Marienprozession in Menziken AG. (Bilder: zVg)

Kirche Schweiz

Maria als Vor­bild aller Hei­li­gen – Mari­en­pro­zes­sion in Menziken

In der Pfar­rei Men­zi­ken fand am 7. Mai 2023 nach Jahr­zehn­ten die erste Mari­en­pro­zes­sion statt. Die Sta­tue der Mut­ter­got­tes wurde um die Kir­che St. Anna getra­gen, musi­ka­lisch beglei­tet von einem Jod­ler­chor und mehr­spra­chi­gen Gesän­gen der mul­ti­kul­tu­rel­len Pfarreiangehörigen.

Die Prozession und die anschliessende Messe zu Ehren Mariens zogen mehr als 300 Gläubige an, was auch für eine traditionell katholische Pfarrei eine ausserordentlich beeindruckende Zahl wäre. Bei der Pfarrei Menziken handelt es sich jedoch um eine Pfarrei in einem historisch reformierten Gebiet. Es ist Pfarrer Piotr Palczynski und Kaplan Luis Reyes zu verdanken, dass der Pastoralraum Aargau Süd, zu dem zehn politische Gemeinden gehören, zum Vorbild wurde, in dem das sakramentale Leben aufblüht und so jene Neuevangelisierung Gestalt annimmt, die Papst Franziskus immer wieder einfordert. In der Pfarrei Menziken wirken alle Gläubigen – Jung und Alt, Schweizer und Ausländer, Arm und Reich – auf ein Ziel hin. Dieses Ziel ist, die Liebe Gottes erfahrbar zu machen, indem das Wort Gottes authentisch verkündet und die Eucharistie ins Zentrum des Pfarreilebens gestellt wird.

Pfarrer Palczynski führte in seiner Homilie aus, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind. Der erste Schritt, sein Leben zu heiligen, besteht darin, die eigene aktuelle Situation zu akzeptieren. Jeder Mensch hat Probleme und Brüche in seinem Leben, mit denen er zu kämpfen hat. Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. Der zweite Schritt ist – und hier unterscheidet sich die Theologie Pfarrer Palczynskis massiv von derjenigen vieler sogenannt liberaler Theologen – zu versuchen, den Willen Gottes zu erkennen und diesen im eigenen Leben umzusetzen. Auch die Grösse Mariens zeigt sich darin, Gottes Willen befolgt und dem Herrn völlig vertraut zu haben («Mir geschehe nach Deinem Wort»).

Die Tatsache, dass so viele unterschiedliche Menschen die Messen in Menziken besuchen, zeigt auf, dass der Aufruf zur inneren Veränderung mehr Anziehungskraft hat als die heute in den kirchlichen Reformpapieren vertretene Ansicht, wonach fast jede Sünde im Sinne Gottes sei und akzeptiert werden müsse. Wie ein Patient mit einem gebrochenen Bein eher zu einem Arzt geht, der ihm eine Heilung verspricht und nicht zu demjenigen, der ihm erklärt, man könne auch gut auf einem Bein leben, so hat die Kirche dort eine Zukunft, wo sie ihren Gläubigen den Weg zur Heiligkeit weist. Dieser Weg geht behutsam voran und überfordert den Einzelnen nicht, indem sofort Maximalforderungen an ihn gestellt werden, die er nicht erfüllen kann. Gott ist höflich, wie Romano Guardini es einmal so treffend formulierte, da er jedem Menschen die Zeit und den Raum lässt, innerlich zu wachsen und zu reifen. Diese Höflichkeit Gottes zeigte sich besonders bei der Verkündigung des Herrn, als der Erzengel Gabriel auf das Nachfragen Mariens hin Gottes Heilsplan geduldig erklärte. Der Herr zwingt niemandem seinen Willen auf, sondern lässt jedem Menschen die Freiheit, die Liebe Gottes anzunehmen.
 


Maria ist für alle Katholikinnen und Katholiken das Vorbild schlechthin, da ihr Ja die Menschwerdung Gottes ermöglichte. Es ist kein Zufall, dass in Zeiten der Krise die Kirche ihre Zuflucht immer wieder bei Maria sucht. Während der Corona-Pandemie griff der Papst beispielsweise zu den zwei stärksten Mitteln, über welche die Kirche verfügt: Unvergessen bleibt, wie Franziskus vor der Marienikone «Salus populi Romani» für das Ende der Pandemie betete und wie er auf dem Petersplatz der Welt den Eucharistischen Segen erteilte. Das Erfolgsrezept der Kirche, das in der Pfarrei Menziken vorbildhaft umgesetzt wird, besteht darin, die Eucharistie ins Zentrum des christlichen Lebens zu stellen und Marias Beispiel zu folgen, indem wir Gottes Willen in unserem Leben bejahen.
Wollen wir unsere Pfarreien und Pastoralräume, wollen wir unsere ganze Kirche in der Schweiz erneuern, müssen wir diesen Weg gehen, den die Gläubigen von Menziken durch die Marienprozession beschritten haben. Durch Maria zu Jesus.


Marijan Sokolic


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    Gabriela Ulrich 20.05.2023 um 13:48
    Auf dem Bild der Prozession oben sieht man ein Mann mit der Gitarre spielend und singend. Alle Anderen Prozessionsteilnehmer sind Zuhörer. Im Lobgesang der drei Jünglinge Dan 3, 57-88 und 56 steht in Psalm 150 in Laudate Dominum in sanctis eus ..5. Lobet ihn mit wohlklingenden Zimbeln, lobet ihn mit Zimbeln des Jubels. * Alles, was Atem hat, lobe den Herrn! Ehre sei dem Vater. .. In der neuen Messe ist man nur noch Zuhörer und so nicht mehr daran beteiligt. Diesen Eindruck habe ich auch von der Prozession. Sobald der gregorianische Choral wieder in den Pfarreien gesungen wird, wirkt sich das positiv auf alle Gläubigen aus.
  • user
    Anita 20.05.2023 um 07:57
    W u n d e r bar... vielen Dank für diese Prozession...weiter so!
  • user
    Gabriela Ulrich 19.05.2023 um 17:25
    Der Jodlerchor singt weltliche Lieder. Was die mehrsprachigen Lieder anbelangt, überfordern sie jedenfalls das Kirchenvolk. Nicht alle können so viele Sprachen verstehen. Da müsste man schon ein Ausnahmetalent sein. Von Landessprache bei der Marienprozession in Menziken ist keine Rede. Der Jodlerchor und die mehrsprachigen Lieder entspricht nicht der Liturgie. Es scheint mir, als wäre das ein Wunschkonzert. Hingegen versteht das Kirchenvolk das Kirchenlatein. Denn der Choral wiederholt sich jedes Jahr immer wieder. Zudem gibt es ein Volksmissale Latein/Deutsch, Latein/Französisch usw. Der Priester, die Schola und das Volk singen den gregorianischen Choral abwechselnd. Zu Ehre Gottes singen, das ist wunderschön. Es liegt nur am Willen der Chöre endlich den Choral in ihr Repertoire aufzunehmen!
    • user
      Martin Meier-Schnüriger 20.05.2023 um 12:10
      Ach, liebe Frau Ulrich, was soll diese Suche nach Haaren in der Suppe? Dass der gregorianische Choral eine wunderschöne Art ist, den Lobpreis Gottes auszudrücken, bestreitet niemand. Aber wie sagt doch der hl. Paulus: "Singt in eurem Herzen Hymnen und Lieder, wie der Geist sie euch eingibt."
  • user
    Claudio Tessari 19.05.2023 um 10:25
    Das beobachte ich seit Jahren. Dort wo man Maria und die marianische Frömmigkeit auf die Seite gestellt hat, wegen eines falschen Ökumenismus, dort ging der Glaube auch verloren. Oft denkt man, Maria sei eine Konkurrenz zu Jesus. Doch gerade durch Maria, sieht man Jesus klarer und besser. Überall wo vor der Messe der Rosenkranz gebetet wird, wo der Priester noch marianisch ist, dort findet man eucharistische Anbetung, dort gibt es ein Beichtangebot und dort werden die Kirchen auch wieder voller. Die Pfarreien Wetzikon, Egg, oder Wald sind nur ein Beispiel davon.
    Omnes Cum Petro ad Jesum per Mariam