Jerusalem mit Blick auf die Grabeskirche (rechts). (Bild: FLASHPACKER TRAVELGUIDE/Flickr, CC BY-SA 2.0)

Weltkirche

Eska­lie­rende Anfein­dun­gen gegen Chris­ten in Israel

Im ver­gan­ge­nen Jahr haben Über­griffe auf Chris­tin­nen und Chris­ten in Israel zuge­nom­men. Das geht aus dem aktu­el­len Bericht des Jeru­sa­le­mer «Ros­sing Cen­ter» her­vor. Die inter­re­li­giöse Orga­ni­sa­tion for­dert ent­schlos­se­nes Handeln.

Die Zahl der Anfeindungen gegen Christen hat im vergangenen Jahr laut dem Jerusalemer «Rossing Center für Bildung und Dialog» in beunruhigender Weise zugenommen. Am Dienstag stellte die interreligiöse Organisation ihren Jahresbericht 2023 zu «Angriffen auf Christen in Israel und Ostjerusalem» am ökumenischen Institut «Tantur» vor. Darin fordert sie dringendes Handeln, aber auch bessere Instrumente zur Erhebung relevanter Daten.

Zugenommen haben demnach Fälle von Anspucken, verbaler und körperlicher Belästigung, schwerer Sachbeschädigung und Grabschändung. Basierend auf Angaben von Opfern, Zeugen, Kirchen und Polizei sowie Medienberichten verzeichnete das Zentrum für 2023 unter anderem 32 Fälle von Übergriffen auf kirchliches Eigentum, sieben Fälle von Gewalt gegen Christen, rund 30 Spuckangriffe, darunter auch gegen ausländische christliche Pilger.

Während schwere Fälle von Gewalt wie der Angriff auf den anglikanischen Friedhof im Januar entsprechende Reaktionen nach sich zögen, seien es die scheinbar harmlosen Zwischenfälle wie das Anspucken von Christen, die der christlichen Gemeinschaft durch ihren erniedrigenden und ermüdenden Charakter zusetzten, so Hana Bendcowsky, Programmdirektorin im «Rossing Center».

Präzise Zahlen zu den Angriffen seien schwer erhältlich, sagte der Leiter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL), Bischof Sani Ibrahim Azar. Ähnlich äusserte sich Federica Sasso vom «Rossing Center». Die Zahl der offiziell bekannten Fälle von Spuckangriffen etwa sei nur «die Spitze der Spitze des Eisbergs». Mitverantwortlich sei die Tendenz der Opfer, aus Demut und mangels Wissens über Strafverfolgungsmöglichkeiten die Übergriffe nicht zu melden. Die kleiner werdende christliche Minderheit befinde sich in «einem der verletzlichsten Momente seit Langem», so Federica Sasso. Gleichzeitig sei es in Zeiten eines andauernden Kriegs schwierig, für Spuckangriffe auf Christen zu sensibilisieren.

Die Organisation sieht einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Angriffe und dem «breiteren gesellschaftspolitischen Klima» im Land, das geprägt sei von einem Rechtsruck, wachsendem Nationalismus und einer Betonung der jüdischen Identität. So habe kurz nach der «Machtübernahme durch die rechtsgerichtete, ultranationalistische Koalition» die Gewalt gegen Palästinenser im Westjordanland sprunghaft zugenommen, wobei einige Siedlerangriffe «pogromartige Ausmasse angenommen» hätten. Der Kontext aus israelisch-palästinensischem Konflikt und sich überschneidenden religiösen und nationalen Identitäten erschwere es, die Übergriffe ausschliesslich als Angriff auf die christliche Identität zu verstehen. Das Fehlen einheitlicher Erhebungsmethoden erschwere eine vergleichende Untersuchung.

Das «Rossing Center» sprach sich für gemeinsame Anstrengungen aus, «um gegen die eskalierenden Feindseligkeiten gegen Christen in Jerusalem vorzugehen». Für einen ganzheitlichen Ansatz schlägt das Zentrum Aktionen auf Ebene von Polizei, Behörden, Schulen und christlichen Gemeinden vor. Polizei und andere relevante Behörden sollten zum Thema Christentum geschult sowie eine örtliche und eine nationale Stelle eingerichtet werden, die als Verbindung zu den Kirchenleitungen fungierten, so die Forderung. Es sei nötig, dass Behörden und jüdische Religionsführer mehr Solidarität zeigten und Übergriffe klar verurteilten. Über Lehrpläne in Schulen solle das Wissen über Christen verbessert werden. Christinnen und Christen wiederum sollen ermutigt werden, Angriffe zu melden.

Das «Rossing Center» und sein «Jerusalemer Zentrum für jüdisch-christliche Beziehungen» setzen sich für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit von Israelis und Palästinensern sowie für eine religiöse, ethnische und nationale Vielfalt ein. Seine Advocacy- und Bildungsinitiative zielt darauf ab, Wissen über und Verständnis für die christlichen Gemeinschaften zu verbessern, die seit Jahren «zunehmenden Schikanen» ausgesetzt seien. Mit dem Jahresbericht will es nach eigenen Angaben dazu beitragen, die «Gerechtigkeit in den christlich-jüdischen Beziehungen» zu fördern, in dem es das «Bewusstsein für Intoleranz gegenüber Christen bei der grossen Mehrheit der Israelis» schärft.

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KNA Katholische Nachrichten-Agentur


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    Meier Pirmin 05.06.2024 um 10:02
    Wenn schon Christinnen und Christen, würden einem über die Nennung einer Frau Christina Sasso hinaus, spezifisch Frauen betreffende Übergriffe interessieren. Sonst handelt es sich lediglich um eine sprachliche Gleichstellungsmarotte, siehe Vergewaltigerinnen und Vergewaltiger, Hebammer und Hebammen,