Bild zum Weltgebetstag 2023. «I Have Heard About Your Faith» von der taiwanischen Künstlerin Hui-Wen Hsiao. (Bild: © 2021 World Day of Prayer International Committee, Inc.)

Weltkirche

«Ich habe von eurem Glau­ben gehört»

Am heu­ti­gen Frei­tag fei­ern Frauen aller Kon­fes­sio­nen auf der gan­zen Welt den soge­nann­ten «Welt­ge­bets­tag». Dadurch wol­len sie ihren Glau­ben an Jesus Chris­tus bekräf­ti­gen, sich ihrer Gaben bewusst wer­den und sie im Dienst der Gesell­schaft nut­zen. Die Lit­ur­gie wurde die­ses Jahr von einer Gruppe aus Tai­wan vorbereitet.

Zukunfts- und Existenzängste belasten viele Menschen. Die Nachwirkungen der Coronapandemie sind noch deutlich spürbar, der mörderische Krieg in der Ukraine treibt zahllose Menschen in die Flucht und die Nachbarstaaten fürchten um ihre Sicherheit.

Taiwanische Frauen wissen um solche Bedrohungen. Nach politisch sehr bewegten Zeiten mit vielen Machtwechseln sieht sich Taiwan heute als souveräner Staat – er wird aber nur von wenigen Ländern der Welt anerkannt: Die Volksrepublik China erhebt ihren Machtanspruch auf Taiwan als «chinesische Provinz». Nicht nur die Menschen aus Taiwan sorgen sich um die grossen Spannungen zwischen ihrem Land und China.

Christinnen aus Taiwan treten gestärkt durch ihren Glauben für Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und Frieden ein. Zum Thema des diesjährigen Weltgebetstages «Ich habe von eurem Glauben gehört» (Eph 1,15) haben sie darüber nachgedacht, wie dieser Glaube in ihrem Alltag gelebt wird und wie er für andere sichtbar werden kann.

Im Bild des diesjährigen Weltgebetstages drückt die junge Künstlerin Hui-Wen Hsiao ihren christlichen Glauben aus: Vor dem dunklen Hintergrund einer unsicheren Zukunft dominieren die roten Schmetterlingsorchideen, der Stolz Taiwans. Der Mikadofasan und der Schwarzgesichtlöffler, zwei typisch taiwanische, aber vom Aussterben bedrohte Tierarten, symbolisieren Zuversicht und Durchhaltewillen in schwierigen Zeiten. Die Frauen im Bild beten still oder blicken auf das Licht, das aus dem Dunkel leuchtet und die Rettung durch Christus verspricht.
 


Eine weltumspannende Bewegung entsteht
Die Ursprünge für den Weltgebetstag liegen in den USA. Anfang des 19. Jahrhunderts schlossen sich dort Frauen zusammen, um die Missionsarbeit durch Gebet, Briefe an Missionsfrauen und Geldspenden zu unterstützen. Mary Webb, die Gründerin der «Boston Female Baptist Society for Missionary Purposes», rief 1812 alle Frauengruppen dazu auf, sich am ersten Montag im Monat zu einem gemeinsamen Gebet für die Mission zu treffen. Es entstanden immer mehr Gruppen zur Unterstützung der Mission in den USA selbst und in sogenannten Entwicklungsgebieten. 1887 rief Mary Ellen James aus Brooklyn zu einem Weltgebetstag für die «innere» Mission auf, 1890 initiierten Lucy Peabody und Helen Montgomery einen Weltgebetstag für die «äussere» Mission.

Nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges wurden die beiden Gebetstage zusammengelegt. 1926 erfolgte ein weltweiter Aufruf, über die Konfessionen hinweg einen Weltgebetstag vorzubereiten. Am 4. März 1927 war es so weit: Der erste Weltgebetstag wird gefeiert. Nur zwei Jahre später wird dieser bereits in 30 Ländern gefeiert, darunter in neun europäischen Ländern.1 1936 kam der Weltgebetstag über Missionsvereine der Methodistenkirche auch in die Schweiz.

Das Grauen des Zweiten Weltkriegs stärkte die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung, sodass sich weltweit viele Frauen der Weltgebetstagsbewegung anschlossen. Seit 1968 feiern die römisch-katholischen Frauen offiziell mit. Ein Jahr später wird der Weltgebetstag weltweit auf den ersten Freitag im März festgelegt.

Heute feiern Menschen aus über 150 Ländern den Weltgebetstag. Sein Anliegen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Ging es zunächst um die Unterstützung der Missionsarbeit, so liegt heute der Fokus auf dem Zusammenhang von Gebet, Gemeinschaft und Handeln. «Durch den Weltgebetstag werden Frauen ermutigt, sich durch die Glaubenserfahrung von Christinnen und Christen aus anderen Ländern und Kulturen bereichern zu lassen, die Sorgen und Nöte anderer Menschen wahrzunehmen und mit ihnen und für sie zu beten» («Erklärung von Sambia» 1978).

 

Die Bevölkerung Taiwans besteht mehrheitlich aus Nachkommen von seit mehreren Jahrhunderten eingewanderten Chinesinnen und Chinesen. Daneben gibt es mehr als ein Dutzend indigene Stämme mit eigenen Sprachen. Das Christentum kam im 17. Jh. durch die niederländische und spanische Kolonialisierung auf die Insel. Es ist mit 6,5 Prozent eine Minderheitsreligion neben Buddhismus, Taoismus und anderen Religionen. Taiwan hat in der Weltrangliste bezüglich religiöser Vielfalt und Religionsfreiheit einen Spitzenplatz.

 


1 Deutschland, England, Frankreich, Holland, Österreich, Polen, Schweiz, Schottland und Ungarn. Wo in der Schweiz gefeiert wurde und wer dazu eingeladen hat, ist nicht eruierbar.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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    Hansjörg 03.03.2023 um 10:22
    Das sich vor allem Frauen für den Weltgebetstag einsetzen und aktiv werden ist dringend notwendig. Die Führung beinahe aller Religionen liegt schwergewichtig in Männerhand.