Tawadros II. (Bild: © Mazur/catholicnews.org.uk/flickr, CC BY-NC-ND 2.0 Deed)

Weltkirche

«Fidu­cia supp­li­cans» – Kop­ten stop­pen Dia­log mit Rom

Die kop­ti­sche Kir­che hat ent­schie­den, den theo­lo­gi­schen Dia­log mit der Katho­li­schen Kir­che aus­zu­set­zen. Die Ent­schei­dung der Hei­li­gen Syn­ode der Koptisch-​Orthodoxen Kir­che unter der Lei­tung von Papst Tawa­dros II. vom 7. März 2024 im ägyp­ti­schen Wadi al-​Natrun steht im Zusam­men­hang mit der welt­weit umstrit­te­nen Erklä­rung «Fidu­cia supplicans».

«Nach Konsultationen mit den Schwesterkirchen der östlich-orthodoxen Familie wurde beschlossen, den theologischen Dialog mit der katholischen Kirche auszusetzen, die Ergebnisse des Dialogs seit seinem Beginn vor zwanzig Jahren neu zu bewerten und neue Standards und Mechanismen für den künftigen Dialog zu schaffen», heisst es in der offiziellen Mitteilung der Synode, an der 110 der insgesamt 133 Mitglieder teilnahmen.

Die koptische und die Römisch-katholische Kirche stehen seit 1973 in regelmässigem theologischen Dialog. Zuletzt hatte der Papst der Kopten, Tawadros II. im Mai 2023 Papst Franziskus im Vatikan getroffen.

Die koptisch-orthodoxe Kirche bekräftigt «ihre entschiedene Ablehnung aller Formen homosexueller Beziehungen, da sie gegen die Heilige Bibel und das Gesetz verstossen, nach dem Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat». Die Kirche betrachte jede Segnung solcher Beziehungen «als Segnung der Sünde», sie sind inakzeptabel.

In einer eigenen Erklärung stellt die koptisch-orthodoxe Kirche ihren Glauben zum Thema Homosexualität dar: Gott hat den Menschen in Heiligkeit geschaffen, als Mann und Frau. «Gott hat dem Menschen einen freien Willen gegeben, um nach seinem heiligen Willen zu leben und um nach Gottes göttlichem Plan für die Ehe zu leben: Ein Mann vereint sich mit einer Frau.» Die koptisch-orthodoxe Kirche glaubt, dass die Bibel «das gute Wort der Wahrheit für alle Zeiten ist». Die Bibel «verurteilt, warnt und verbietet» in beiden Testamenten sexuelle Praktiken zwischen zwei Menschen des gleichen Geschlechts (z. B. Röm 1,26-28; 1  Kor 6,9–10, Lev 18,22: Lev 20,13). Die koptisch-orthodoxe Kirche «lehnt es kategorisch ab, sich auf die Idee verschiedener Kulturen zu berufen, um gleichgeschlechtliche Beziehungen im Rahmen der sogenannten ‹absoluten menschlichen Freiheit› zu rechtfertigen, die zur Zerstörung der Menschheit führt. Die Kirche bekräftigt zwar ihren uneingeschränkten Glauben an die [persönlichen] Menschenrechte und die Freiheit des Menschen, sie bekräftigt aber auch, dass die Freiheit des Geschöpfs nicht so absolut ist, dass es die Gesetze des Schöpfers übertreten und brechen kann.»
Die Erklärung hält weiter fest, dass Menschen mit homosexuellen Neigungen genau wie Ehebrecher wahre Reue brauchen. Beide benötigen geistliche und psychologische Begleitung. Wer sich aus freiem Willen dafür entscheidet, Gottes Gebot zu brechen, muss gewarnt und von der Kommunion ausgeschlossen werden, bis er Busse tut.

Erst kürzlich übte auch die russisch-orthodoxe Kirche massive Kritik an der im Dezember vom Vatikan veröffentlichten Erklärung «Fiducia supplicans». Der Vorsitzende der biblisch-theologischen Kommission des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), sprach gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur «RIA Nowosti» von einer «sehr ernsten Abkehr von den christlichen moralischen Normen».

Das am 18. Dezember vom Vatikan veröffentlichte Dokument, in dem das Glaubensdikasterium erstmals eine formlose Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, aber auch von unverheirateten oder wiederverheirateten Paaren erlaubte, hat innerhalb der Katholischen Kirche in vielen Ländern eine heftige Debatte ausgelöst. Unter anderem lehnten die afrikanischen Bischofskonferenzen die Erklärung «Fiducia supplicans» mit grosser Mehrheit entschieden ab.


KNA/Redaktion


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    Gabriela Ulrich 12.03.2024 um 09:58
    "Fiducia supplican" trennt und das ist verherrend. Man kann nur noch beten und hoffen, dass der nächste Papst spontane Segnungen von solchen Paaren verbietet,"Fiducia supplican" als ungültig erklärt und aufhebt.
  • user
    John Henry 11.03.2024 um 13:00
    Dies ist sehr schade aber nachvollziehbar. Beim “synodalen Weg” kam das Ansinnen “Roms” nicht durch. So hat man es in Eigenregie autokratisch gelöst. Bei diesem Verständnis “Roms” muss man “ja, ja oder nein, nein” sagen. Mit allem anderen unterstützt man das Böse. Das Schlimme an Fiducia Supplicans ist, dass ein künftiger Papst dies korrigieren muss und dies wieder viele verletzt 😢 und vor den Kopf stößt. Einfach nur traurig.
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    Claudio Tessari 11.03.2024 um 11:29
    Es zeigt einfach wie das Dokument in der Welt verstanden wird, nicht so wie es der Vatikan versucht zu beschönigen. Hier muss er Demut zeigen, und das Dokument verwerfen. Wenn Grössen wie Kardinal Müller oder Sarah sagen, es führt zu Häresie, wenn ca. 40 Bischofkonferenzen es verwerfen, ja dann zeigt es eben, dass nicht alle erzkonservative Traditionalisten sind, sondern diese Dokumente für den normalen Katholiken einfach ein ÄRGERNIS ist.
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    Hansjörg 10.03.2024 um 18:49
    Ich denke dass dieser Entscheid der Koptischen Kirche in unseren Breitengraden niemandem weh tut. Es wird auch niemanden interessieren.
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      Daniel Ric 11.03.2024 um 05:15
      Zu behaupten, die Position der Koptischen Mitbrüder und Mitschwestern interessiere hier niemanden, zeugt von einer rassistischen Haltung. Das ist leider oft typisch für die so "progressiven" Denker in der Kirche. Anstatt inhaltlich darüber zu diskutieren, inwiefern gewisse Argumente eine Berechtigung haben (und ich gehöre bei Fiducia supplicans nicht zu den Hardlinern, sondern betrachte das Dokument sehr differenziert), wird die Personengruppe, welche die Kritik äussert, aufgrund irgendwelcher kulturellen Überlegenheitsgefühlen ins Lächerliche gezogen. Selbstverständlich sollten wir sehr gut darauf hören, was die Kopten, aber auch die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent über dieses Dokument denken.
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        Hansjörg 11.03.2024 um 13:10
        Es ist nicht notwendig, immer gleich die Rassimuskeule auszupacken. Es ist einfach so, dass sich die Menschen weiter entwickeln und ihr Verhalten von Generation zu Generation verändern. Nun geht die Veränderung nicht überall gleich schnell und auch nicht in die gleiche Richtung von statten.

        So haben die Frauen vor 60 Jahren in der Schweiz zum sonntäglichen Kirchgang noch die schwarzen Kleider, inklusive eines schwarzen Kopftuches getragen. Das machen die Wenigen, die die Kirche noch besuchen heute nicht mehr. Die kath. Kirche schreibt immer noch mittelalterliche Sexualregeln vor. z.B. Masturbation ist verboten und eine schwere Sünde. Dagegen inseriert die Coop Zeitung einen Womanizer und erklärt, dass Masturbation gesund sei.

        Dass sich nun sehr konservative Katholiken eher mit den, noch konservativeren Kopten und afrikanischen Bischöfen verbunden fühlen, ist nachvollziehbar. Aber die Menschen werden sich dennoch rund um den Erdball weiter verändern.
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          Daniel Ric 11.03.2024 um 19:24
          Der Glaube, dass es eine natürliche Entwicklung hin zu einer gewissen Einstellung oder Kultur gibt, und dass wir momentan die Krone dieser Entwicklung darstellen, zeugt von einer grossen Überheblichkeit und auch Dummheit. Denken Sie wirklich, dass Europa, das überaltert ist und in dem die Kultur des Todes die Kultur des Lebens dominiert, ein Vorbild für die afrikanischen und asiatischen Länder ist? Wenn Europa Eindruck auf diese Länder gemacht hat, dann nur aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung. Nun machen viele Länder jedoch rasante Fortschritte in diesem Bereich. Wenn Europa den wirtschaftlichen Vorsprung, den man lange Zeit hatte (auch aufgrund des Kolonialismus), einbüsst, werden all die Dekadenzerscheinungen, die heute zu beobachten sind, ein zu teurer Luxus werden. Oder glauben Sie tatsächlich, dass dann die Selbstbefriedigung oder gleichgeschlechtlicher Sex die zentralen Themen sein werden? Europa wird sich dann wieder besinnen auf andere Werte besinnen müssen, vor allem auf den Glauben.
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          Paraparapartycrow 01.04.2024 um 15:35
          Nein, dem ist 'natürlicherweise' nicht so, eine nonrelativistische Umgebungen lassen sich nicht erweitern (da durch natürliche Entitäten bestimmt), deshalb findet auch keine Veränderung statt es sei denn wir befinden uns auf Abwegen in eine Ideologie, dies ist jedoch gar nicht so weit hergeholt wenn man bedenkt wie sehr unser System doch vom Marxismus durchseucht ist.
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      Marquard Imfeld 11.03.2024 um 06:58
      Es interessiert sehr: Denn die Stellungnahmen der Kopten und vieler Bischofskonferenzen und Bischöfen zeigen wie dekadent Westeuropa geworden ist.
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      Viktor Hürlimann 11.03.2024 um 11:10
      Die Kopten verdienen durchaus unsere Beachtung. Bilden sie doch die Kirche, der wir das Mönchtum verdanken und auch beachtliche Zeugnisse für den Glauben - bis hin zum Martyrium schenken. Man denke nur an die 21 Märtyrer von Sirte.