Die Kinder bei einer ersten Teilaufführung. (Bild: Monika Abellas)

Kirche Schweiz

«Jesus ist für uns alle geboren»

Wer kennt sie nicht, die Melo­dien der «Zäl­ler Wieh­nacht»? In Wädens­wil ZH wird die­ses musi­ka­li­sche Krip­pen– und Sing­spiel von Paul Burk­hard auf­ge­führt. Viele Kin­der und Jugend­li­che haben mit Unter­stüt­zung durch das «Thea­ter Bru­der­boot» das Stück in unsere heu­tige Zeit übersetzt.

Krippenspiele gehören in der Pfarrei St. Marien in Wädenswil einfach zu Weihnachten. Seit Jahren werden diese von der Katechetin Monika Abellas mit viel Herzblut vorbereitet. Dieses Jahr hat sie jedoch etwas Besonderes vor. «Ich kenne die Lieder der «Zäller Wiehnacht» seit meiner Kindheit und habe sie auch mit meinen eigenen Kindern viel gesungen», erzählt sie mit leuchtenden Augen. «Ich habe immer wieder einzelne Lieder jeweils in die Krippenspiele eingebaut, da ich weiss, dass sie allen gefallen.» Und da kam ihr die Idee: Warum nicht einmal die ganze «Zäller Wiehnacht» singen?

Das Pfarreiteam war schnell von der Idee überzeugt. Es war jedoch allen klar, dass dieses spezielle Krippenspiel nicht von einer Person allein organisiert werden konnte. «Unsere tolle Organistin Johanna Jud, die mich jeweils bei den Liedern unterstützt, kennt Beni und Christian Hunziker vom ‹Theater Bruderboot› und diese haben sofort zugesagt», schildert Monika Abellas die Entstehung des Projektteams. «Wir kennen die ‹Zäller Wiehnacht› ebenfalls seit unserer Kindheit. Sie löst etwas Feines, Zartes aus, ist aber in ihrer Kernaussage brandaktuell», bekräftig Beni Hunziker. «Wir haben uns deshalb sehr gefreut, als wir für das Projekt angefragt wurden.»

Kinder übersetzen die «Zäller Wiehnacht» ins Heute
Nach den Herbstferien begannen die Proben für das Singspiel von Paul Burkhard (1911–1977). Der Zürcher Komponist schrieb Oratorien, Musicals und auch Operetten. Seine bekanntesten Werke sind «Der schwarze Hecht» mit dem berühmten «O mein Papa» sowie «Die kleine Niederdorf-Oper». Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Burkhard zum katholischen Glauben konvertierte und nicht nur Messen komponierte, sondern auch fünf Choräle für die orthodoxe Chrysostomus-Liturgie schrieb.

Doch zurück nach Wädenswil. 36 Kinder proben nun schon seit Wochen für die «Zäller Wiehnacht». Beni und Christian Hunziker haben die Geschichte zusammen mit den Kindern in die Gegenwart übersetzt. «Wir machen unglaublich gerne Theaterprojekte mit Kindern», erzählt Beni Hunziker», vor allem mit gemischten Gruppen. Hier haben wir Kinder im Kindergartenalter bis zu Jugendlichen aus der Oberstufe. Es ist eine grosse Herausforderung, mit dieser Altersspannweite ein Projekt zu entwickeln, doch es ist auch ein riesiges Erlebnis.»
Das gemeinsame Entwickeln der Geschichte hat auch den Kindern grossen Spass gemacht. «Mir gefällt am Krippenspiel, dass wir die Szenen grösstenteils selbst erfinden konnten», erzählt Amelia (13) und Cristian (11) ergänzt: «Ich habe eine coole Rolle als Strassenpenner. Eine solche Rolle gab es in den anderen Krippenspielen nicht.» Doch für das «Theater Bruderboot» war es nicht immer einfach, wollten sie doch die «Zäller Wiehnacht» in unsere heutige Zeit übersetzen, ohne dabei den Kern des Stückes zu ändern.

Die meisten Kinder haben sich angemeldet, weil sie gerne Theaterspielen wie z. B. Elina (9), Ramona (10) und Sarah (13) oder gerne singen wie Eliane (10). Um das Stück gemeinsam zu entwickeln, mussten die Kinder lernen, ruhig zu sein und einander zuzuhören. Doch es hat sich gelohnt, findet Projektleiterin Monika Abellas: «Viele der Kinder haben in den letzten Wochen eine Entwicklung durchgemacht.» Oliver (12), der nach eigener Aussage viel Zeit in der Kirche verbringt, unter anderem als Ministrant, ist vom entstandenen Krippenspiel begeistert. «Ich habe schon bei anderen Krippenspielen mitgemacht, doch dieses Jahr ist es sehr professionell und es ist toll!» Eliane findet es super, dass man sowohl sich selbst spielen als auch in eine ganz andere Rolle schlüpfen kann. Sich selbst spielen, das kann auch Sarah: «Ich freue mich auf die Szene, in der ich mein Talent als Klavierspielerin zeigen kann.»

Es war ein langer Weg, bis jetzt die erste Aufführung mit Auszügen aus dem Krippenspiel über die Bühne gehen konnte. «Einige Kinder waren zu Beginn sehr wild», erinnert sich Monika Abellas. «Wir sagten uns: Wir geben unser Bestes und der Rest wird der Herrgott richten. Und so war es dann auch.» Vermutlich hat dies damit zu tun, dass nicht nur das Vorbereitungsteam für das Projekt betet, sondern auch die Gläubigen, die von Dienstag bis Freitag in die Anbetung in die Kirche kommen.

Der leitende Gedanke bei der Entstehung des Krippenspiels war: Jesus ist für jede und jeden auf die Welt gekommen. Diesen Gedanken haben die Kinder verstanden und versucht, in den Texten umzusetzen. Das machen sie so gut, dass Monika Abellas und den anderen Mitgliedern des Projektteams auch schon Tränen der Rührung kamen.

Aktuell laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Theater, Musik, Licht und die weitere Technik müssen aufeinander abgestimmt werden. Dazu kommt, dass die Bedingungen in einer Kirche schwieriger sind als in einem Theater. Und doch ist es für alle eine eindrückliche Zeit. Die Singproben und die Theaterproben wurden zunächst getrennt durchgeführt, jetzt kommt alles zusammen. «Es ist toll, wie sich Theater und Musik gegenseitig befruchten», zeigt sich Beni Hunziker begeistert.

Nach der ersten Teilaufführung am Seniorennachmittag freuen sich die Kinder vor allem auf die beiden grossen Aufführungen am 23. Dezember. «Es ist schön, vor so vielen Menschen ein so grosses Theater zu spielen», erzählt Mascha (9) aufgeregt. Ein anderes Kind freut sich, dass dann auch die Eltern und Verwandten unter den Zuschauern sein werden. Doch alle wissen, dass es in erster Linie um die wunderbare Geschichte von Weihnachten geht, wo der Gottessohn für jede und jeden von uns auf die Welt kommt. Überlassen wir das letzte Wort Madita (9): «Ich liebe es zu singen und zu schauspielern. Und ich wusste, dass es um Jesus geht, da wollte ich unbedingt mitmachen.»
 

Die «Zäller Wiehnacht» wird am Samstag, 23. Dezember um 16 Uhr und 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Marien, Etzelstrasse 1, Wädenswil ZH, aufgeführt. Der Eintritt ist frei, es wird eine Kollekte erhoben.

 


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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