Der katholische Glaube ist vielen Kubanerinnen und Kubanern wichtig. Hier bei einer Prozession für die «Virgen de la Caridad». (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)

Weltkirche

Mas­sen­exo­dus aus Kuba über­for­dert Pfar­reien in Miami

Hun­dert­tau­sende Kuba­ne­rin­nen und Kuba­ner sind in den ver­gan­ge­nen Mona­ten in den US-​Bundesstaat Flo­rida über­ge­sie­delt. Die Pfar­reien in Miami sind mit der huma­ni­tä­ren Her­aus­for­de­rung überfordert.

Bei seinem historischen Besuch auf Kuba sprach Barack Obama über die weltberühmte Metropole an der Südspitze Floridas: «In den Vereinigten Staaten haben wir ein klares Beispiel dafür, was das kubanische Volk aufbauen kann – es heisst Miami», sagte der damalige US-Präsident im März 2016 in Havanna. Es war der Höhepunkt des inzwischen wieder abgekühlten diplomatischen Tauwetters zwischen Kuba und den USA. Miami war und ist der Sehnsuchtsort jener Kubanerinnen und Kubaner, die ihre Heimat verlassen wollen. Im Jahr 2012 lebten im Grossraum Miami 1,2 Millionen Menschen mit kubanischen Wurzeln.

Nun erlebt die Stadt eine neue historische Einwanderungswelle. In den vergangenen 18 Monaten haben rund 300 000 Menschen Kuba in Richtung USA verlassen. Die meisten zieht es nach Miami, wo sehr viele entfernte oder direkte Verwandte haben und wo die kubanischstämmige Gemeinschaft ein Anlaufpunkt für sie ist. Doch die Kirchen schlagen Alarm, denn die Zahl der Personen, die nach Miami kommen, übersteigt die humanitären Kapazitäten der engagierten Pfarreien.

«Der Herr sagt, wir sollen die Fremden willkommen heissen. Das Traurigste ist die Zahl jener, die hier ankommen und denen wir nicht helfen können», sagte Reverend David Monduy, Pastor der «Iglesia Rescate», dem exilkubanischen Portal «Radio Marti» vor einigen Tagen. Immer mehr Gemeinden berichten, die Situation sei nicht mehr zu bewältigen.

Miamis Erzbischof Thomas Wenski fordert derweil die US-Regierung auf, auf die Migranten zuzugehen: «Es ist völlig irrational, dass sie keine Arbeitserlaubnis ausstellen.» Dadurch werde die Lage noch verschlimmert. Die Erzdiözese Miami gehört zu den Einrichtungen, die sich seit Langem für die Aufnahme von Einwanderern einsetzt, Migrantenherbergen öffnet, Armenspeisungen anbietet und erste Perspektiven aufzeigt. «Jeden Tag klopfen Menschen an die Türen der Kirchengemeinden und sagen, dass sie keinen Platz zum Schlafen haben», sagt Pfarrer Marcos Somarriba von der Gemeinde St. Agatha ausserhalb Miamis.

Repressionen ausgesetzt
Die neue Fluchtwelle aus dem kommunistischen Kuba ist eine Folgeerscheinung der aktuellen Versorgungskrise und der Niederschlagung von Protesten auf der Insel. Im Juli 2021 waren landesweite Sozialproteste ausgebrochen. Die Regierung reagierte mit harten Strafen. Seitdem haben viele überwiegend junge Menschen den Karibikstaat verlassen. Allein in den vergangenen Wochen wurden seitens der US-Behörden Tausende kubanische Bootsflüchtlinge abgeschoben, immer wieder kommt es zu dramatischen Unglücken, ertrinken Migrantinnen und Migranten im offenen Meer.

Derweil wurden auf Kuba zahlreiche Regierungskritiker und Demonstranten verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Zuletzt sorgte der Fall einer jungen Youtuberin für Aufsehen, die mit kritischen Videobeiträgen über die Situation im Land berichtete. Auch sie wurde festgenommen, der aktuelle Aufenthaltsort ist unbekannt. Ins Exil abgewanderte Regierungskritiker berichteten immer wieder, dass sie vor die Wahl gestellt würden: Gefängnis oder Abschiebung ins Ausland – ohne Aussicht, in die Heimat zurückzukehren.

Die offiziell verbotene Opposition und die Regierung des Ein-Parteien-Regimes von Präsident Miguel Diaz-Canel bewerten die Krise naturgemäss unterschiedlich: Während die Dissidenten ineffektive Planwirtschaft und Korruption für die Mangellage verantwortlich machen und eine demokratische Öffnung des Systems verlangen, sieht die kubanische Regierung in dem jahrzehntelangen US-Handelsembargo die Hauptursache für die Probleme.

Die Beziehungen zwischen den USA und Kuba waren vor allem während der sogenannten «Kubakrise» im Oktober 1962 angespannt. Damals entdeckten die USA auf Kuba stationierte sowjetische Mittelstreckenraketen. Während mehrerer Tage stand die Welt kurz vor einem nuklearen Krieg. Der Präsident Kubas, Fidel Castro, forderte von der Sowjetunion für den Fall einer US-Invasion einen atomaren Erstschlag auf US-amerikanisches Territorium. Chruschtschow lehnte dies ab, da es den Beginn eines Atomkrieges bedeutet hätte. Dank diplomatischem Geschick vor allem seitens der Administration Kennedy gelang es, den Konflikt friedlich beizulegen: Die Sowjetunion zogen ihre Raketen ab, die USA versprachen, keine Invasion in Kuba zu starten und ihrerseits Raketen aus der Türkei abzuziehen.


KNA/Redaktion


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