Syro-malabarische Liturgie. (Bild: Achayan, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Nächste Runde im Lit­ur­gie­streit der syro-​malabarischen Kirche

Der Lit­ur­gie­streit im syro-​malabarischen Erz­bis­tum Ernakulam-​Angamaly geht auch nach Amts­ein­füh­rung des neuen Grosserz­bi­schofs Raphael That­til unver­min­dert wei­ter. Mehr als 300 der 328 Pries­ter der Erz­diö­zese im indi­schen Bun­des­staat Kerala wei­ger­ten sich, bei der Sonn­tags­messe in ihren Pfar­reien ein Rund­schrei­ben des Apos­to­li­schen Admi­nis­tra­tors Bischof Bosco Puthur vor­zu­le­sen, wie der asia­ti­sche Pres­se­dienst Uca­news (Mon­tag) berichtete.

In dem Schreiben hatte Bischof Puthur die Priester angewiesen, die Messe in der Form zu feiern, wie sie von der syro-malabarischen Synode ebenso wie von Papst Franziskus genehmigt worden war. «Es wird einmal mehr klar, dass die Priester und Laien im Erzbistum gegen die von der Synode genehmigte Messe sind», sagte Riju Kanjookaran, Sprecher des «Archdiocesan Movement for Transparency» (AMT), das die Kampagne zur Beibehaltung der alten Messform anführt.

Im Mittelpunkt des seit Jahrzehnten dauernden Konflikts in der mit Rom verbundenen indischen Ostkirche steht die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zum Volk gewandt zelebrieren soll oder dem nach Osten ausgerichteten Altar zugewandt. Mitte 2021 beschloss die Synode der Kirche die Umsetzung eines Kompromisses, wonach der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann wieder in die Richtung des Altares wendet und sich erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet. Organisationen von Priestern und Laien, der auch Leitungsmitglieder des Erzbistums angehören, lehnen den Kompromiss ab.

Das Eingreifen des Vatikans in dieser Angelegenheit ist auf ein weites Spektrum von Reaktionen gestossen, das von Zustimmung bis zu offenem Widerstand reicht.

Die Weigerung der Priester, das Rundschreiben zu verlesen, werde weitreichende Folgen haben, sagte der Sprecher der syro-malabarischen Kirche, Antony Vadakkekar, laut «Ucanews». «Die Kirche wird eine solche Disziplinlosigkeit nicht dulden.»

In einer Videobotschaft vom 7. Dezember hatte Papst Franziskus die aufständischen Priester aufgefordert, die von der Synode genehmigte Messe bis 25. Dezember anzunehmen. Ein Scheitern könne zur Exkommunikation führen, hatte er gewarnt. Die Liturgierebellen liessen den Papst mit einem Kniff ins Leere laufen: Fast alle 328 Pfarreien des Erzbistums Ernakulam-Angamaly hielten «mit Respekt für Papst Franziskus» am Vormittag des 25. Dezember eine Messe nach den von der Kirchensynode genehmigten Regeln ab. Danach wurden die Gottesdienste wieder auf traditionelle Weise gefeiert.
 

Die syro-malabarische Kirche ist eine der 23 autonomen katholischen Ostkirchen, die in voller Gemeinschaft mit Rom stehen.


KNA/Redaktion


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Gabriela Ulrich 30.01.2024 um 09:52
    Die Liturgie muss eine grosse Stabilität aufweisen, nicht nur in den Texten, sondern auch in den Gesten, den Gewändern und der Musik. Der moderne Mensch hat die Religion dem Menschen angepasst, anstatt das zu tun, was die Kirche immer angestrebt hat, den Menschen der Religion anzupassen. In der Liturgie muss das umgesetzt werden - sie ist nicht auf das Individuum gerichtet! Die Elemente Farben, Gesten, Melodien usw. wurden in der Liturgie im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verfeinert und angepasst. So wurde das Höchste und Vollkommene erreicht. Der Kompromis: Wechsel der Zelebrationsrichtung vom Vatikan entstand aus einem Liturgiestreit, das nicht der Tradition entspricht, sondern der Moderne.
  • user
    Peter Schweizer 26.01.2024 um 20:09
    Diese Probleme möchte ich haben! Ich denke die Kirche sollte sich in der heutigen Welt um wichtigere Dinge kümmern.
  • user
    Gabriela Ulrich 23.01.2024 um 13:43
    Die Priester im syro-malabarischen Erzbistum verstehen den Kompromiss aus dem Vatikan nicht. Was die Wechsel der Zelebrationsrichtung zu bedeuten haben, ist nicht einmal begründet. Warum stützt sich Papst Franziskus auf die genehmigte Messe der Synode, wenn für die Liturgie der Papst zuständig ist! Die Zelebrationsrichtung der Synode führt völlig in die Irre. Dass die Priester im syro-malabarischen Erzbistum nun wieder nach der traditionellen Weise die Messe feiern, ist für mich nachvollziehbar. Denn da fühlen sie sich zu Hause.
  • user
    Martin Meier-Schnüriger 23.01.2024 um 10:14
    Wieso droht der Papst in Indien, wo es "nur" um die Zelebrationsrichtung geht, mit Exkommunikation, während hier in Europa, namentlich im deutschsprachigen Raum, viel gravierendere liturgische Verfehlungen und Eigenmächtigkeiten stillschweigend toleriert werden?