Die Saat der Märtyrer
«Wir sind eine kleine Kirche, die auch heute noch eng mit der Erinnerung an die Märtyrer verbunden ist. Unsere jungen Kambodschaner werden in dem Seminar ausgebildet, in dem auch der kambodschanische Bischof Joseph Chmar Salas lebte», hält Pfarrer Paul Chatsirey Roeung fest.
Für Bischof Salas und 34 Gefährten eröffnete die kambodschanische Kirche im Jahr 2015 offiziell die diözesane Phase des Seligsprechungsprozesses. Der Bischof und seine Gefährten kamen zwischen 1970 und 1977 während der Verfolgung der Kirche unter dem Regime von Pol Pot und den «Roten Khmer» ums Leben, stammen aus Kambodscha, Vietnam und Frankreich und sind Priester, Laien, Katecheten und Missionare, darunter einige Mitglieder der «Société des Missions Etrangères de Paris» (MEP).
Die Ermittlungen seien sehr langwierig und schwierig, denn die «Roten Khmer» hätten alle brauchbaren Dokumente vernichtet, erklärt Pfarrer Paul Chatsirey Roeung, der auch Postulator des Seligsprechungsverfahrens ist. Jene Dokumente, die noch existieren, werden in Archiven und an Orten ausserhalb Kambodschas aufbewahrt.
Als die «Roten Khmer» an die Macht kamen, war Yves Ramousse Bischof in Kambodscha. Da er mit seiner Ausweisung rechnete, holte er den damals 38-jährigen einheimischen Priester Joseph Chmar Salas zurück, der zum Weiterstudium in Frankreich war. Dieser wurde am 14. April 1975 vom Heiligen Stuhl zum Koadjutor-Bischof für das Apostolische Vikariat von Phnom Penh ernannt und trat 1976 die Nachfolge von Yves Ramousse an. Doch Bischof Salas wurde vom Regime auf ein Reisfeld in Kompong Thom verbannt, wo er im September 1977 an Erschöpfung starb.
Eine Halskette mit einem Kreuz, die Bischof Salas bei seiner Bischofsweihe trug, wurde im Laufe der Jahre an seine Nachfolger weitergegeben; heute trägt sie Bischof Olivier Schmitthaeusler.
Wenigstens einmal im Jahr halten kambodschanische Katholiken inne, um jener zu gedenken, die ihr Leben für den Glauben an Christus hingegeben haben und «Samen und Väter» der heutigen kambodschanischen Glaubensgemeinschaft sind.
Eine junge, wachsende Kirche
«Wir haben junge Gemeinden, die sich aus Menschen zusammensetzen, die erst kürzlich den christlichen Glauben angenommen haben, zeigt sich Pfarrer Paul Chatsirey Roeung erfreut. Die Kirche in Kambodscha kann jedes Jahr Taufen von Jugendlichen und Erwachsenen feiern. So haben an Ostern 2024 im Apostolischen Vikariat Phnom Penh insgesamt 185 junge Menschen die Erwachsenentaufe empfangen.
Das Vikariat hat als Vorbereitung auf das Heilige Jahr ein «Jahr des Gebetes» ausgerufen. Bei einem Treffen mit mehr als 100 Jugendlichen mahnte Bischof Olivier Schmitthaeusler: «Um die Gegenwart Jesu im täglichen Leben zu entdecken und mit ihm verbunden zu bleiben, muss man glauben, dass Jesus im eigenen Herzen wohnt; sich mit den Augen des Glaubens umsehen; das eigene Leben mit Dankbarkeit betrachten; mit kurzen Gebeten den ganzen Tag über mit Gott kommunizieren; sich morgens und abends Zeit für Meditation und Gebet nehmen; den Blick für die Nöte der Welt weiten; barmherzig zu den anderen sein, besonders zu den Ärmsten.» Das Jahr der Vorbereitung auf das Heilige Jahr werde somit auch ein besonderes «Jahr der Berufung» für junge Kambodschaner sein, um den Ruf Gottes zu hören, auch im Hinblick auf die Berufung zum Priestertum oder zum geweihten Leben.
Obwohl die Katholische Kirche in Kambodscha nur sehr klein ist, leistet sie grosse Arbeit im Dienst der Versöhnung und der Aufbau der Gesellschaft. So erhielt Bischof Schmitthaeusler 2022 als Vertreter der Katholischen Kirche von der kambodschanischen Regierung den «Grossen Orden für nationale Verdienste». Damit sollte das besondere Engagement der Kirche für die Entwicklung in vielen Bereichen der Provinz Takeo gewürdigt werden, insbesondere für ihr Wirken im Bereich der Bildung, der Kunst und der Kultur, für soziale Arbeiten und die Gesundheitsversorgung im Dienst der Gemeinschaft. In Anbetracht seiner besonderen Verbundenheit mit Kambodscha und seines Mitwirkens an der Entwicklung der Gesellschaft des Landes verlieh die Regierung Bischof Schmitthaeusler zudem die kambodschanische Staatsbürgerschaft.
Auch die Kirche in Kambodscha spürt die Probleme und Herausforderungen, die durch die Globalisierung und Säkularisierung entstehen. Doch Pfarrer Paul Chatsirey Roeung ist zuversichtlich: «Um den Glauben lebendig zu halten und voranzukommen, ist die Erinnerung an unsere Märtyrer immer eine wertvolle Quelle der Inspiration und der Gnade.»
Rund 96 Prozent der Bevölkerung Kambodschas sind Anhänger der Staatsreligion des Theravada-Buddhismus. Dem Islam gehören rund 1,9 Prozent an, dem Christentum gerade einmal 0,4 Prozent. Die grösste christliche Konfession ist die «Neuapostolische Kirche».
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