Collage des Buchcovers und einer Innenaufnahme der Klosterkirche von Fossanova, wo der heilige Thomas von Aquin zuletzt lebte und auch starb. (© Sebastian Sigler)

Kommentar

Gott und Mensch bei Tho­mas von Aquin

Was könnte es für schö­nere Geschenk­ideen zu Ostern geben als einen Gang durch das Leben des Erlö­sers? Natür­lich begin­nend mit Weih­nach­ten und dann mit dem Kir­chen­jahr durch sein Leben bis zum zen­tra­len Erlö­sungs­werk, dem Kar­frei­tag und der Auf­er­ste­hung, und wei­ter bis zum Pfingst­fest. Nichts ande­res stellt das erste Kapi­tel eines höchst lesens­wer­ten Wer­kes über Tho­mas von Aquin dar, das Gerd Heu­mes­ser aktu­ell vorlegt.

In wohl unnachahmlich kluger Weise hat Thomas von Aquin, der auch als Vater der Scholastik gilt, bereits im 13. Jahrhundert die Heilige Schrift ausgelegt. Kapitel für Kapitel greift Heumesser die grundlegend behandelten religiösen Fragen auf – dabei ist er für Vollständigkeit und Relevanz des Buches zu loben. Die Theologie des Thomas von Aquin ist geeignet, die säkulare und immer gottloser werdende heutige Welt zurückzuführen zum Heil des Evangeliums.

Doch der Gang durch das Leben und Wirken Jesu, beginnend mit Weihnachten, stellt lediglich eine Exposition dar. Wie schnell doch der Mensch auf sich selbst geworfen ist, wie deutlich die Gottesferne unser aller Leben prägt! Dieses Buch nimmt diese erste, häufig unreflektierte Erkenntnis auf. Der «unerlöste Mensch», quasi das Gegenstück zu Christus, dem Erlöser, prägt das zweite Kapitel. Sünden – auch die Todsünden – werden thematisiert. Der Schmerz wird sichtbar, aber Gerd Heumesser dosiert die Textlänge, übertreibt nicht, ist achtsam im Tonfall.

Heumesser gelingt es, bei seinen Leserinnen und Lesern einen spirituellen Spaziergang der Selbsterkenntnis anzuregen – «leichten Schrittes», im übertragenen Sinn. Im Kapitel drei werden der Weg und im vierten Kapitel das Ergebnis der Erlösung beschrieben, bevor der Autor seine Leserschaft auch zu den Letzten Dingen führt, ihr den Weg Gottes auslegt, wie er für alle Menschen vorgesehen ist, wie er unabwendbar eintreten wird. «Gott und die Welt», das sechste Kapitel, zeigt dann Gott in den Menschen und die Menschen in Gott – die Einheit, die mit dem Osterfest ihre Vollendung erfährt, entfaltet sich nun zur Gänze.

Der Wert der Theologie des Thomas von Aquin begründet die Bedeutung des Buches, und die Umsicht des Autors macht daraus ein Stück Lesespass mit Nutzwert. Ein Quellenverzeichnis, nach Kapiteln und Abschnitten sortiert, ermöglicht das Weiterlesen, das vertiefte Studium theologischer Fragen. Einzig die Lesbarkeit könnte etwas besser sein – der Durchschuss ist vergleichsweise klein. Doch das stört nicht angesichts der grossen Wissensvermehrung. Unser Tipp: Verschenken sie dieses Buch gerade jetzt, gerade in einer Zeit der wachsenden Gottlosigkeit!

Tipp der Redaktion: Lesen und verschenken Sie dieses Buch.

 

Gerd Heumesser, Ein spiritueller Spaziergang mit Thomas von Aquin. Sarto-Verlag, Bobingen 2022, ISBN 978-3-96406-057-0, 236 Seiten.

 

 


Sebastian Sigler


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert