Theotokos, 14. Jahrhundert, Basilianerkloster in Krásny Brod, Slowakei. (Bild: Misko3, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Neuevangelisierung

«Gruss dir, hei­lige Mut­ter, du hast den König geboren»

Der 1. Januar hat in der Katho­li­schen Kir­che viele Namen: Hoch­fest der Got­tes­mut­ter Maria, Oktav­tag von Weih­nach­ten, Namens­ge­bung des Herrn und Weltfriedenstag.

Der achte Tag nach Weihnachten fiel seit der Kalenderreform unter Julius Cäsar auf den römischen Jahresanfang. Der Verehrung des namensgebenden Gottes Ianus durch ausschweifende Feste stellte die römische Ortskirche ein Marienfest entgegen: den «Gedenktag der Gottesmutter» (natale sanctae Mariae). Das neue Jahr wurde so unter Mariens Schutz gestellt.
Als im 7. Jahrhundert weitere Marienfeste aus dem Osten übernommen wurden, trat dieser Gedenktag zugunsten des Oktavtags von Weihnachten in den Hintergrund.

Im 11. Jahrhundert führte die römische Kirche das Fest «Beschneidung des Herrn» (circumcisio Domini) ein. Gemäss Lk 2,21 wurde Jesus am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten und erhielt den Namen Jesus. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung «Oktavtag von Weihnachten». Maria wurde dadurch in den Hintergrund gedrängt.

Papst Pius XI. gab dem Fest 1931 aus Anlass der Fünfzehnhundertjahrfeier des Konzils von Ephesus (431) wieder die Bedeutung von Maria als Gebärerin des Gottessohnes: Das Konzil hatte feierlich verkündet, dass Maria «theotokos», also «Gottesgebärerin» ist. Pius XI. legte das Fest auf den 11. Oktober. Im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Fest «Beschneidung des Herrn» durch das «Hochfest der Gottesmutter Maria» (Sollemnitas sanctae Dei Genetricis Mariae) mit dem Gedächtnis der Namensgebung Jesu ersetzt und auf den 1. Januar gelegt.

Der 1. Januar ist auch der Weltfriedenstag. Papst Paul VI. hat ihn in seiner Botschaft vom 8. Dezember 1967 ins Leben gerufen und 1968 erstmals gefeiert.

Die Liturgie legt den Schwerpunkt auf die Gottesmutterschaft Mariens: «Gruss dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde» (Eröffnungsvers). Dieser Gedanke wird in der zweiten Lesung ausgeweitet:

Als die Zeit erfüllt war,
sandte Gott seinen Sohn,
geboren von einer Frau
und dem Gesetz unterstellt,
damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen,
und damit wir die Sohnschaft erlangen.
Weil ihr aber Söhne seid,
sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen,
den Geist, der ruft: Abba, Vater.
Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn;
bist du aber Sohn,
dann auch Erbe,
Erbe durch Gott
(Gal 4,4–7).

Durch ihr vorbehaltloses «Ja» hat Maria das Tor zum Heil der Welt geöffnet. Sie stimmte dem Plan Gottes zu und gebar so den Gottessohn, den Schöpfer der Welt. Das älteste bekannte Mariengebet – «Sub tuum præsidium confugimus» – hatte die Glaubenswahrheit von Maria als Gottesgebärerin, die auf dem Konzil von Ephesus 431 verkündet wurde, bereits zum Inhalt.

Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir,
o heilige Gottesgebärerin.
Verschmähe nicht unser Gebet in unsern Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren,
o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau. Amen.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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