Pfingsten. Mosaik in der Saint Louis Cathedral in St. Louis, Missouri (USA). (Bild: Peter unseth, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Hintergrundbericht

Gott hat den Hei­li­gen Geist gesandt zur Ver­ge­bung der Sünden

Gott lässt sich in sei­nem Wir­ken nicht begren­zen. Das zeigte sich schon bei der Mensch­wer­dung, als der Sohn Got­tes durch das Wir­ken des Hei­li­gen Geis­tes in Maria die mensch­li­che Natur annahm. Auch bei der Tätig­keit der Apos­tel kön­nen wir die­ses schran­ken­lose Wir­ken feststellen.

Als Petrus einmal zu den Heiden sprach, geschah Folgendes: «Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde» (Apg 10,44–45). Sofort ordnete Petrus an, diese Heiden auch zu taufen. Das Beispiel zeigt, dass der Heilige Geist zum Glauben an Jesus Christus hinführt, zum Erlösungswerk des dreieinigen Gottes. Er führt hin zur Taufe und damit zur Sündenvergebung.

Ostern und Pfingsten stehen in einem tiefen Zusammenhang
Es ist interessant, wie von der Leseordnung her die beiden grossen Hochfeste Ostern und Pfingsten miteinander verwoben sind. Am Pfingstfest wird selbstverständlich der Bericht aus der Apostelgeschichte vorgetragen, der vom Sturm, den Feuerzungen und von den vom Heiligen Geist erfüllten Aposteln spricht – es ist die Geburtsstunde der Kirche. Dazu wird das Evangelium von der Begegnung Jesu am Abend des Ostertages vorgetragen. Der auferstandene Herr sagte als Erstes zu den Jüngern: «Friede sei mit euch!» Er schenkte ihnen also zuerst den Frieden in ihren Herzen; es ist ganz klar, dass sie diesen nach all den Geschehnissen im Ölgarten und auf Golgota auch nötig hatten. Erst danach hauchte er die Jünger an und sprach: «Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert» (Joh 20,21–22).

Dafür wird am Ostersonntag in einer Lesung ein Auszug aus der Pfingstpredigt des Apostels Petrus vorgetragen. Er tritt als Zeuge der Taten Jesu Christi und seiner Auferstehung auf. Dieses Auftreten steht ganz im Kontrast zum Osterevangelium, in welchem Petrus und Johannes zum Grab gehen, und dort den Bericht von Maria von Magdala, wonach das Grab leer ist, überprüfen. Die Berichte vom Ostermorgen zeigen uns noch ängstliche und verunsicherte Jünger, während diese fünfzig Tage später unerschrocken auftreten und die Auferstehung Christi bezeugen. So verweist die Leseordnung an Ostern auf Pfingsten und an Pfingsten auf Ostern.

Die Pfingstpredigt des Apostels Petrus traf sie mitten ins Herz
In seiner Pfingstpredigt warf der Apostel Petrus den Israeliten ihre verwerfliche Tat an Jesus vor: «Ihn habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt» (Apg 2,23). Wie die Apostelgeschichte berichtet, traf es die Hörer mitten ins Herz, sodass sie Petrus und die Apostel fragten, was sie tun sollten. Petrus antwortete: «Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung der Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen» (Apg 2,38).

Die Tatsache, dass die Geistsendung und die Vergebung der Sünden miteinander zusammenhängen, begegnet uns wieder in der Einleitung zur sakramentalen Lossprechung in der heiligen Beichte: «Gott der barmherzige Vater hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.» Voraus geht das reumütige Bekenntnis der Sünden. Im Grunde ist doch dieses reumütige Eingeständnis die Voraussetzung dafür, dass der Heilige Geist die Wunden in unserer Seele heilen kann.

Wir sollten den Heiligen Geist wieder an uns heranlassen!
Das Sündenbewusstsein ist heute enorm geschwunden. Wenn man mit den Leuten spricht, scheinen sie keine Sünden zu haben, leiden aber offensichtlich doch unter den Sünden, die andere ihnen antun. Es gibt doch so viel Ungerechtigkeiten, Parteiungen und Streit in unserer Gesellschaft! Irgendwie geht das Ganze aber nicht auf. Alle leiden unter sündhaftem Denken, Reden und Tun, doch niemand will etwas begangen haben. Die Existenz der Sünden ist unbestritten, sofern nicht die eigenen gemeint sind. Hilfreich könnte es sein, sich regelmässig zu prüfen, ob wir gelegentlich das dem Nächsten auch antun, worunter wir selbst manchmal leiden. Mit dieser Erkenntnis und dem reuigen Eingeständnis sind wir erst offen für das Wirken des Heiligen Geistes, sodass er uns wieder den inneren Frieden schenkt, den wir so nötig haben. Die unendliche Liebe Gottes und seine Barmherzigkeit werden erst auf diese Weise richtig erfahrbar und dann ist es unser ganz persönliches Pfingsterlebnis!

Die schönste Frucht des Heiligen Geistes wäre es natürlich, wenn wir uns alle ihm und seiner Gaben Siebenzahl so vorbehaltlos und bereitwillig öffnen, dass wir der Versuchung zur Sünde gar nicht erst nachgeben.


Roland Graf
swiss-cath.ch

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Dr. Roland Graf ist Pfarrer in Unteriberg und Studen (SZ). Er hat an der Universität Augsburg in Moraltheologie promoviert und war vor seinem Theologiestudium als Chemiker HTL tätig.


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