Das Spielbrett von Monopoly. (Bild: Horst Frank, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Kirche Schweiz

«kath​.ch»: Mono­poly made in Germany

Eine geplante Fehl­be­set­zung im Direk­to­rium des Medi­en­zen­trums stösst auf Wider­stand bei den Schwei­zer Bischö­fen. Aber auch die fäl­lige Neu­be­set­zung des Pos­tens des Redak­ti­ons­lei­ters von «kath​.ch» wirft Fra­gen auf.

Die Entzugserscheinungen des Sobli-«Wirtschaftsredaktors» Raphael Rauch müssen enorm sein. Die von ihm nachgeschobene Begründung für seinen Wechsel ins Wirtschaftsressort des Sobli («Ich freue mich auf eine neue Herausforderung und auf das Wirtschaftsressort des SonntagsBlick! Wer die Welt verstehen will, kommt um das Thema Geld nicht herum. Ich möchte komplizierte Zahlen mit guten Geschichten erzählen und investigativ recherchieren») entpuppte sich voraussehbar als Etikettenschwindel pur. Nicht einen halbwegs vernünftigen Beitrag zum Thema Wirtschaft und Finanzen hat er seit Stellenantritt im April 2023 abgeliefert. Dabei wären Themen wie Krankenkassenprämien und die 13. AHV geradezu ein Steilpass für einen mit der Materie vertrauten Journalisten. Nicht aber für Raphael Rauch. Stattdessen debütierte er im April 2023 mit einem Artikel zu den von ihm mit Inbrunst beackerten Kircheninterna («Sie wollte Seelsorge – er wollte Sex»).

Rauchs kirchenpolitisches Mitteilungsbedürfnis ist mittlerweile derart unwiderstehlich geworden, dass als Ventil nicht nur der Sobli, sondern zusätzlich auch die Tageszeitung «Blick» herhalten muss. So unlängst in einem Beitrag vom 8. März 2023. Rauch hatte erfahren, dass seine Landsfrau und «kath.ch»-Journalistin Annalena Müller in einer Nacht- und Nebelaktion ins Direktorium des Katholischen Medienzentrums gehievt werden sollte, den Trägerverein von «kath.ch». Eine Dreistigkeit im doppelten Sinn, denn erstens verfügt Annalena Müller über keinerlei betriebswirtschaftliche und/oder juristische Qualifikationen, obwohl gerade diese in einem operativen Führungsgremium gefragt sind. Kommt hinzu, dass sich Annalena Müller bis dato mit Schulmeistereien und Pöbeleien an die Adresse der Schweizer Bischöfe hervorgetan hat. Und als Dankeschön dürfen eben diese Bischöfe in ihrer Eigenschaft als Auftraggeber von «kath.ch» noch ihren Segen zu dieser Personalie erteilen. So weit wollten die Bischöfe bei aller Fokussierung auf die zurzeit grassierende Demutsgeste doch nicht gehen: Weihbischof Josef Stübi, Medienbischof für die Deutschschweiz, legte sein Veto gegen dieses Ansinnen ein.

Interne Kungelei
Zweck der Übung: Mit diesem «Blick»-Artikel soll medial-öffentlicher Druck auf die Bischöfe aufgebaut werden, um deren Veto doch noch rückgängig zu machen. Die Aussichten sind gar nicht einmal so schlecht. Denn der ideologische Kurs der «kath.ch»-Redaktion geht konform mit der Agenda massgebender Exponenten der Kantonalkirchen bzw. von derem Zusammenschluss, der «Römisch-Katholischen Zentralkonferenz». Ihr finanzielles Erpressungspotential als Hauptfinanzquelle nicht nur der Bischofskonferenz, sondern auch von «kath.ch», ist gross. Kommt hinzu, dass auch der Trägerverein des Katholischen Medienzentrums ideologisch auf derselben Welle reitet. Dort zieht im Hintergrund der Bio-Deutsche Simon Spengler die Fäden. Dieser heute als Kommunikationschef der Römisch-katholischen Körperschaft Zürich tätige Mann hat mit der Bischofskonferenz noch eine Rechnung offen, musste er doch von dieser wegen chronischer Insubordination entlassen werden.

Doch nicht nur die Neubesetzung des Direktoriums des Katholischen Medienzentrums gibt zu reden, sondern auch und vielleicht noch mehr die Nachfolge von Charles Martig, der per 1. April 2024 als Redaktionsleiter von «kath.ch» zurücktreten wird. Sowohl die Schweizer Bischofskonferenz als auch «kath.ch» halten sich betreffend dieser Nachfolgeregelung bedeckt. Dies, obwohl «kath.ch» im grellen Kontrast dazu von Dritten permanent Transparenz einfordert.

Die interne Kungelei hat allerdings Methode: Nach dem abrupten Abgang von Raphael Rauch wurde dessen Stelle ausgeschrieben – pro forma. Bevorzugt wurde eine «in house»-Lösung. Charles Martig, Direktor des Katholischen Medienzentrums, übernahm in Personalunion gleich auch noch die Stelle des Redaktionsleiters von «kath.ch». Er begann mit einem kapitalen Fehlstart: Den sexuellen Übergriff auf den Leiter der Oberammergauer Passionsspiele hatte er fälschlicherweise einem Priester angedichtet, musste diese Unterstellung aber umgehend widerrufen(«Regisseur Christian Stückl hatte im Internat Übergriffe erlebt, aber nicht durch Pater»). Dieser faux pas gleich zu Beginn seiner Laufbahn als Redaktionsleiter schlug ihm dermassen auf den Magen, dass er in der Folge weitgehend durch Abwesenheit glänzte, nur noch der Sieg der SVP bei den Parlamentswahlen im Herbst 2023 brachte ihn in Rage.

Die Wiederbesetzung der Stelle des Redaktionsleiters wurde gar nicht erst ausgeschrieben, eine erneute Kungelei dürfte vielmehr bevorstehen. Könnte es sein, dass sich der Aprilscherz von «swiss-cath.ch» («Raphael Rauch kehrt zu ‹kath.ch› zurück») ein Jahr später als schiere Tatsache erweisen wird? Auffallend: Rauch schreibt nicht nur für den Sobli regelmässig über katholische Interna, nein, noch bei laufendem Vertrag mit der Ringier-Postille taucht er urplötzlich wieder bei «kath.ch» auf!

Am 17. Februar 2024 meldete er sich mit einem hagiographischen Absturz zum Tod des Ex-Benediktiners Ursicin Gion Derungs zu Wort. Und nun lässt er – wiederum auf «kath.ch» – einen Beitrag zum synodalen Prozess in der Schweizer Kirche folgen. Näherhin geht es um den von seinem Landsmann Arnd Bünker ausgearbeiteten Statutenentwurf für die geplante «Synodalitätskommission»: ein typisch deutsches Bürokratiemonster. Formal soll es sich um ein «Organ der Schweizer Bischofskonferenz» handeln, materiell aber der Entwicklung «geeigneter Formate zur Beratung und Entscheidungsfindung zu drängenden Fragen der katholischen Kirche» dienen, konkret die Bischofskonferenz im Sinne der Synoden-Agenda vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Die Mitglieder der geplanten «Synodalitätskommission» sollen durch die AG Synodalität der Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz «benannt» werden (Sekretär der Pastoralkommission: Arnd Bünker). Die Geschäftsführung dieser «Synodalitätskommission» soll wiederum beim «Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut» SPI angesiedelt werden (deren Leiter: Arnd Bünker).

Fehlt nur noch der krönende Schlussstein dieses Monopoly made in Germany: Raphael Rauch als alt-neuer Redaktionsleiter von «kath.ch»!


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    Helvetia dolet 12.03.2024 um 16:37
    Und wer hat es Rauch gesteckt? Sicherlich Müller oder Spengler. Finde ich ehrlich gesagt unter aller S** die Bischöfe so unter Druck setzen, ja fast Erpressen zu wollen.
  • user
    Ferdi24 10.03.2024 um 21:44
    was hört man dieser Tage wieder: "Nein heisst NEIN". Oder so?