Old Christmas von Washington Irving.

Mit spitzer Feder

Kath.ch-Martig übt sich in Realsatire

Charles Mar­tig, Chef­re­dak­tor von «kath​.ch», übt sich in Real­sa­tire – und zeigt dabei beacht­li­ches Geschick. Kunst­stück: Sein Vor­gän­ger Raphael Rauch hatte vorgespurt.

In dessen Beitrag zuhanden des Schweizerischen Katholischen Pressevereins bilanzierte der jetzige «Blick-Wirtschaftsredaktor»: «Die Differenzen zwischen der Schweizer Bischofskonferenz, der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz und kath.ch konnten – auch aufgrund des sehr umsichtig agierenden Vorstandes des Vereins Katholisches Medienzentrum – im Rahmen einer erfolgreichen Mediation beigelegt werden.» Dieser Befund ist nicht nur voreilig, sondern auch, wie es sein Landsmann Franz-Josef Strauss formulieren würde, «die glatte Unwahrheit».

Tatsächlich scherte sich Rauch einen Deut um diese vermeintliche Mediation. Als die Deutschschweizer Bischöfe wenig später in ihrem Neujahrsbrief 2023 in Erinnerung riefen, dass in unserem Land die «liturgischen Formen und Regeln gemäss den Bestimmungen der Bischöfe» zu beachten seien, zündete Rauch flugs eine weitere Stinkbombe (nomen est omen): Den Schweizer Bischöfen sei zu raten, die Kraft der Stille zu tanken, bevor sie «solchen Unsinn verzapfen».

Da fühlte sich sein Nachfolger Charles Martig selbstredend in die Pflicht genommen. Nachdem die Schweizer Bischofskonferenz in ihrem Mediencommuniqué vom 12. Juni 2023 aufgrund der fortgesetzten Skandal-Journaille von «kath.ch» den Leistungsauftrag für «dieses Medium» infrage stellte, gab Martig folgenden Fake zum Besten: «Die Redaktion von kath.ch arbeitet nach wie vor (sic) nach journalistischen Qualitätsstandards wie Fairness, Transparenz und Wahrhaftigkeit. Sie orientiert sich dabei am Rahmeninstitut der katholischen Medienzentren. Zudem bilden die Richtlinien des Schweizer Presserates den Rahmen der journalistischen Arbeit von kath.ch.» Wie bitte? Das Kurzzeitgedächtnis von Martig in Ehren. Aber hat nicht eben dieser Presserat im Jahre 2022 die Verletzung elementarer Grundsätze seines eigenen Pressekodex durch «kath.ch» ausdrücklich gerügt, darunter die Verletzung des Wahrheitsgebotes (vgl. Entscheid 78/2021 des Presserates vom 25. Januar 2022)!

Doch Martig kann nicht nur Realsatire, auch das Spiel «Blinde Kuh» ist ihm bestens vertraut: «Kath.ch» sei ob der Kritik der Bischofskonferenz irritiert, irrlichtert Martig, denn aus deren Kritik könne nicht «auf konkrete Artikel» geschlossen werden. Da leidet einer aber an einer schweren Wahrnehmungsstörung, hätten doch die Worte der Bischofskonferenz deutlicher kaum sein können: «Die Bischöfe und Territorialäbte sind seit längerem besorgt über einige Artikel, die auf kath.ch veröffentlicht werden. Erst kürzlich waren Artikel über die Jungfrau Maria, die Diözese Chur oder die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg in mehrfacher Hinsicht sehr problematisch.»

Für Simon Hehli, Redaktor der Neuen Zürcher Zeitung, war denn auch der Fall evident: «Kath.ch stellt die jungfräuliche Geburt Jesu infrage. Eine Kath.ch-Redaktorin kam zum Schluss, dass die Jungfrauengeburt weder historisch-kulturell noch biologisch-medizinisch belegbar sei.»

Aber klar: Was für den NZZ-Redaktor ein offensichtlicher Fakt ist, kann dem Chefredaktor von «kath.ch» billigerweise nicht zugemutet werden. Denn schliesslich, so Martig, arbeitet «kath.ch nach journalistischen Standards» – realsatirisch gemeint – natürlich.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Martin Meier-Schnüriger 18.06.2023 um 07:19
    In der Sache bin ich mit dem Kommentator völlig einverstanden: kath.ch verbreitet häufig alles andere als wirklich katholisches Gedankengut. Nur frage ich mich, ob es nötig und auch sinnvoll ist, gewissermassen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Auch die berechtigte Verteidigung des Glaubens soll in Liebe geschehen und in der Absicht, den irrenden Bruder zurückzugewinnen, nicht, ihn fertigzumachen. Ironie oder gar Sarkasmus sind dabei nicht unbedingt die besten Hilfsmittel, weil sie den Gegner nicht ernst nehmen, sondern ihn der Lächerlichkeit preisgeben. Ich gebe zu, dass ich selbst der Versuchung, mit allzu spitzer Feder zu schreiben, ab und zu erlegen bin; von Erfolg - im Sinn von Überzeugung des Gegners - gekrönt waren diese Unterfangen jeweils nicht.
    • user
      Michael Dahinden 26.06.2023 um 16:45
      Wenn sich die Schlangenbrut in Christi Namen hinstellt und Gift spritzt, ist jegliches „Überzeugen mit Liebe“ aussichtslos. Mit dem Geld der Bischöfe wird Gott beleidigt, und da soll man etwa sanftmütig sein? Selbst der Sanftmütigste aller Sanftmütigen hat die Kirchenräuber mit einer selbstgemachten Geissel aus Stricken vertrieben. Und da sollte man in Seinem Namen kommen dürfen, Gülle ausleeren dürfen und nun erwarten, dass der andere gefälligst nicht schreie unter den geistigen Geisselhieben? Sie haben offensichtlich in den letzten 10 Jahren die wenigsten der antikatholischen Artikel auf kath-blick gelesen : )
  • user
    Ferdi23 16.06.2023 um 10:33

    Könnte es sein, dass das RKZ-Syndikat ein Pfründen- und Korruptionssystem (geworden?) ist, das Agnostiker und Atheisten bei sich anschaffen lässt? Wie kann man auf die Idee kommen, ein Nachrichtenportal aus Steuergeldern zu finanzieren, das mit Krawall, Dreck, Intrigen und üble Nachrede (Verstoss gegen das achte Gebot) seine "Wichtigkeit" sich anmasst zu erweisen? Wie ging noch mal die Geschichte mit dem goldenen Kalb aus?

  • user
    Tobias Maier 15.06.2023 um 18:43
    Unglaublich, was Martig und Co da zum Besten geben! Die glauben wohl, sie können die ganze Welt für dumm verkaufen!