Symbolbild. (Bild: leodelrosa/flickr, CC BY-NC-ND 2.0 Deed)

Kommentar

«Parole, Parole, Parole!» (Worte, Worte, Worte!)

Der Brief der Syn­oden­teil­neh­mer wie­der­holt die bis zum Über­druss bereits bekann­ten und über­all wie­der­hol­ten Worts­al­bun­gen, die am Ende auf­grund ihrer All­ge­mein­heit nichts­sa­gend wer­den, vor allem, wenn man sie an den geweck­ten Erwar­tun­gen misst. Sie brin­gen in kei­ner der heis­sen Fra­gen Klar­heit. Die Kir­che wird wei­ter­hin von innen her sys­te­ma­tisch auf­ge­rie­ben. Letz­te­res ist gewollt, denn man will ihre bis­he­ri­gen Struk­tu­ren auf­bre­chen und ihren tra­di­tio­nel­len Modus Ope­randi (durch die sacer­do­ta­len Voll­mach­ten) aufweichen.

«Parole, parole, parole!» sang Adriano Celentano in einem seiner beliebten Lieder. Worte, Worte, Worte! Man sehnt sich nach nichts anderem als nach dem Evangelium anstelle der wortreichen Dokumente, die überall und en masse die synodalen Prozesse begleiten, zusammenfassen und weiterbringen sollen,

aber nicht die Kraft des Geistes eines einzigen Gleichnisses Jesu haben.

Statt Gottesworte und Gottesweisheit müssen wir bis zum Überdruss Menschenworte und Menschenweisheit lesen, Paraphrasierungen des Evangeliums statt des Evangeliums selbst.

Die Kirche müsse sich verändern! Bisher mussten wir es! Sie lässt sich aber nicht mit der gewünschten Offensichtlichkeit und Schnelligkeit reformieren, wie die Reformer es wünschen. Es braucht deshalb Prozesse, mühsame, hartnäckige, langwierige, die mit der vorgegebenen, überall zu wiederholenden Semantik geölt werden, damit sie nicht stecken bleiben. Mit «reformieren» meine ich gleichzeitig die historische Konnotation einer «Reformation 2.0». Denn die Betonung der Autorität und des Handelns kraft der Taufe und die damit verbundene neue, egalitäre «Synodalität» wiederholen reformatorische Axiome und führen zu nichts anderem als einer Anglikanisierung der Römisch-katholischen Kirche. Ihr sacerdotaler Modus Operandi durch das verbindlich und bevollmächtigt handelnde, besondere Amtspriestertum wird laikal eingebunden und entsakralisiert trotz Warnungen sogar von protestantischer Seite, wir sollten nicht die gleichen Fehler machen wie die Reformatoren. Synodalisierung und Protestantisierung sind in dieser Hinsicht Synonyme.

Immer wieder neu werden wir mit dem salbungsvollen kirchlichen Neusprech eingefettet, damit die Prozesse nicht steckenbleiben und endlich die neuen Fakten (ich zähle die Postulate nicht mehr auf) geschaffen werden können.

Es zeichnet sich bereits ab, dass einige dieser Forderungen auch in Zukunft nicht erfüllt werden wie das Frauenpriestertum und die Aufhebung des Zölibates oder Frauen als Kardinäle. Das bedeutet aber nicht, dass sich nicht ein «schmutziges» (schmutzig, weil nicht offen deklariert) Schisma weiter ausbreitet: in der Gestalt der Tatsachen vor Ort. Die Praxis, nicht die Worte entscheiden ja am Ende. Schleichend wird dieses Handeln etabliert, regional und lokal – weil es universal nicht geht – nämlich in der Pfarrei, in den Gremien und ihren neuen, massgeschneiderten Liturgien und Entscheidungsprozessen: «Bei uns macht man das so!» Man muss sich fügen, sonst wird man ausgesondert entsprechend lokalkirchlicher Handreichungen, welche die neue Synodalität umsetzen, auch wenn sie kirchlichem Recht und kirchlicher Lehre widerspricht. Die Vordenker dieser Bewegung in Deutschland sagen es offen: Man muss lokal handeln! Anders geht es nicht. Das aber ist meines Erachtens nichts anderes als ein schleichendes Schisma, das mit der neuen «Synodalität» verschleiert, gesalbt und legitimiert, nein, vorangetrieben wird. Es wird sich immer mehr als ein solches erweisen, sobald die Frustration der Reformer zum Überschäumen kommt, falls ihnen die Reformen auch 2024 nicht weit genug gehen und sich einmal mehr vor allem als Worte erweisen. Sie werden dann von Worten, Worten, Worten genug haben und ihnen Fakten folgen lassen, was sie ja jetzt schon machen.


Weihbischof em. Marian Eleganti


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    Daniel Ric 29.10.2023 um 21:30
    Ich glaube, es ist gut, über lehramtliche Fragen offen zu diskutieren. Persönlich bin ich überzeugt, dass in einer offenen Diskussion die kirchliche Lehre gestärkt und nicht geschwächt wird. Daher bin ich auch kein Gegner der Weltsynode, sondern sehe eher ihr Potential. In der Schweiz war das Problem in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten nicht die Tatsache, dass man zu viel geredet hat, sondern dass man viele Dinge ohne viele Worte implementiert hat. Im Bistum Basel werden bereits seit Jahren die Dinge praktiziert, welche von den radikalsten Reformern in Deutschland nun verbal gefordert werden. Laienpredigt, Tauferlaubnis an Laienseelsorgern, die Verdrängung der Eucharistiefeier durch Wortgottesdienste, etc. etc. Auch in Zürich und in der Innerschweiz hatten glaubenstreue Priester unter den Generalvikaren Annen und Kopp eine schwere Zeit. Viele der Probleme in der Schweizer Kirche wurden verursacht, weil Fehlentwicklungen zu wenig thematisiert wurden. Im Gespräch mit Menschen, die wenig religiös sind, habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sie schockiert waren, dass Priester, die zur Lehre der Kirche stehen, Probleme haben, eine Stelle zu finden. In der Deutschschweiz ist dies seit 20 Jahren (vorher kann ich es nicht beurteilen) normal.
    Wir müssen vielleicht noch mehr und nicht weniger reden.
  • user
    Ackerknecht Wolfgang 27.10.2023 um 14:20
    Der Text ist sehr anspruchsvoll (insbesondere als Reformierter). Jedoch sprechen mich die fett gedruckten Passagen sehr an. Und ich wünsche der katholischen Kirche in diesen 'scheidenden' Fragen und Prozessen (die vermutlich nötig und wichtig sind) Gelingen und Gottes Segen.