Teilnehmer des Zweiten Vatikanischen Konzils. (Bild: Lothar Wolleh/Wikimedia Commons)

Kommentar

Kon­zil der «Väter» oder Kon­zil der «Medien»?

Gedan­ken von Papst Bene­dikt XVI.

Ich möchte meine Ausführungen mit einem weltlichen Zitat von Clemens Wenzel Lothar von Metternich beginnen.

«Wo alles wankt [...],
wo die ganze gesellschaftliche Existenz
ein Spiel der Winde und Wellen ist,
ist vor allem notwendig,
dass irgendetwas beharre,
wo das Suchende sich anschliesse,
das Verirrte seine Zuflucht nehmen könne.»

In seiner Abschiedsrede von den Priestern seiner Diözese Rom am 14. Februar 2013 sprach Papst Benedikt XVI. frei und ohne Manuskript über das, was ihn in seinem Leben zentral beschäftigte, nämlich das Zweite Vatikanische Konzil.

Über die Beziehung zwischen Kirche und Moderne
Papst Benedikt XVI. wies darauf hin, dass sich die Kirche damals, zu Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahre 1962, nicht mehr als Trägerin der Zukunft sah, da die Beziehung zwischen der Kirche und der Neuzeit, unter anderem auch durch Irrtümer, wie zum Beispiel im Fall von Galileo Galilei, durchaus kontrastreich war.

Man wollte dies korrigieren und wieder eine Einigung zwischen der Kirche und den besten Kräften in der Welt finden, um in Zukunft einen wahren Fortschritt für die Menschheit zu schaffen.

So seien sie damals voll Hoffnung und Begeisterung gewesen und hätten auch den Willen gehabt, ihren Teil dazu beizutragen, damit dieses Konzil ein «Neues Pfingsten» würde.

Ein negatives Beispiel der Synode in Rom
Papst Benedikt XVI. erinnerte sich, dass bei der Synode in Rom vorbereitete Texte vorgelesen und sozusagen durch Applaus bestätigt werden sollten. Die Bischöfe hätten jedoch interveniert und gesagt, dass sie nicht nur das gutheissen möchten, was bereits vorbereitet wurde, sondern dass sie selbst Subjekt und Träger des Konzils sein wollten. Ebenso forderten sie, dass dasselbe für die bereits vorbereiteten und vorgeschlagenen Wahllisten der Kandidaten gelte.

Konzil der Väter und Konzil der Medien
Papst Benedikt XVI. stellte fest, dass es das Konzil der Väter, das wahre Konzil, aber auch ein anderes, nämlich das Konzil der Medien gab.
Für die Medien sei das Konzil ein politischer Kampf, ein Machtkampf gewesen, der verschiedene Strömungen in der Kirche sichtbar machte.
Selbstverständlich hätten die Medien für jene Seite Partei ergriffen, die ihnen zu ihrer Welt am besten zu passen schien. Dieses Konzil der Medien sei auch allen zugänglich gewesen.
Es war also das vorherrschende Konzil, das Konzil, das sich stärker ausgewirkt und viel Unheil, viele Probleme und wirklich viel Elend herbeigeführt habe, und es wirkte sich seiner Meinung nach auch auf das Verständnis der Liturgie aus. Der Kultus wurde in der Folge profaniert und banalisiert.

Aufgabe im Jetzt und in der Zukunft
Papst Benedikt XVI. ging davon aus, dass die wahre Reform der Kirche von der wahren Auslegung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils abhänge.

Unsere Aufgabe sei es deshalb, daran zu arbeiten, dass sich das wahre Konzil, mit der Kraft des Heiligen Geistes, durchzusetzen vermöge und die Kirche so, mit der Hilfe des Herrn, wirklich erneuert würde.

Man sollte sich, so Papst Benedikt XVI., immer daran erinnern, dass wir die Einheit als «Volk Gottes» nur in Einheit mit Christus erreichen könnten und dass dies wiederum nur durch die Feier der Eucharistie und den Empfang des Leibes und Blutes Christi in der Kommunion möglich sei.

Heilige Schrift und Tradition
Zudem sollte man nicht vergessen, was wir unter Tradition verstehen.

Die Sicherheit des Glaubens entstünde eben nicht alleine aus der isolierten Heiligen Schrift. Wir bedürften der Tradition, in welcher die Autorität des Heiligen Geistes sichtbar würde. Insofern könne die Kirche nicht auf ihre Tradition verzichten.

Wichtig dabei sei, dass das katholische Verständnis immer davon ausgehen würde, dass die Kirche unter und nicht über dem Wort Gottes stehe.
Sie hätte immer geglaubt, dass das «Wort Gottes», dem wir folgen, eine lebendige Person, nämlich Jesus Christus sei, zu deren Verständnis wir auf den Heiligen Geist angewiesen seien.

Schlussworte
Er werde in der Zurückgezogenheit mit seinem Gebet immer bei seinen Priestern sein. Gemeinsam würden sie mit dem Herrn vorangehen in der Gewissheit, dass der Herr siegen werde.

Und an seinem 85. Geburtstag sprach er die Worte:

«Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiss nicht, was mir verhängt sein wird. Aber ich weiss, dass das Licht Gottes da ist, dass Er auferstanden ist, dass Sein Licht stärker ist als alles Dunkel. Dass Gottes Güte stärker ist alles Böse dieser Welt.»

Für ihn galt: Gott ist wichtig. Ich bin es nicht.

Seine letzten Worte sind für alle ein unmissverständliches Zeugnis seiner Wahrhaftigkeit, Bescheidenheit und Demut: «Jesus, ich liebe dich!»


Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.


Magdalena Veletta


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Bemerkungen :

  • user
    Claudio Tessari 02.05.2023 um 11:05

    Es war auch Papst Benedikt, welcher von der Diktatur des Relativismus sprach, welche wir heute leider in der Kirche erleben. Bischof Athanasius Schneider hat das Konzil mal treffend beschrieben: Die Liberalen legen das Konzil aus wie es ihnen passt, entgegen den Texten. Ein Teil der FSSPX lehnt es ab. Beide Haltungen sind falsch. Und ich denke auch, beide Seiten haben sich nie wirklich mit den Texten des Konzils intensiv befasst.