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Kommentar

Haus­ge­machte Las­ten der Pfarreileitung

Eine aus­ufernde Pfarrei-​Bürokratie macht Pries­tern immer mehr zu schaf­fen. Eine wirk­same Abhilfe setzt im Lichte des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils eine Besin­nung auf die vier Grund­voll­züge der Kir­che voraus.

Im Juni kam die Meldung, dass der Pfarrer der Hofkirche in Luzern, Ruedi Beck, die Pfarrleitung aufgeben möchte. Er bleibt weiterhin Priester an der Hofkirche, möchte sich aber nach eigenen Worten vermehrt der Seelsorge widmen. Ruedi Beck wird neu sogenannter «Leitender Priester», währenddem eine Laientheologin die Funktion einer «Gemeindeleiterin» übernimmt. Dieses Modell ist im Bistum Basel weit verbreitet, widerspricht jedoch den Vorgaben des Vatikans, der solche Co-Leitungen ablehnt. Erst im Sommer 2020 veröffentlichte die Kleruskongregation eine Instruktion, in der festgehalten wird, dass nur ein Priester eine Pfarrei leiten darf. Kirchenrechtlich sind daher Begriffe wie «Gemeindeleiter» oder «Co-Leitung» höchst problematisch, weil irreführend.

Wie bei vielen Vorgaben, die Rom zur Morallehre oder zur kirchlichen Disziplin erlässt, kommt schnell der Vorwurf auf, dass eine Realitätsferne vorliege, die der Pastoral schade. Liegt dieser Vorwurf nicht auf der Linie von Pfarrer Beck, der darlegt, dass er sich als Priester vor allem den Menschen widmen möchte und keine Lust hat, seine Zeit mit administrativen Tätigkeiten zu verschwenden? Ist der Ansatz des Bistums Basel nicht richtig, die immer weniger zur Verfügung stehenden Priester nur für die Seelsorge einzusetzen und sie von allen Leitungsaufgaben zu entlasten? Im Folgenden soll dieser Frage analytisch nachgegangen werden, indem mehrere Aspekte berücksichtigt werden und ein genauerer Blick auf die vier Grundvollzüge der Kirche geworfen wird. Da die finanziellen und personellen Ressourcen der Ortskirchen immer dünner werden, soll diese Betrachtung auch ein Anstoss sein, darüber zu reflektieren, welche pastoralen Aufgaben sinnvollerweise von einem Priester übernommen werden sollten und welche im Sinne des Zweiten Vatikanums Laien (auch ohne theologische Ausbildung) koordinieren und durchführen können.

Welche Aktivitäten fallen unter die Leitung einer Pfarrei?
Zuerst einmal ist zu definieren, welche Aktivitäten unter die Leitung einer Pfarrei fallen. Im dualen System der Schweiz werden die Priester von einigen Aufgaben entlastet, die in anderen Ländern Pfarrern obliegen. Die staatskirchlichen Gremien kümmern sich um das Bauwesen, das Personal und finanziellen Angelegenheiten. Die Seelsorger sind für den rein kirchlichen Teil zuständig, der durch die vier Grundvollzüge der Kirche – Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Gemeinschaftsaufbau – geprägt ist. Bei der Liturgie ist das Hauptaufgabengebiet die Gottesdienstplanung und -durchführung, bei der Verkündigung der Religionsunterricht und die Medienarbeit, bei der Diakonie sind es Besuche bei älteren und kranken Menschen sowie karitative Hilfe und beim Gemeinschaftsaufbau die Organisation sozialer Anlässe zur Stärkung des Pfarreizusammenhalts und der Kontakt zu Vereinen wie dem Kirchenchor, Jungwacht und Blauring oder der Frauengemeinschaft. Die obige Aufzählung ist natürlich nicht abschliessend, sondern nur eine Hilfe für die Leserschaft, sich ein Bild von den Aufgaben innerhalb einer Pfarrei zu machen. Diese sind tatsächlich vielfältig und dadurch quantitativ und qualitativ herausfordernd.

Bevor ein detaillierter Blick auf die einzelnen Grundvollzüge gerichtet wird, sind drei Entwicklungen hervorzuheben, die in den letzten Jahrzehnten zu einer Verminderung der Arbeitslast hätten führen können bzw. sollen. Erstens ist hier die digitale Entwicklung zu erwähnen. Durch Computer und Internet ist vor allem die Kommunikation vereinfacht worden. Auch wenn die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität in den letzten 30 Jahren viel weniger stark stieg, als man dies durch die technologische Entwicklung hätte erwarten können, so ist der Arbeitseinsatz doch effizienter geworden.
Zweitens ist der vermehrte Personaleinsatz zu nennen. In den letzten 30 Jahren wurden in der Kirche viele Stellen geschaffen bzw. Pensen aufgestockt. Die meisten Pfarreien verfügen über ein Pfarreisekretariat, das sich um administrative Angelegenheiten kümmert. Hinzu kommen viele Spezialseelsorgestellen, die ebenfalls zu einer Entlastung der Pfarreileitung beitragen.
Der dritte Punkt, der zu einer Senkung der Arbeitsbelastung geführt hat, ist der Niedergang des kirchlichen Lebens. Die Volkskirche liegt im Sterben und die Anzahl der aktiven Pfarreimitglieder sinkt. Man könnte diesem Argument entgegenhalten, dass die Bedürfnisse der Gläubigen heutzutage heterogener sind als in früheren Zeiten, was die Seelsorgearbeit und den entsprechenden Koordinationsbedarf der Seelsorge erhöht und verkompliziert hat. Auch wenn dieser Gedanke richtig ist, widerspricht er der empirisch feststellbaren Tatsache, dass der Ist-Zustand der meisten Pfarreien ein homogenes Bild der Gläubigen abgibt. Auch wenn in der Schweizer Kirche keine gross angelegten Sinus-Milieu-Studien wie in Deutschland durchgeführt wurden, so ist jedem aktiven Katholiken klar, dass der überwiegende Grossteil des Kirchenvolkes aus der gutbürgerlichen Mittelklasse stammt und älteren Semesters ist. Die viel zitierte Pluralität, welche die Gesamtgesellschaft zunehmend aufweist, fehlt in den Pfarreien völlig. Da die Situation in der Reformierten Kirche ähnlich bzw. noch prekärer ist, besteht wenig Grund zur Annahme, dass lehramtliche Positionen der Kirche, die heutzutage von progressiven Theologinnen und Theologen angegriffen werden, für diese Zustände verantwortlich sind, sondern eher das eigene pastorale Versagen. In jedem Fall lässt sich zurzeit eine sehr grosse Heterogenität der Gläubigen nicht ins Feld führen, um einen grösseren Leitungsaufwand innerhalb der Pfarreien zu begründen.

Was ist an die Priesterweihe gebunden, was nicht?
Wenn nun die einzelnen Grundvollzüge genauer betrachtet werden, steht die Frage im Zentrum, welche Aufgaben notwendigerweise an die Priesterweihe gebunden sind und welche delegiert werden können. Dabei soll auch kritisch hinterfragt werden, inwiefern gewisse hohe Arbeitsbelastungen selbst verschuldet und der Pastoral gar nicht dienlich sind.

Liturgie
In der Liturgie ist es sicherlich eine grosse Herausforderung, einen geeigneten Gottesdienstplan für das ganze Jahr zu erstellen. Hinzu kommen Kasualien wie Taufen und Beerdigungen, die man weniger gut einplanen kann, für die man jedoch notwendige Zeitfenster in der Jahresplanung einräumen muss. Es gibt aber Aufwände im Zusammenhang mit der Liturgie, die massiv reduzierbar sind.
Dass Priester für jede Messe Gottesdienstabläufe schreiben und diese Organisten und Sakristanen vorgängig zuschicken müssen, ist in Anbetracht der Tatsache, dass der Ablauf der Heiligen Messe immer gleichbleibt und die liturgische Ordnung vorgegeben ist, eine überflüssige Mehrbelastung. Bis auf eine Absprache betreffend der Liederauswahl, die ein Priester auch dem Organisten überlassen kann, schwände viel vom Aufwand, der heute betrieben wird, wenn sich die in der Liturgie Involvierten an das Messbuch halten und keine liturgischen Experimente versuchen würden. So bliebe auch mehr Zeit, sich auf das Mysterium der Eucharistiefeier zu fokussieren, welches das Zweite Vatikanum als das Zentrum des christlichen Lebens bezeichnet.

Die Delegierung dieser Leitungsaufgaben in der Liturgie an Nicht-Priester ist in keinem Fall sinnvoll und führt zu den liturgischen Zuständen, wie wir sie momentan in den Deutschweizer Bistümern beobachten können. Die Eucharistiefeier wird durch Wortgottesdienste verdrängt und liturgische Missbräuche sind zur Normalität geworden. Eine Normalität, die jedoch nicht zu mehr Kirchgängern, sondern im Gegenteil zu einer sehr grossen Entleerung der Kirchen geführt hat.
 

Verkündigung
In der Verkündigung ist der Religionsunterricht wohl die wichtigste Aufgabe. Hier muss offen konstatiert werden, dass die religiöse Wissensvermittlung in den letzten Jahrzehnten mehr als dürftig war. Es mangelt dabei nicht an bemühten Katechetinnen und Katecheten, die Kindern und Jugendlichen Glaubensinhalte vermitteln wollen. Den didaktischen Konzepten fehlt es jedoch an einer Ernsthaftigkeit, welche die Adoleszenten motiviert, sich aus eigenem Antrieb religiöses Wissen anzueignen, ohne dabei von promotionswirksamen Noten fremdgesteuert zu werden. Es wäre wichtig, sich wieder das griechische Wort dieses Glaubensvollzuges in Erinnerung zu rufen: «Martyria» basiert auf einem Glaubenszeugnis, nicht nur auf der theoretischen Glaubensvermittlung. Priester immer weniger in der Katechese einzubinden, war ein kapitaler Fehler der letzten Jahrzehnte. Es macht Eindruck auf Heranwachsende, einen Mann vor sich stehen zu sehen, der auf Familie und einen Teil seiner persönlichen Freiheit verzichtet hat, um Gott und den Mitmenschen zu dienen. Selbstverständlich wird kein Pfarrer den gesamten Religionsunterricht einer Pfarrei bestreiten können, aber vieles wäre schon damit getan, wenn jede Schülerin und jeder Schüler zumindest die Sakramentenvorbereitung – Erstkommunion und Firmung – bei einem Priester durchlaufen würde.
Andere Betätigungsfelder in der Verkündigung können im Sinne des Zweiten Vatikanums delegiert werden, das die Laien auffordert, durch Worte und Taten Zeugnis für ihren Glauben abzulegen. Das Schreiben von Pfarrblattartikeln oder das Betreiben einer Webseite muss nicht von Priestern erledigt werden.

Diakonie
Im Bereich Diakonie erweitern sich die Möglichkeiten, Laien Kompetenzen zu übertragen, noch mehr. Dies vor allem auch deswegen, weil eine wirkliche Abgrenzung zwischen der Pfarreiarbeit und dem freien Wirken mündiger Katholikinnen und Katholiken unmöglich ist. Jeder Katholik ist aufgefordert, in seinem Umfeld tätige Nächstenliebe zu verwirklichen, ohne dass er durch einen Priester hierfür angeleitet werden muss. Bereits jetzt betreibt man ein Outsourcing von Teilen der Diakonie durch pfarreiübergreifende Institutionen wie den KRSD (Kirchlich Regionaler Sozialdienst). Weitere diakonische Gruppierungen wie der Besucherdienst, bei dem Kontakte zu älteren und kranken Menschen gesucht werden, müssen ebenfalls nicht von einem Priester organisiert werden, wobei es wichtig wäre, dass dieser mitwirkt und einzelne Besuche übernimmt, vor allem wenn die Spendung von Sakramenten gewünscht wird. Möchte die Kirche aber tatsächlich eine Option für die Armen sein, die in unserer Gesellschaft in Form von einsamen, physisch und psychisch leidenden Menschen mannigfaltiger vorhanden sind, als es viele glauben, dann ist dies ein Kraftakt, der unmöglich vom Klerus bewältigt werden kann, sondern nur durch alle Mitglieder einer Pfarrei. Wenn die Ortskirche versucht, diese diakonischen Aktivitäten zu zentralisieren, werden die Erkenntnisse des Zweiten Vatikanums nicht ernst genommen, das die Wichtigkeit betont, in einer pluralen und immer stärker säkularisierten Gesellschaft den Laien den Auftrag zu geben, Salz und Licht der Welt zu sein. Diese aktive Verantwortungsübernahme der Laien ist ebenfalls beim Gemeinschaftsaufbau zentral. Die Organisation und Durchführung von Pfarreifesten, Filmabenden, Pfarreireisen und Treffen mit Pfarreigruppierungen bedürfen keiner theologischen Reflexion, sondern praktischen Geschicks. Wenn an Pfarreiratssitzungen stundenlang über die Vorbereitung solcher Anlässe diskutiert wird, dabei sogar die Weinauswahl und das Brot, das man für einen Apéro besorgen muss, Gegenstand von stundenlangen Diskussionen wird, zeugt dies vom pastoralen Leerlauf, den die hiesige Kirche derzeit betreibt. Auch ohne die naive Vorstellung zu teilen, wonach kirchliche Organisationen keinerlei Sitzungen brauchen, sondern vermehrt von der Spontaneität leben sollen, ist es irrsinnig, wie viel Zeit hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Ehrenamtliche sitzend verbringen, um bevorstehende Aktivitäten zu besprechen, die zumeist gar keiner Besprechung bedürfen, verliesse man sich auf den gesunden Menschenverstand aller Beteiligten.

Entschlackung der Pfarrei-Bürokratie
In der jetzigen Konstellation muss man Pfarrer Ruedi Beck Verständnis entgegenbringen, wenn er sich dieser vielen Sitzungen und Leitungsaufgaben entledigen möchte. Die Lösung liegt jedoch nicht in kirchenrechtswidrigen Co-Leitungen von Pfarreien, in denen die Priester eine untergeordnete Rolle einnehmen, sondern in einer massiven Entschlackung der Pfarrei-Bürokratie und einer Reflexion, welche Aufgaben im Sinne des Zweiten Vatikanums tatsächlich zentral von den Priestern übernommen werden müssen. Anstatt über dogmatische Fragen zu diskutieren, die ohnehin nicht Gegenstand des weltweiten synodalen Prozesses sind, täte es unserer Schweizer Kirche daher gut, die Gelegenheit des durch Papst Franziskus initiierten Projekts zu nutzen, um sich den hausgemachten organisatorischen Problemen zu stellen. Es ist das grosse Paradox, dass man das Zweite Vatikanum fälschlicherweise dort zitiert, wo es darum geht, Laien Aufgaben in der Liturgie zu übertragen, obwohl die Dokumente des Konzils vor allem in den anderen drei Grundvollzügen das Kirchenvolk zur Verantwortungsübernahme auffordern. Bevor also einige Exponentinnen und Exponenten der Schweizer Landeskirchen und Bistümer eine Änderung der Weihevoraussetzungen oder eine Aufweichung der katholischen Morallehre fordern, sollten sie ihr vorkonziliares Denken ablegen und die Pfarreien so umgestalten, dass sie einerseits dem Geiste des Zweiten Vatikanums entsprechen und zweitens die darin wirkenden Priester sowie kirchlichen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen nicht mit unnötig bürokratischen und die Pastoral schädigenden Aufgaben überfordern.


Daniel Ric


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    Gabriela Ulrich 23.08.2023 um 14:32
    Es gibt Ortskirchen im Bistum Chur, wo nur noch einmal im Monat eine heilige Messe gefeiert wird, wenn überhaupt noch. Jeden Falls werden die Gottesdienste in den Vierteln des Bezirk Einsiedeln von den Benediktiner Mönche und nicht von den Diözesanpriester vom Bistum Chur gefeiert. Für mich ist das eine Fehlentwicklung! Denn man nimmt dem Kloster Einsiedeln die Mönche weg! In diesem Zusammenhang lassen die Pfarreien der öffentlich-rechtlich, römisch-katholischen Kantonalkirche Schwyz keine Priester von Priesterbruderschaften oder Instituten zu. Die katholische Kirche hat deshalb überhaupt keinen Nutzen. Da es keine Priester vor Ort in den Kirchen gibt, können die Sakramente auch nicht gespendet werden. Seit es die öffentlich-rechtlich, römisch-katholische Kantonalkirche Schwyz gibt, ist es so, dass die Gläubigen einen weiten Weg in Kauf nehmen müssen, um die Sakramente bei einem Priester empfangen zu können. Und das ist nun einmal eine Tatsache. Wenn das teure und unnütze, duale Kirchensystem aufgehoben wird, dann gibt es auch keine hausgemachte Lasten der Pfarreileitung mehr. Sobald die eifrigen, guten, heiligmässigen Priester in die Kirchen einkehren, werden die Sakramente gespendet!
  • user
    Pfr. Kurt Vogt 03.08.2023 um 22:38
    Als ehemaliger Leiter des grössten Seelsorgeraumes des Bistums Chur mit 16'000 Katholiken - da erstaunt mich dieser Kommentar. In der deutschweizer Kirche haben wir zu wenige Katechetinnen/Katechen, zu wenige Pastoralassistentinnen/Pastoralassistenten (heute sagt man "Seelsorgende"), zu wenige ständige Diakone und zu wenige Priester (in welchen Funktionen auch immer). - Wie viele Seelsorgende/Priester werden seit Jahrzehnten von überall her in die Schweiz geholt?
    Die Administration kann zwar entlastet werden mit den modernen Medien (Computer, Internet, usw.) - doch müssen immer weniger Personen immer mehr leisten. Sowohl der innerkirchliche Bereich wie auch der öffentlich-rechtliche Körperschaftsbereich hat sich diesen Anforderungen nach neuen Strukturen widersetzt. Dies bedeutet, dass die Strukturen nicht angepasst geschweige denn vereinfacht und zusammengeführt werden.
    Schauen wir doch konkrete Fragestellungen an, die u.a. unsere Bischöfe entlasten würden:
    - einheitliche Anstellungsordnungen in allen Kantonen der jeweiligen Bistümer
    - Unterstützung der Bischöfe in ihren Aufgaben (nicht dass sie ständig in der Öffentlichkeit angegriffen werden und ihre Stellung untergraben wird).
    - Ein zur Verfügung stellen des jeweils nötigen Personals (Wie wenig Personal haben unsere Ordinariate und wie viel die Körperschaften?)
    → Die Bischöfe machen mit ihren wenigen Resourcen sehr viel.

    All dies lässt sich runterbrechen auf die Pfarreien/Kirchgemeinden.

    Und zum Schluss dies: Die Sakramente wurden uns von Gott geschenkt als Zeichen seiner Zuwendung und seiner Stärkung ür unser Leben (nicht für die Belohnung). Wir sollten alles unternehmen, dass diese deshalb auch gespendet werden. Das Pflichtzölibat ist ein kirchliches Gesetz in der Zeit des 2. Jahrtausend entstanden - nicht aus Interessen der Verfügbarkeit der Priester. Papst Paul VI hat 1976 die Aufhebung des Pflichtzölibates unterschriftsreich auf seinem Tisch gehabt - er hat nicht unterschrieben, weil er seinen Tod voraussah. (Diese Aussage stammt erstaunlicherweise von jenem Bischof der Schweiz, der als der konservativste Bischof galt und Mitglied des Beratungsgremiums des Papstes war für die richtige Auslegung des CIC: Bischof Eugenio Corecco - ein von mir hoch geschätzter Kirchenrechtsprofessor und Bischof.
    • user
      Daniel Ric 04.08.2023 um 08:17
      Sehr geehrter Pfarrer Vogt, vielen Dank für Ihren Kommentar. Die konkreten Probleme, die Sie formuliert haben, finde ich sehr wichtig. Aber das sind alles Fragestellungen, die gelöst werden könnten. Es ist meines Erachtens sehr störend, dass Seelsorger im gleichen Bistum unterschiedlichen Arbeitsbedingungen unterworfen sind (nur schon Löhne variieren teilweise sehr stark). Was die Angriffe auf die Bischöfe anbelangt, so kommen diese oft aus den eigenen Reihen. Auch gebe ich Ihnen recht, dass die staatskirchenrechtlichen Gremien über viel mehr Personal verfügen als die Bischöfe. All diese Probleme sind jedoch lösbar. Der erste Schritt wäre es, die Öffentlichkeit über diese Probleme zu informieren. Die meisten Gläubigen wissen nichts über die finanziellen und organisatorischen Probleme, mit denen die Kirche kämpft. Ich bleibe aber bei meiner Behauptung, dass wir zurzeit einen riesigen Leerlauf in der Kirche betreiben, der nichts mit Personalmangel zu tun hat. Die Aussage, dass immer weniger Personen immer mehr leisten müssen, mag subjektiv stimmen, widerspricht aber objektiven Tatsachen. Ich war 12 Jahre lang in der Kirchenpflege und 10 Jahre im Pfarreirat. Der grösste Teil der Arbeit bestand in der Beschäftigung mit sich selbst. Ich habe gute Freunde, die in der reformierten Kirche aktiv sind und die gleiche Behauptung für die reformierte Kirche machen. Wir haben in der Schweiz hausgemachte Probleme, die nicht von Rom kommen, sondern intern sind. Wenn wir nicht bereit sind, diese radikale Selbstkritik zu üben, dann können wir den Niedergang nicht stoppen. Ihre Aussage zu den Sakramenten teile ich. Für das Bistum Basel (Bistum Chur kenne ich zu wenig) kann ich jedoch sagen, dass man sehr wenig Anstrengungen unternimmt, um den Menschen den Zugang zu den Sakramenten - speziell der Eucharistie und der Beichte - zu ermöglichen. Priester sitzen - unfreiwillig - zuhause herum, währenddem Laientheologen Wortgottesdienste feiern. Die Beichte wird nur noch auf Anfrage angeboten. Ein Wort zum Pflichtzölibat: Die reformierte Kirche hat ebenfalls ein Mangel an Pfarrern. Wir reden in der Schweiz so viel über Ökumene, tauschen uns aber untereinander bei wichtigen Fragen nicht aus. Ehrliche und offene Gespräche mit unseren reformierten Mitbrüdern und Mitschwestern würden ergeben, dass einige Reformvorhaben in der katholischen Kirche gar nicht so verheissungsvoll sind, wie sie immer dargestellt werden.
      • user
        Michael Dahinden, Riemenstalden 06.08.2023 um 16:08
        Lieber Pfarrer Kurt Vogt,

        könnte die Überforderung nicht vielleicht auch daher kommen, dass die Erwartungen an den perfekten "Heiligen" (= eher Eiligen) viel zu gross sind?
  • user
    Claudio Tessari 03.08.2023 um 16:08
    Als Mitglieder eine Kirchenpflege welcher etwas rein sieht, kann ich dem nur zustimmen. Der Priester ist kein Manger, und der Manger kein Priester.