Die Kirche St. Maria Draperis in Istanbul. (Bild: Dosseman, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

In der Tür­kei wächst die Feind­se­lig­keit gegen Christen

Nach­dem ein Über­fall auf eine katho­li­sche Kir­che in Istan­bul ein Todes­op­fer gefor­dert hatte, erklärte der Apos­to­li­sche Vikar von Istan­bul, Bischof Mas­si­mi­liano Palinuro, dass seit dem Über­fall der Hamas auf Israel die anti-​westliche und somit auch anti-​christliche Stim­mung zunehme.

Am Sonntag waren während der Messe zwei bewaffnete Maskierte in die von Franziskanern betreute Kirche St. Maria Draperis in Istanbul eingedrungen und hatten das Feuer eröffnet. Dabei wurde ein 52-jähriger Mann erschossen.

In einer ersten Stellungnahme zeigten sich die katholischen Bischöfe der Türkei schockiert. Erzbischof Martin Kmetec von Izmir, Vorsitzender der Bischofskonferenz in der Türkei, teilte in einer Stellungnahme mit: «Wir verurteilen diesen Akt der Gewalt gegen die Menschheit auf das Schärfste. Wir vertrauen darauf, dass die staatlichen türkischen Sicherheitskräfte die Verantwortlichen finden und der Gerechtigkeit Genüge tun werden.» Er fuhr fort: «Wir fordern nachdrücklich, dass die Wahrheit ans Licht kommt und mehr Sicherheit für unsere Gemeinden und Kirchen gewährleistet wird. Wir bitten alle, die Kultur des Hasses und der religiösen Diskriminierung nicht zu verbreiten. Wir bitten alle unsere Gläubigen, für das Opfer und seine Familie zu beten.»

Die Polizei gab die Verhaftung von zwei Tatverdächtigen bekannt. Sie ordnen die beiden der Terrorgruppe «Islamischer Staat» (IS) zu; sie sollen aus Tadschikistan und Russland stammen. Bei umfangreichen Razzien im IS-Milieu wurden zudem 47 weitere Personen festgenommen. Der IS reklamierte auf dem Nachrichtenkanal Telegram die Tat für sich; die Täter seien dem Aufruf gefolgt, «Christen und Juden zu töten».

Als «ermutigend und tröstend» bezeichnete der Apostolische Vikar von Istanbul, Bischof Massimiliano Palinuro, die Worte von Papst Franziskus, der am Sonntag wenige Stunden nach dem Attentat bei seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom seine Solidarität mit den Christen der Türkei bekundet hatte. Eingehend werde man sich mit dem Papst nächste Woche beim Ad-limina Besuch der Bischöfe in Rom darüber austauschen können.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte dem zuständigen Pfarrer von St. Maria Draperis noch am Sonntag in einem Telefonat sein Beileid ausgedrückt. Er versicherte, es würden «alle notwendigen Massnahmen» ergriffen, um die Täter zu bestrafen. Auch der Bürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoğlu, verurteilte den Angriff.

Kritik an den türkischen Behörden kam vom Apostolischen Vikar von Anatolien, Bischof Paolo Bizzeti. Er frage sich, warum «wir nicht rechtzeitig vor möglichen Anschlägen gewarnt wurden». Zu Jahresbeginn habe die Regierung erklärt, bereits 25 Terroristen wegen Anschlagsplänen auf Kirchen und Synagogen verhaftet zu haben. Bei entsprechender Warnung hätten die Sicherheitsmassnahmen für die Sonntagsmessen verstärkt werden können, befand der Bischof, der auf «rasche Aufklärung» und besseren Schutz der Christen drängte.

Bischof Palinuro erklärte gegenüber dem Portal «Asianews», dass in der Türkei seit dem Terrorangriff der Hamas gegen Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs ein «Klima wachsender Feindseligkeit gegenüber dem Westen im Allgemeinen und folglich auch gegenüber dem Christentum» herrsche. In der katholischen Gemeinde Istanbuls machten sich Spannung und Angst breit, so der Bischof.

Als weiteren möglichen Treiber einer antichristlichen Stimmung erkennt er die «Islamophobie» im Westen. Koranverbrennungen in Westeuropa seien dort nur mediale Randnotizen, hätten in islamischen Ländern jedoch enorme Resonanz, erhitzten die Gemüter und schüfen Feindseligkeiten. In der Türkei leben nach Schätzungen etwa 100 000 Christinnen und Christen.

Der Angriff auf die Istanbuler Kirche wirft nach den Worten des Bischofs «Fragen über die Zukunft der christlichen Präsenz im Land» auf.


KNA/Redaktion


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  • user
    Claudio 30.01.2024 um 21:30
    Ein Zitat Erdogans von 1998 ist heute aktueller denn je
    "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten"

    Das ist der wahre Islam, es gibt keinen anderen!