Pfingsten. Mosaik in der Saint Louis Cathedral, Missouri. (Bild: Pete unseth, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Neuevangelisierung

Pfings­ten – die Geburts­stunde der Kirche

Die Zeit von Oster­sonn­tag bis Pfingst­sonn­tag wird als «der grosse Tag des Herrn» gefei­ert. Was mit der Auf­er­ste­hung Jesu Christi begann, wird in der Aus­gies­sung des Hei­li­gen Geis­tes voll­en­det (vgl. KKK 731).

Am 50. Tag nach dem Paschafest feierten die Juden das Erntedankfest Shawuot, an dem sie für die Weizenernte dankten, aber auch des Bundesschlusses und der Zehn Gebote gedachten, die Moses auf dem Berg Sinai aus der Hand Gottes empfing. Aus diesem Grund waren viele Menschen aus anderen Ländern und Gebieten nach Jerusalem gekommen.

Seit der Himmelfahrt Christi verharrten die Apostel mit «den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern» im Obergemach des Hauses einmütig im Gebet (vgl. Apg 1,14), denn Jesus hatte ihnen versprochen, dass sie die Kraft des Heiligen Geistes empfangen werden. Auf das Kommen des Geistes hatte er seine Jünger während ihrer gemeinsamen Zeit mehrfach hingewiesen. «Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe» (Joh 14,26; vgl. Joh 14,16; 16,7; 16,13).

«Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen liess sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt» (vgl. Apg 2,1f.)

Durch dieses Geschehen angelockt, strömte die Menge zusammen. Die Apostel begannen in fremden Sprachen zu sprechen, doch alle Fremden hörten sie zu ihrem Erstaunen in ihrer Muttersprache reden und fragten sich, was hier los ist. Petrus ergriff die Gelegenheit und legte ihnen die Frohe Botschaft aus. Dabei ging er von den Worten des Propheten Joël aus, dessen Verheissung die Juden kannten. «In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgiessen über alles Fleisch.» Petrus erinnert die Menge an Jesus, «den Gott vor euch beglaubigt hat durch Machttaten, Wunder und Zeichen, die er durch ihn in eurer Mitte getan hat», und der gekreuzigt wurde. «Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.» Durch die Auferstehung Jesu, welche die Jünger bezeugen können, hat Gott ihn als seinen Sohn und als Messias bestätigt. «Zur Rechten Gottes erhöht, hat er vom Vater den verheissenen Heiligen Geist empfangen und ihn ausgegossen, wie ihr seht und hört.»

Diese Worte trafen einige der Anwesenden mitten ins Herz und sie fragten die Apostel, was sie tun sollten. «Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.» Die Apostelgeschichte berichtet, dass sich daraufhin etwa dreitausend Menschen taufen liessen. «Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.»

Pfingsten gilt als Geburtsstunde der Kirche: Die Apostel legen nach der Geistsendung Zeugnis für die Frohe Botschaft ab und kommen so dem Sendungsbefehl Jesu nach: «Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe» (Mt 28,19f.). Seit Pfingsten verstanden sich die ersten Christen als eine Gemeinschaft, die den Glauben an Jesus Christus teilt. Alle Menschen, die den Glauben an Jesus Christus annahmen, wurden durch die Taufe zu Gliedern der Kirche. Diese Gemeinschaft kennt keine Sprachgrenzen, kennt keine Ausländer. Indem Christinnen und Christen be-geistert von der Frohen Botschaft erzählen und so andere Menschen für das Evangelium Christi be-geistern können, wächst die Kirche bis zum heutigen Tag.

«Heute sind die fünfzig Tage erfüllt. Halleluja. Heute erschien der Heilige Geist den Jüngern im Zeichen des Feuers. Heute schenkte er ihnen die Gaben der Gnade. Er sandte sie aus in die ganze Welt, zu predigen und zu bezeugen: Wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet. Halleluja, halleluja, halleluja» (Magnificat-Antiphon der Zweiten Vesper am Pfingstsonntag)

Die Konstitution über die heilige Liturgie «Sacrosanctum concilium» weist darauf hin, dass Christus die vom Heiligen Geist erfüllten Apostel nicht nur zur Verkündigung des Evangeliums gesandt hat, «sondern auch das von ihnen verkündete Heilswerk zu vollziehen durch Opfer und Sakrament, um die das ganze liturgische Leben kreist. So werden die Menschen durch die Taufe in das Pascha-Mysterium Christi eingefügt […] Ebenso verkünden sie, sooft sie das Herrenmahl geniessen, den Tod des Herrn, bis er wiederkommt.» Seitdem die ersten Christen sich taufen liessen, in der Lehre der Apostel verharrten und in der Gemeinschaft des Brotbrechens, «hat die Kirche niemals aufgehört, sich zur Feier des Pascha-Mysteriums zu versammeln […] All das aber geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes» (SC 6).

Mit Pfingsten endet der 50 Tage dauernde «grosse Tag des Herrn». Die Osterkerze wird aus dem Altarraum entfernt und zum Taufbecken gestellt, damit bei der Feier einer Taufe die Taufkerze an der Osterkerze entzündet werden kann. Ebenso wird die Osterkerze bei einer Beerdigung neben den Sarg gestellt. Die Osterkerze weist so durch das ganze Kirchenjahr auf das Geheimnis unseres Glaubens hin: Durch die Taufe sind wir erlöst und haben das ewige Leben empfangen, das Jesus Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung erwirkt hat. Der leibliche Tod ist nicht das Ende, sondern der Übergang zum ewigen Leben. In dieser Hoffnung erwarten wir den Tag der Wiederkunft Jesu Christi.

«In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken und diesen Tag in festlicher Freude zu feiern. Denn heute hast du das österliche Heilswerk vollendet, heute hast du den Heiligen Geist gesandt über alle, die du mit Christus auferweckt und zu deinen Kindern berufen hast. Am Pfingsttag erfüllst du deine Kirche mit Leben: Dein Geist schenkt allen Völkern die Erkenntnis des lebendigen Gottes und vereint die vielen Sprachen im Bekenntnis des einen Glaubens. Darum preisen dich alle Völker auf dem Erdenrund in österlicher Freude. Darum rühmen dich die himmlischen Kräfte und die Mächte der Engel und singen das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig …» (Präfation von Pfingsten).

Der Pfingstmontag ist ein «Überbleibsel» der früheren Pfingstoktav. Seit der Liturgiereform zählt er bereits zur «Zeit im Jahreskreis».[1] Papst Franziskus bestimmte 2018 den Pfingstmontag für die ganze Kirche zum «Gedenktag der seligen Jungfrau Maria, Mutter der Kirche».
Der Pfingstmontag ist in vielen Ländern noch immer ein gesetzlicher Feiertag, so z. B. in Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Liechtenstein, Dänemark und den Niederlanden. In der Schweiz gilt der Pfingstmontag in allen Kantonen mit Ausnahme von Neuenburg als Feiertag oder wird wie ein gesetzlicher Feiertag behandelt.

 


[1] Davon ausgenommen sind jene Gemeinschaften, die nach dem Missale Romanum von 1962 Gottesdienst feiern.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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