Der Benediktinermönch Bruder Oswald, der sich um das Naturalienkabinett kümmert, weiss so manche skurrile Geschichte über die Sammlung zu erzählen. So wunderten sich schon manche anatomiekundigen Besucherinnen und Besucher darüber, ob es sich beim menschlichen Skelett in der Sammlung nun um einen Mann oder eine Frau handelt. Schliesslich fand man heraus, dass die Firma, die in den Dreissigerjahren menschliche Skelette zu Studienzwecken verkaufte, es nicht so genau genommen und dieses Exemplar aus Knochen von Männern und Frauen zusammengesetzt hatte. Oder da ist das Delfinskelett, das ein lokaler Exzentriker, der einst mit lebenden Delfinen in einem Tank durch die Lande zog, dem Kloster als Leihgabe anvertraute. Die Mönche glauben kaum mehr, dass der später als Hochstapler entlarvte und polizeilich gesuchte Spender seine Leihgabe jemals zurückfordern wird. Doch die spannendste Geschichte mag sich hinter den beiden präparierten Löwen verbergen, die man heute noch hinter Glas bestaunen kann. Denn vor über hundert Jahren, als die beiden noch weniger starr und weitaus hungriger waren, lebten diese mitten im Kloster Einsiedeln. Eine kuriose Geschichte entfaltet sich hier, die eng mit der Person des bedeutsamen und charismatischen Mönches Prof. Dr. Pater Damian Buck zusammenhängt.
Anfänge eines exzentrischen Mönches
Wer ist dieser Benediktiner, den die Fotografien im Klosterarchiv nicht nur beim Unterrichten und Wandern und auf ernsten Gruppenfotos zeigen, sondern oftmals zusammen mit allerlei wilden Tieren wie Füchsen, Greifvögel, Affen und Löwen? Was für ein Mensch ist das, der da vor hundert Jahren mit einem jungen Löwen an der Leine nach Wädenswil spazierte, um sich dort in einem Fotogeschäft mit dem Löwen zusammen ablichten zu lassen? Die vielen voller Achtung formulierten Nachrufe geben einen lebendigen Einblick in das Wirken und die Persönlichkeit von Pater Damian Buck. Der 1871 geborene Sohn eines Gaswerkmeisters entdeckte früh seine Liebe zur Natur. Jahrzehnte später dachte er noch gerne an die Streifzüge auf den Spuren von Füchsen, Rehen und Hasen zurück, die er bereits als kleines Kind unternommen hatte. Als Jugendlicher kam er dann in die Stiftsschule Einsiedeln und legte 1893 zum Erstaunen vieler seiner Bekannten die Profess ab und wurde Benediktinermönch. Nach eingehenden theologischen Studien wurde er 1897 zum Priester geweiht und widmete sich danach weiteren nun naturwissenschaftlichen Studien. Diese zwei Bereiche, der Glaube und die Naturwissenschaft, würden ihn ein Leben lang prägen.
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