So weit wie gehabt. Nicht ganz. Der Frauenbund setzt noch einen oben drauf, geht sozusagen religionstechnisch fremd: Um die herkömmlichen Strukturen der Kirche zum Einsturz zu bringen, müssten die systemischen Ursachen der Missbräuche, so der Frauenbund wörtlich, «gebetsmühlenartig» thematisiert werden. Der Duden definiert das Wort «gebetsmühlenartig» wie folgt: «[sich] ständig wiederholend; immer wieder vorbringend [und dabei eigensinnig an seinen Vorstellungen o. Ä. festhaltend]».
Eigensinnig: Das bringt die Auslassungen des Frauenbundes auf den Punkt. Dabei hätte der Frauenbund alle Ursache, seine monothematischen Scheuklappen beiseitezulegen und den Blick auf Ereignisse zu werfen, die ihn im Grunde genommen essenziell interessieren müssten.
Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte-Frauen Schweiz, hat einen solchen Punkt benannt. In einem auf dem Medienportal «Nau.ch» aufgeschalteten Beitrag nimmt sie zum barbarischen Überfall der Hamas auf Israel Stellung und stellt die Frage: «Wo bleibt der Aufschrei der Feministen?» Ihre Antwort: «Mir kommt es vor, als würden nach Islamisten-Verbrechen wichtige Feministinnen und Feministen aus Angst schweigen, weil sie keinesfalls als fremdenfeindlich oder rassistisch gelten möchten. Lieber nichts gegen radikale Muslime sagen, damit auch niemand auf die Idee kommen könnte, man hätte etwas gegen den Islam.» Und weiter: «Der Islamismus hat ein schwerwiegendes Frauenproblem. Für Dschihadisten haben Frauen keine Würde, ganz besonders Frauen einer anderen Glaubensrichtung […] Dieses Weltbild ist in der Schweiz verbreitet: Mitten unter uns werden Frauen in ihren vier Wänden geschlagen, vergewaltigt, gedemütigt. Frauen mit Migrationshintergrund sind viermal häufiger davon betroffen. Wie wollen wir ihnen helfen, wenn wir nicht mal den Mut haben, Hamas-Gräueltaten als solche zu benennen und auf keinen Fall einer anderen Kultur auf die Füsse treten wollen?»
In der Tat: Dies wäre ein sehr wichtiges und verdienstvolles Betätigungsfeld für den sich explizit als feministisch deklarierenden Frauenbund. Doch dieser hüllt sich entgegen seiner sonst üblichen Usanz lieber in Schweigen. Dabei sind die Herausforderungen des Islams gerade auch in der Schweiz für jeden halbwegs unvoreingenommenen Beobachter des Zeitgeschehens nicht zu übersehen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Kürzlich wurde unweit meiner Wohnung in Winterthur ein Stromspeicher mit einem feministischen Plakat zugepflastert. Wenig später wurde das Plakat zerrissen und mit einem Kleber versehen: «Islam is right about Women. Amen. Shalom.» Ein Menetekel, das auch der Katholische Frauenbund trotz all seiner ideologischen Borniertheit kapieren müsste.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Da der Frauenbund auch die Fristenlösung nicht bekämpft hat, die junge CVP LU sich für die weitere Erleichterung der Abtreibung verwendet, die Schwägerin des Bischofs als Ständerätin vor ca. 3 Jahren die begrüssenswerte Nichrdiskriminierung der Homosexuellen, wofür ich mich über Jahrzehnte verwendete und wie kein zweiter Katholik in der Schweiz als Biograph von Heinrich Hössli forschte, als Nichtkennerin der katholischen Ethik der Ehe die heilige Ehe mit der Homo-Ehe verwechselte, was immerhin auch ein David Berger nie forderte, ist die umgetaufte Mitte für mich mit Ausnahme einer kulturell engagierten Person in meinem Kanton nicht mehr wählbar.
Hervorragend vor einer Woche der Artikel von Anian Liebrand in der Schweizerzeit über die Abtreibung in der Schweiz, sollte hier wohl auch noch geschaltet werden. Als Lehrer der Ethik habe ich 30 Jahre lang den Ausstand von BR Kurt Furgler bei der Abtreibungsfrage als Lehrbuchbeispiel für einen Gewissensentscheid gelehrt, mit dem Hinweis, dass solche Ausstände, wie sie auch König Baudouin von Belgien praktizierte, in einem vergleichbaren Dilemma verbunden mit hoher Verantwortung nur ganz ausnahmsweise mit wirklicher Glaubwürdigkeit praktiziert werden sollten.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich als im Grunde gescheiterter Katholik zwischen Stühlen und Bänken, mit allzu viel historischem Gepäck und nie in ein bischöfliches Archiv zugelassen, auch hier ein Aussenseiter bleibe, weil im Gang durch die Geschichte durch zu viele dunkle Verliese gewandelt. Ich bin aber dankbar, dass es dieses Portal gibt, vermerke noch, dass es im Kanton LU immerhin einen kandidierenden Kinderarzt im Entlebuch geben soll, bestätigte mir auch Anian, der für die hier noch vielfach vertretenen ethischen Anliegen ein offenes Ohr zu haben scheint. Auf namentliche Wahlwerbung verzichte ich. Vor ca. 30 Jahren unterstützte ich regelmässig die Kandidatin von Ja zum Leben auf der CVP-Liste, deren Förderung heute kaum mehr denkbar wäre. Hielt mich nicht davon ab, auf die durchaus aufrechte Politikerin Judith Stamm vor Jahresfrist einen ehrenvollen Nachruf zu schreiben, wobei sie ja als Abtreibungsbefürworterin und Kirchenkritikerin bekanntlich auf eine kirchliche Abdankung mit Messe verzichtete.
Im Aargau wählen meine Gesinnungsfreunde, denen das Christliche der cvp noch im Vordergrund stand, die mit der Partei listenverbundene EVP mit Frau Studer, der Tochter des für Sonntagsheiligung und gegen Abtreibung und Pornographie engagiert gewesenen Nationalrates Heiner Studer, einem Weggefährten seit 50 Jahren und tief gläubigen Evangelischen.
In Verbundenheit und in der Hoffnung, dass auch noch ein paar Christen gewählt werden
P. Meier, Autor