Palmsonntagsgottesdienst in Menziken AG. (Bilder: Daniel Ric)

Kirche Schweiz

Palm­sonn­tag in Men­zi­ken – Aggior­na­mento in Treue zum Evangelium

Men­zi­ken ist eine Aar­gauer Gemeinde an der Grenze zum Kan­ton Luzern. Kirch­lich gehört Men­zi­ken zum Pas­to­ral­raum Aar­gau Süd, der von Pfar­rer Piotr Palczyn­ski gelei­tet wird. Ihm zur Seite steht Luis Reyes als Kaplan.

Dass ein Priester in einem Pastoralraum Pfarrer sein darf und noch ein zweiter Priester im Seelsorgeteam mitwirkt, ist im Kanton Aargau eine absolute Seltenheit. Der Kanton Aargau zeichnet sich ansonsten kirchlich dadurch aus, dass er schweizweit mit Basel-Land am wenigsten Eucharistiefeiern pro Katholik anbietet und – eine bemerkenswerte Korrelation – am meisten Menschen aus der Kirche austreten. Das Wirken der beiden Priester Palczynski und Reyes zeigt jedoch, dass dort, wo viel Schatten ist, Gott auch sein Licht sendet. In der Seelsorge im Pastoralraum Aargau Süd wird Jesus Christus und seine Gegenwart in den Sakramenten, vor allem in der Eucharistie, in den Mittelpunkt gestellt. Kaplan Luis Reyes ist in der Jugendarbeit erfolgreich aktiv und schafft es, junge Menschen für den Glauben zu begeistern. Der fliessend Deutsch, Englisch, Italienisch und Spanisch sprechende Priester ist weltoffen, geht wie Pfarrer Palczynski mit einer grossen Herzlichkeit und Empathie auf die Menschen zu und ist gleichzeitig treu gegenüber dem Lehramt der Kirche. Die Besucher des Palmsonntagsgottesdienstes konnten sich ein Bild davon machen, wie gross die Früchte derjenigen Seelsorge sind, die sich weigert, Christus zugunsten einer Anbiederung an den Zeitgeist an den Rand zu drängen.
 


Zum ersten Mal in der Geschichte des historisch reformierten Menziken startete der Palmsonntag mit einer Prozession, auf der Deutsch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch und Spanisch gesungen wurde. Nach der Prozession gingen die Messbesucherinnen und -besucher in die Kirche, deren Plätze für die vielen Gläubigen nicht ausreichte. Ohne irgendwelche liturgischen Experimente feierte Kaplan Reyes die Messe und nahm dabei auf den multikulturellen Hintergrund seiner Festgemeinde Rücksicht. Alle Lieder wurden auch auf Italienisch und Spanisch von ihm angesagt. Dem im Religionsunterricht tätigen Kaplan ist es wichtig, die Jugendlichen am Mysterium der Heiligen Messe teilnehmen zu lassen. So wurde das Glaubensbekenntnis von zwei Jugendlichen vorne mitgesprochen und auch beim Schlusssegen waren seine Schüler mit den Ministrantinnen und Ministranten beim Altar, um nach dem Segen gemeinsam das «Gegrüsst seist Du, Maria» zu beten. Die ganze Liturgie war geprägt von einer grossen Gottesliebe und Demut bei allen, die in ihr mitwirkten. Der Priester wurde nicht wie so oft im Bistum Basel vom Altar weggedrängt oder nur auf das Sprechen der Wandlungsworte reduziert, sondern feierte würdig die Messe mit dem Volk Gottes.
 


Dass eine dem Lehramt treue Seelsorge und Liturgie ein wahres Aggiornamento im Sinne des Zweiten Vatikanums bedeutet, offenbart nicht nur die grosse Quantität der Gottesdienstbesucher, sondern auch die unterschiedlichen Schichten, die vertreten waren. Das penetrante Bemühen der heute im Bistum Basel omnipräsenten, sogenannten Kirchenreformer, mehr Bevölkerungsschichten zu erreichen, indem man die Katholische Lehre anpasst oder gar de facto abschafft, wird in Menziken als totale Illusion entlarvt. An den Messen des Pastoralraums Aargau Süd nehmen unterschiedlichste Menschen teil, die gerade nicht dem Bild des gutbürgerlichen Katholiken entsprechen. Tattoos, Piercing und modischer Kleidungsstil bei vielen Messbesucherinnen und -besuchern zeigen auf, dass Menschen, die sonst aus der Reihe tanzen, für den Glauben gewonnen werden können, ohne dabei das Lehramt über den Haufen werfen zu müssen. Ausländer und Schweizer, Jung und Alt, Arm und Reich kommen zusammen, um Gott zu loben und zu preisen. Das laut erschallende Hosanna kommt aus der Tiefe des Herzens, das nicht danach strebt, Gott den eigenen Vorstellungen anzupassen, wie es die Israeliten durch das Schmieden eines goldenen Kalbs nach dem Auszug aus Ägypten taten, sondern sich von Gott heilen und lieben zu lassen. Der Palmsonntag in Menziken ist ein eindrücklicher Beweis, dass nicht eine Flut der von Kirchenfunktionären fabrizierten Dokumente und Reformpapiere kirchliches Leben aufblühen lässt, sondern die Treue zum authentischen Glaubensgut der Kirche und die Gemeinschaft mit Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament des Altares.


Daniel Ric


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Bemerkungen :

  • user
    felix 09.04.2023 um 21:41
    Gratuliere...es gibt noch RKK in der Schweiz!
  • user
    Martin Meier-Schnüriger 07.04.2023 um 20:37
    Stat crux, dum volvitur orbis! - Glückliches Menziken!
  • user
    Stocker 05.04.2023 um 09:43
    Wunderschön. Bravissimo