Der neu geweihte Diakon Agil Raju und Ministranten. (Bilder: Rosmarie Schärer/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

«Ich bin bereit»

«Es ist eine Freude». Die­ser Satz prägte die Dia­ko­nen­weihe von Agil Raju die­sen Sams­tag in Chur. In einer voll besetz­ten Kathe­drale, per Livestream auch nach Indien zu sei­ner Fami­lie über­tra­gen, gab Agil Raju sein «Ja» in der Nach­folge Christi.

Es war eine schlichte, aber sehr feierliche Eucharistiefeier in der Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt in Chur. Diakon Christoph Brüning rief den Weihekandidaten auf, vor den Bischof zu treten. Mit einem lautem «Hier bin ich» trat Agil Raju vor Bischof Joseph Maria Bonnemain. Nachdem Regens Daniel Krieg bestätigt hatte, dass der Kandidat würdig sei, erklärte Bischof Bonnemain: «Mit dem Beistand unseres Herrn und Gottes, Jesus Christus, des Erlösers, erwählen wir diesen unseren Bruder zum Diakon.» Die Gemeinde, darunter viele Gläubige aus dem Pfarrverband Fussach – Gaissau – Höchst im nahen Vorarlberg, wo Agil Raju aktuell im Einsatz ist, bekundeten ihre Zustimmung mit einem kräftigen «Dank sei Gott, dem Herrn».

Gottes Liebe ist bedingungslos
In seiner Homilie ging Bischof Joseph Maria auf das Evangelium ein, das vom Rangstreit unter den Jüngern erzählt, wer wohl der Grösste sei (Lk 22,24–30). «Ist es nicht verblüffend, dass sich der Sohn Gottes mit einem Diener vergleicht?», fragte der Bischof. Doch gerade dies sei die wahrste und wichtigste Botschaft der christlichen Offenbarung. Gott setzt sich nicht mit Gewalt durch, sondern stellt sich in den Dienst der Menschen. Bischof Joseph Maria ging so weit zu sagen, dass Gott sich von uns Menschen befehlen lasse.
Die Liebe Gottes ist bedingungslos; wir müssen Gott nicht mit Opfer besänftigen. Gerade in der Eucharistie zeige sich, dass Gott sich allen Menschen schenke, ohne Ansprüche an sie zu stellen. Jesus selbst sagte, er sei nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten. «Gott bietet uns sein Heil und seine Liebe an und diese werden sich schlussendlich durchsetzen gegen alles, was nicht Liebe ist.»

Die Fürbitten entfielen aufgrund der Allerheiligenlitanei. Bischof Joseph Maria bat aber die Gläubigen, in einem Moment der Stille, für den Frieden im Heiligen Land zu beten.
 


Im Anschluss an die Homilie kniete Agil Raju vor den Bischof und legte seine Versprechen ab: den Dienst als Diakon zum Wohle des christlichen Volkes auszuüben, den Glauben der Kirche zu verkünden, ehelos zu bleiben, ein Mann des Gebetes zu werden, den Armen und Kranken beizustehen und sein eigenes Leben nach dem Bild und Beispiel Jesu Christi zu gestalten. Nun legte er seine Hände in die Hände des Bischofs und versprach ihm und seinen Nachfolgern «Ehrfurcht und Gehorsam».

In der Allerheiligenlitanei riefen die Gläubigen die Heiligen um ihre Fürsprache an und baten um den Segen Gottes für den Weihekandidaten.

Mit der Handauflegung weihte der Bischof Agil Raju zum Diakon und sprach anschliessend das Weihegebet über ihn. Der neugeweihte Diakon wurde mit der Stola und Dalmatik bekleidet und erhielt das Evangeliar, zu dessen Verkündigung er bestellt ist. «Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde und was du verkündest, erfülle im Leben».

Bischof Joseph Maria Bonnemain umarmte sichtlich erfreut den neuen Diakon, der nun seinen Platz im Altarraum einnahm und bei der Gabenbereitung erstmals seinen Dienst als Diakon ausführte.

Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Agil Raju bei allen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben. Nun konnte er sich auch endlich in seiner Muttersprache an seine Familie wenden, die per Livestream die Weihe mitverfolgen konnte.
 


Spürbare Freude
Agil Raju hat sich in den wenigen Jahren, in denen er nun in der Schweiz ist, so gut eingelebt und angepasst, dass man leicht vergisst, dass seine Heimat eigentlich Indien ist. Dies spricht Vikar Michael Fent beim anschliessenden Apéro an. Der Gehorsam von Agil sei eindrücklich. «Er ist von seinem Bischof hierher in die Schweiz geschickt worden. Jetzt ist er hier, ohne Familie in einem fremden Land. Das ist ein starkes Glaubenszeugnis für den Dienst an der Kirche.» Raphael, der neben ihm steht, ergänzt: «Ich finde es beeindruckend, wie Agil als junger Mann sein ganzes Leben Gott schenkt, sich in Ganzhingabe für den Dienst für Gott entscheidet.» Pfarrer Martin Scheibli fühlt sich an seine eigene Diakonenweihe erinnert. «Als Priester erlebt man eine Diakonen- oder auch Priesterweihe immer sehr tief.»

Während vieler Jahre wurde Agil Raju vom damaligen Regens Martin Rohrer begleitet. Er freut sich über dessen Diakonenweihe. «Es ist für mich eine grosse Freude, dass er nach dem Weg, den wir zusammen gegangen sind, am Ziel angelangt ist. Ich habe gehört, dass er in der Pfarrei bei den Gläubigen sehr beliebt ist. Das ist natürlich das beste ‹Aushängeschild› für die Kirche».

Nach Martin Rohrer übernahm im Herbst 2022 Daniel Krieg das Regensamt im Priesterseminar St. Luzi. «Es ist eine wunderbare Erfahrung, dass ich dieses Jahr mit Agil gehen und jetzt mit ihm die Weihe feiern durfte.» Auf die Frage, ob er auf mehr Seminaristen hoffe, antwortet er lachend: «Ja, das wäre schön!»
 


Auch Generalvikar Peter Camenzind ist die Freude an diesem Tag anzusehen. Er kennt Agil Raju schon länger, da dieser sein Pfarreipraktikum bei ihm gemacht hat. «Wir waren zusammen auf dem Mythen», erzählt er mit einem Schmunzeln. «Ich bin glücklich. Erstens, weil Agil heute geweiht wurde, und zweitens, weil solche Feiern einem selbst auch immer wieder guttun. Sie erinnern an die eigene Berufung.»

Jenny Gmünder, die den neu geweihten Diakon persönlich kennt, ist von der Weihe ebenfalls berührt: «Es war sehr eindrücklich. Ich fand auch die Predigt sehr schön. Ich kenne Agil persönlich und ich freue mich mega für ihn.»

Auch Pfarrer Ioan Sandor, Pfarrmoderator des Pfarrverbands Fussach – Gaissau – Höchst und somit Vorgesetzter von Agil Raju, spricht von einem emotionalen Moment. «Da kam jemand für das Pastoraljahr, man kennt ihn kaum, und dann nach einem segensreichen Jahr in der Pfarre, wo er sich mit Enthusiasmus eingebracht hat, ist für mich die Weihe der selbstverständliche Schritt», erzählt er. Der Pfarrverband besteht aus drei grossen Pfarreien und er ist der einzige Priester. «Natürlich freue ich mich, wenn ich ihn jetzt bei den Predigten einsetzen kann», und fügt an: «Morgen wird er gleich die erste Predigt halten!» Es gäbe viele Bereiche, in denen Agil nun als Diakon wirken könne. «Ich freue mich wirklich, dass er noch ein Jahr bei uns bleiben kann.»

Bischof Joseph Maria Bonnemain, der den Apéro nutzte, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ist ebenfalls erfreut über die Weihe. «Ich bin sehr erfüllt. Jeder Mensch, der bereit ist, einen Dienst in der Kirche zu leisten, ist eine Bereicherung und ein Plus für alle Menschen.»

Und wie geht es Agil Raju selbst nach der Weihe? «Mir geht es sehr gut!», meint er strahlend. «Ich freue mich sehr, dass meine Bekannten und engsten Freunde heute hier sind. Sie haben mich auf meinem langen Weg begleitet und heute sind sie alle da!» Und ergänzt: «Es ist schön, dass man auf diesem Weg nicht allein ist, dass der liebe Gott mit mir geht.»

Wohin man schaut, die Menschen strahlen und freuen sich über den neuen Diakon. Pfarrer Hanspeter Menz aus Villmergen AG, spricht aus, was vermutlich viele denken: «Es ist immer eine grosse Freude und eine Bestätigung, wie schön es ist, katholisch zu sein – egal wie stark es rundherum ‹gewittert›. Man muss beim Kern bleiben, den Glauben selbst leben und verkünden, dann erkennt man die Schönheit, den Schatz, den wir haben. Weitergehen, vorwärtsgehen, es lohnt sich.»


Ergänzt am 16. Oktober 2023 um Bilder des Bistums Chur.
 


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

  • user
    Martha Donkor 15.10.2023 um 16:57
    ich fühle mich überzeugt,von Allen,was Sie sagten:So ist es ,ich gebe meinen beitrag !!!