Teilnahme der vielen Gläubigen. Sichtlich gerührt dankte der Neupriester allen, die zu diesem wunderschönen Fest beigetragen hatten und spendete den Primizsegen.
 


Der anschliessende Apéro bot Gelegenheit, mit den vielen Freunden und Bekannten von Br. Pascal ins Gespräch zu kommen. Unter ihnen waren auch zwei ehemalige Mitstudenten von ihm. Br. Benedikt ist Mönch im Benediktiner Kloster Disentis. Br. Benedikt hat Br. Pascal lange auf dessen Studienweg begleitet. «Ich kenne auch den Weg, den er bereits vor dem Theologiestudium gegangen ist. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen, dass er jetzt an diesem Ziel angekommen ist.» Er war von der Weihe selbst sehr bewegt. David Beeler, der mit seinen beiden Kindern da war, erging es ähnlich. «Ich habe Pascal damals im Seminar als den grossen Diener wahrgenommen. Er hat ein riesiges Herz und eine dienende Art. Er wird ein Herzenspriester sein.»

Der Leiter des Pastoralraums «Oberes Entlebuch», Urs Corradini, freute sich über den neuen Kaplan. «Schön, dass wir einen neuen Priester bei uns haben. Wir haben noch etwas vor mit ihm und sind dankbar, dass er bei uns bleiben wird.»

Die Sakristanin einer der Pfarreien war von der Weihe beeindruckt. «Ich habe so etwas zum ersten Mal erlebt, es war wunderschön.» Und auf die Frage, wie sie Br. Pascal erlebe, erklärte sie mit echter Wärme: «Pascal erlebe ich als einen sehr einfachen, liebenswürdigen und tiefgläubigen Menschen. Er bringt einen Tupfer Farbe in den Pastoralraum hinein. Er ist wirklich ein sehr lieber Kerl.» Für Bischof Paul Hinder war es eine schöne Gelegenheit, wieder einmal in seine Heimatprovinz zu kommen. «Für mich ist die Priesterweihe natürlich eine Freude, so etwas kommt ja nicht alle Tage vor, vor allem nicht in der Schweiz.» Und er zeigt sich auch begeistert vom aktuellen Wetter. «Es war jetzt auch gerade eine schöne Frühlingsfahrt», erzählt er und ergänzt mit einem Schmunzeln: «Die Schweiz hat mich in ihrem schönsten Kleid empfangen.»

Br. Pascal zitierte bei seinen Dankesworten drei Sätze aus einem Büchlein eines Kapuziners, das ihm kürzlich wieder in die Hände gefallen war. Die Sätze, die der Neupriester den Anwesenden mitgegeben hat, können allen Gläubigen eine Hilfe sein: Das Ziel nicht vergessen; den Weg nicht verlassen; den Mut nicht verlieren.

 


[1] https://www.erzbistum-muenchen.de/glaube/sakramente/weihe/cont/74474


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

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    Rolf Stöcklin 16.04.2024 um 23:17
    Herzlichen Glückwunsch an Bruder Pascal. !
    Schön, dass es ein kath Portal gibt, das mit Freude darüber berichtet, die sakramentale Theologie unserer Kirche beachtet. Beten wir und spenden wir, dass viele Menschen diesen Schatz unserer Kirche entdecken ind wertschaetzen.
    R. Stoecklin
  • user
    David Beeler 14.04.2024 um 20:09
    Herzliche Gratulation Bruder Pascal zur Priesterweihe. Danke für Dein Ja zu diesem grossen Dienst im Weinberge Gottes. Ich wünsche Dir Gottesreichsten Segen, mögen durch Dein priesterliches Wirken viele Menschen zu Christus finden.
    Danke auch Dir Rosmarie für diesen schönen Bericht. Ich fühle mich ein wenig geschmeichelt, dass Du meine Interviewantwort gleich als Titel verwendet hast. :-) Aber es ist einfach wahr, Bruder Pascals dienende Art hat mich immer beeindruckt. Deshalb glaube ich, dass er ein Herzenspriester sein wird.
    • user
      Meier Pirmin 15.04.2024 um 06:47
      Das Entlebuch gehört zu den spirituell und volksreligiös interessantesten Landschaften der Schweiz, siehe die mystischen Kapellen und zum Beispiel die von Erich Langjahr, notabene Protestant, einmalig dokumentierte dortige Mai-Andacht-Tradition. Die Bauernfrömmigkeit hatte indes immer auch etwas Anarchisches, mit Abweichungen gegen Obrigkeiten, ob weltlich oder religiös, wobei man sich im Spätmittelalter gern dem Kanton Obwalden angeschlossen hatte. Ein Pfründer von Escholzmatt, Dorfmann, wurde später als "Commander" Reformator von Graubünden, die reformatorische Tendenz richtete sich wohl gegen den Feudalismus des Klosters Trub. Paracelsus behauptete, es gebe im Entlebuch "Bauren, sind weise wie der König Salomo". Selber Bibel lesen führte freilich noch 1747 zur letzten Ketzerhinrichtung in der Schweiz, betr. den Sulzigjoggeli, dessen Leben unterdessen verfilmt ist, vor Jahrzehnten schon vom ehem. Regierungsrat Dr. Toni Schwingruber aufgearbeitet. Sehr bedeutend auch die Marienverehrung und der Totentanz- und Heiligkreuzkult im Raum Wolhusen, auch das rege Engagement um die Lokalgeschichte.
      • user
        Martin Meier-Schnüriger 16.04.2024 um 10:27
        Das mag ja alles sehr interessant sein, hat mit der Priesterweihe von Br. Pascal aber herzlich wenig zu tun. Br. Pascal stammt aus Untereggen im Kanton St. Gallen. Da die Ordensgemeinschaften, die auf den hl. Franziskus zurückgehen, anders als die benediktinischen Gemeinschaften, die "stabilitas loci" nicht kennen, kommen Franziskaner und Kapuziner weit herum.
        Abgesehen davon gäbe es zu den historischen Ausführungen einiges zu ergänzen. Das Kloster Trub lag auf bernischem Hoheitsgebiet und wurde 1528 mit der Einführung der Reformation in Bern aufgehoben. Ausserdem war der letzte Abt von Trub selber ein Anhänger der Reformation. Die Freiheitsbestrebungen der Entlebucher erlebten im Bauernkrieg von 1653 einen letzten Höhepunkt, als sie Schulter an Schulter mit den reformierten Emmentalern gegen die städtischen Obrigkeiten von Bern und Luzern ins Feld zogen. Doch nur drei Jahre später kämpften sie im 1. Villmerger Krieg auf Seiten des katholischen Luzerns gegen das reformierte Bern. Von einer Reformationsbegeisterung war im Entlebuch wenig zu spüren! Und als 1891, 43 Jahre nach der Gründung der modernen Schweiz, zum ersten Mal ein katholisch-konservativer Bundesrat in die Landesregierung gewählt wurde, war es mit Josef Zemp - ein Entlebucher!
        • user
          Meier Pirmin 16.04.2024 um 11:23
          @Meier-Schnüriger. Natürlich hat es mit dieser Priesterweihe zu tun, von wegen dem "Biotop" Entlebuch, wo zum Beispiel auf der Alp Brüdern seit 1590 an der Stätte der ehemaligen Einsiedelei der Gottesfreunde eine Bergbauernfamilie in der historischen Kapelle jährlich eine Messe zu Mariä Himmelfahrt mit Jodelbegleitung feiern lässt, mit einem Ostschweizer Pallotiner, seit Jahrzehnten der selbe. Das Kloster Trub war nun mal im Emmental und im Entlebuch, auch Emmental, Grundherr, so wie St. Urban LU noch in Langenthal bis 1798 und nach 1815 Steuern einziehen konnte, weswegen auch schon mal z.B. 1816 bei der Hungersnot die Verbrennung des Klosters geplant war, dessen wohl bester Lehrer bis 1524, der brillante Graezist Rudolf Ambühl, genannt Collinus war. Dieser machte sich aber dort wegen Griechischunterricht verdächtig. Mit der Begründung, "Gritzi-Grätzi, das ist lutherisch", wurde er letztlich zu Zwingli nach Zürich vertrieben, wo er, weil er sich der Schlacht bei Kappel gegen seine Landsleute entzog, dann als Überlebender der Vormund der Kinder von Zwingli wurde, zuvor schon 1529 sein Protokollführer beim Religionsgespräch in Marburg mit Luther, weil er nun mal in katholisch Mailand bei den besten Professoren studiert hatte. Die Zürcher Bibelübersetzung beriet er als Spezialist für griechische Grammatik. Collinus schrieb dann die neben Thomas Platter bedeutendste Schweizer Autobiographie der Zeit, lobte seine katholische Gotte und den Propst von Luzern. Dieses sprachliche Niveau finden Sie heute leider an keiner theologischen Hochschule, da müssen wir beim heutigen Personal demütig bleiben. Heiligkeit hängt natürlich nicht von dem ab.

          Es bleibt aber wohl dabei, dass der Priesternachwuchs nicht ausschliesslich, aber wesentlich doch noch von Milieus und Familienverhältnissen lebt sowie Kulturhintergrund in der Art des Entlebuches, vielleicht auch Appenzell oder katholisch Toggenburg, wo auch Zwingli gross wurde, der jahrelang der Vertrauensmann und Militärseelsorger von Kardinal Schiner war. Noch 1523 sprach ihm der allzu früh verstorbene Papst Hadrian VI. sein volles Vertrauen aus! Es war indes leider zu spät.