Die Prozession und die anschliessende Messe zu Ehren Mariens zogen mehr als 300 Gläubige an, was auch für eine traditionell katholische Pfarrei eine ausserordentlich beeindruckende Zahl wäre. Bei der Pfarrei Menziken handelt es sich jedoch um eine Pfarrei in einem historisch reformierten Gebiet. Es ist Pfarrer Piotr Palczynski und Kaplan Luis Reyes zu verdanken, dass der Pastoralraum Aargau Süd, zu dem zehn politische Gemeinden gehören, zum Vorbild wurde, in dem das sakramentale Leben aufblüht und so jene Neuevangelisierung Gestalt annimmt, die Papst Franziskus immer wieder einfordert. In der Pfarrei Menziken wirken alle Gläubigen – Jung und Alt, Schweizer und Ausländer, Arm und Reich – auf ein Ziel hin. Dieses Ziel ist, die Liebe Gottes erfahrbar zu machen, indem das Wort Gottes authentisch verkündet und die Eucharistie ins Zentrum des Pfarreilebens gestellt wird.
Pfarrer Palczynski führte in seiner Homilie aus, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind. Der erste Schritt, sein Leben zu heiligen, besteht darin, die eigene aktuelle Situation zu akzeptieren. Jeder Mensch hat Probleme und Brüche in seinem Leben, mit denen er zu kämpfen hat. Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. Der zweite Schritt ist – und hier unterscheidet sich die Theologie Pfarrer Palczynskis massiv von derjenigen vieler sogenannt liberaler Theologen – zu versuchen, den Willen Gottes zu erkennen und diesen im eigenen Leben umzusetzen. Auch die Grösse Mariens zeigt sich darin, Gottes Willen befolgt und dem Herrn völlig vertraut zu haben («Mir geschehe nach Deinem Wort»).
Die Tatsache, dass so viele unterschiedliche Menschen die Messen in Menziken besuchen, zeigt auf, dass der Aufruf zur inneren Veränderung mehr Anziehungskraft hat als die heute in den kirchlichen Reformpapieren vertretene Ansicht, wonach fast jede Sünde im Sinne Gottes sei und akzeptiert werden müsse. Wie ein Patient mit einem gebrochenen Bein eher zu einem Arzt geht, der ihm eine Heilung verspricht und nicht zu demjenigen, der ihm erklärt, man könne auch gut auf einem Bein leben, so hat die Kirche dort eine Zukunft, wo sie ihren Gläubigen den Weg zur Heiligkeit weist. Dieser Weg geht behutsam voran und überfordert den Einzelnen nicht, indem sofort Maximalforderungen an ihn gestellt werden, die er nicht erfüllen kann. Gott ist höflich, wie Romano Guardini es einmal so treffend formulierte, da er jedem Menschen die Zeit und den Raum lässt, innerlich zu wachsen und zu reifen. Diese Höflichkeit Gottes zeigte sich besonders bei der Verkündigung des Herrn, als der Erzengel Gabriel auf das Nachfragen Mariens hin Gottes Heilsplan geduldig erklärte. Der Herr zwingt niemandem seinen Willen auf, sondern lässt jedem Menschen die Freiheit, die Liebe Gottes anzunehmen.
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Omnes Cum Petro ad Jesum per Mariam