Eine lateinische Messe in der deutschen Diözese Speyer, 2009 (Bild: Joachim Specht/Wikimedia)

Weltkirche

Papst-​Erlass zur Alten Messe schmerzte Bene­dikt XVI.

Zwi­schen dem ver­stor­be­nen Bene­dikt XVI. und sei­nem Nach­fol­ger im Pap­st­amt gab es offen­bar beim Thema Lit­ur­gie erheb­li­che Meinungsverschiedenheiten.

Wie der langjährige Privatsekretär des deutschen Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, berichtete, hat er den Erlass von Papst Franziskus mit dem Titel «Traditionis custodes» im Jahr 2021 «mit Schmerz im Herzen» gelesen. Franziskus schränkte in diesem Erlass die von seinem Vorgänger 2007 verfügten Möglichkeiten für die Feier der sogenannten Alten Messe wieder drastisch ein.

Gänswein bezeichnete diese Massnahme als «Einschnitt» für den emeritierten Papst. Benedikt XVI. habe mit seiner Reform von 2007 dafür sorgen wollen, dass die Anhänger der Alten Messe, die in dieser Form der Liturgie ihre Heimat gefunden hätten, «ihren inneren Frieden finden», sagte der Erzbischof. Damit habe er diese auch «von Lefebvre wegziehen» wollen. Der verstorbene französische Erzbischof Marcel Lefebvre war der Gründer der Priesterbruderschaft Pius X., die wesentliche Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) nicht anerkennt.

Gänswein sagte, die Alte Messe sei über Jahrhunderte für viele Menschen die «Quelle ihres geistlichen Lebens» gewesen, «Nahrung für viele Heilige». Er könne sich nicht vorstellen, «dass das etwas ist, das nix mehr taugt». Nicht vergessen werden dürfe auch, dass dies auch für viele junge Leute gelte, «die das ganze Theater um das Konzil gar nicht mehr richtig verstehen». Ihm, Gänswein, sei «nicht ganz wohl dabei, diesen Schatz den Menschen wegzunehmen».

Gänswein äusserte sich in einem Interview der katholischen Wochenzeitung «Die Tagespost». Das halbstündige Gespräch wurde am Montag, 2. Januar 2023 als Video auf der Internetseite der Trägerstiftung der «Tagespost» unter der Adresse www.benedictusxvi.org veröffentlicht. Der Aufnahmezeitpunkt ist unklar. Details zu den letzten Stunden und Tagen des am Silvestertag verstorbenen einstigen Kirchenoberhaupts finden sich darin nicht.


KNA Katholische Nachrichten-Agentur


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Bemerkungen :

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    Daniel Ric 07.01.2023 um 10:26
    Lieber Herr Fleischer, ich finde ihre Gedanken schön. Vor allem gefällt mir, dass Sie auf die scheinbare Widersprüchlichkeit aufmerksam machen, die darin besteht, dass Gott einerseits unendlich barmherzig und auf der anderen Seite auch unendlich gerecht ist. Diese Widersprüchlichkeit, die nur in unserem begrenzten Herzen und Verstand existiert, gilt es auszuhalten. Meine Mühe habe ich aber in der Vorstellung, dass die beiden Formen vermeintlich andere Akzente setzen sollen. Dies könnte man als impliziten Vorwurf verstehen, die ordentliche Form reiche alleine nicht aus. Dieser Gedanke war bei Papst Benedikt XVI. sicherlich nicht vorhanden. Die ordentliche Form allein reicht vollständig aus, wie auch der ausserordentliche Ritus alleine vollständig ausreicht. Es waren pastorale Gründe, die Papst Benedikt XVI. bewogen, die ausserordentliche Form grosszügiger zuzulassen, nicht die theologische Überlegung, dass die Liturgiereform unvollständig war. Um das Erbe dieses grossen Papstes und Theologen zu wahren, ist es wichtig, diese Tatsache zu betonen.
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    Stefan Fleischer 04.01.2023 um 09:01
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    Stefan Fleischer 04.01.2023 um 05:11

    Ja, die Absicht war beiden Formen des einen römischen Ritus den ihren gebührenden Platz in der Kirche einzuräumen. Meine Gedanken dazu habe ich schnon damals formuliert.




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    Martin Meier-Schnüriger 03.01.2023 um 11:19
    Das Lehrschreiben "Summorum Pontificum" war eines von vielen Glanzlichtern des Pontifikats von Benedikt XVI. Die Absicht war, beiden Formen des einen römischen Ritus den ihren gebührenden Platz in der Kirche einzuräumen. Leider wurde diese Absicht von einigen (auch prominenten) Anhängern des a.o. Ritus - bewusst oder unbewusst - falsch verstanden und so ausgelegt, als ob Papst Benedikt die Liturgiereform rückgängig machen wollte. Dass davon keine Rede sein konnte, war schon daran zu erkennen, dass Papst Benedikt von der "ordentlichen" und der "ausserordentlichen" Form des römischen Ritus sprach. Dessen ungeachtet sahen sich namhafte Exponenten des a.o. Ritus in ihrer Ansicht bestätigt, nur die "alte Messe" sei die wahre und wirklich gültige, und träumten davon, mit der ganzen Kirche liturgisch ins Jahr 1962 zurückzukehren. Dass diese Alles-oder-nichts-Strategie unter Papst Franziskus, keinem Freund des a.o. Ritus, nicht gut gehen konnte, hätten sie eigentlich wissen müssen. Mit ihrem Beharren auf ihrer Position forderten sie "Traditionis Custodes" förmlich heraus und erwiesen somit ihrem Anliegen einen Bärendienst. Dass Papst Benedikt über diese Entwicklung nicht glücklich war, versteht sich von selbst: Mit "Summorum Pontificum" wollte er Frieden und Versöhnung bringen, doch sein Schreiben wurde als Kampfansage missverstanden.
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      Daniel Ric 03.01.2023 um 15:41
      Sehr gute Analyse von Herrn Meier-Schnüriger! Als Katholiken dürfen wir den Ritus nicht als Kampfmittel gebrauchen. Es ist richtig und wichtig, dass sich jeder Katholik für eine würdige Liturgie einsetzt, was aber nicht bedeutet, dass man auf einen bestimmten Ritus herablicken darf. Der einzelne Katholik wird durch sein Handeln gerecht, nicht durch die Teilnahme an einem bestimmten Ritus. Wichtig ist, dass wir als Katholiken aus der Eucharistie heraus leben und den Alltag bestreiten. Herr Meier-Schnüriger bemerkt sehr richtig, dass die Vorstellung, nur die alte Messe sei richtig, zu ihrer Einschränkung geführt hat, da der Heilige Vater eine Radikalisierung verhindern muss. Ebenfalls möchte ich aber auch Bischöfen die Schuld geben, die nicht dafür gesorgt haben, dass der ordentliche Ritus auch ordentlich gefeiert wird. Gerade in der Schweiz gibt es hier sehr viele Missstände. Ich persönlich bin ein grosser Freund des neuen Ritus und finde diesen - richtig gefeiert- unglaublich schön. Aber ich verstehe Menschen, die in ihren Pfarreien liturgische Missbräuche erleben und dadurch das Heil in der alten Messe suchen. Wichtig ist, dass die Schweizer Bischöfe die Verantwortung wahrnehmen und für eine würdige Messfeier in den Pfarreien sorgen.
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        Martin Meier-Schnüriger 04.01.2023 um 10:56
        Sehr richtig: Die Beliebtheit der "alten Messe", gerade auch bei jungen Gläubigen, beruht zum einem grossen Teil auf der betrüblichen Tatsache, dass mit der "neuen Messe" Schindluderei getrieben und aus dem Gottesdienst ein "Menschendienst" gemacht wird. Oft hat man den Eindruck, Zelebranten wollten in erster Linie ihre "Kreativität" zeigen, wenn sie an den vorgegebenen liturgischen Texten Änderungen vornehmen, die weder sprachlich noch theologisch Sinn machen. Dass dieser Missstand besteht, ist übrigens auch Papst Franziskus klar; er erwähnt und beklagt ihn in seinem Begleitschreiben zu "Traditionis Custodes". Ein entsprechendes apostolisches Schreiben, etwa mit dem Titel "Sacrae liturgiae vastatores - Die Verwüster der heiligen Liturgie", könnte nicht schaden ...