Monika Gegenschatz, die neue Präsidentin von Pro Ecclesia Zentralschweiz. (Bild: Niklaus Herzog/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

Pro Ecclesia-Tagung: Freude am Glauben

Am 28. Oktober 2023 führte «Pro Ecclesia Schweiz» (Sektion Zentralschweiz; Sektion Schwyz-Uri) in Luzern ihre Jahrestagung durch. «Freude am Glauben» hiess das Thema des von rund hundert Personen besuchten Anlasses.

Freude am Glauben: Diese Thematik scheint quer in der gegenwärtigen Kirchenlandschaft zu stehen. Nein, sie scheint nicht nur, sie ist es! Die durchaus legitime, ja notwendige Absicht, Licht ins Dunkel von Missbrauchsskandalen im Klerus zu bringen, ist mittlerweile zu einem Medienskandal verkommen. Tatsächlich wird die Katholische Kirche in der Schweiz seit der Publikation der Missbrauchsstudie vom 12. September 2023 von einer Lawine von halb- und unwahren, bewiesenen und unbewiesenen Vorwürfen zugemüllt. Dabei ist der Auslöser dieser Lawine, eben diese Missbrauchsstudie, ein von interessierten Kreisen von langer Hand inszeniertes «Machwerk», eine «Pseudo-Studie», wie die «Weltwoche» zutreffend formulierte. Von einer regelrechten Hexenjagd sprach in diesem Zusammenhang der Offizial der Diözese Lugano.

Angesichts dieser kirchlichen Grosswetterlage brauchte es eine gehörige Portion Mut, ein solches Tagungsthema zu wählen. Doch wie sich bald zeigen sollte: Der Mut hat sich gelohnt. Unter der souveränen Moderation von Pirmin Müller diskutierten Rudolf Nussbaumer, Dekan und Pfarrer von Steinen, Henriette Imhof, Freelancerin, und Erich Camenzind, Pfarrer von Attinghausen. In der Diskussion wurde bald deutlich: Da werden keine lebensfremde, monströse Strukturreform-Pläne beschworen, keine im universitären Elfenbeinturm ausgebrütete Planungsleichen feilgeboten. Angesagt war vielmehr eine Art Graswurzelbewegung: konkrete Schritte vor Ort, völlig unspektakulär, aber authentisch und wirksam. Schritte, die den Weg zur inneren, spirituellen Erneuerung eines jeden Gläubigen frei machen sollen.

Für Pfarrer Camenzind waren die Erfahrungen in einer Pfarrei in den USA prägend: Der Ausgangspunkt war ähnlich wie hier in der Schweiz, nur wenige Gläubige nahmen an den Gottesdiensten teil – mit abnehmender Tendenz. Da traf sich eine kleine Gruppe von beherzten Pfarreiangehörigen und fokussierte ihr Engagement auf den Kern des christlichen Glaubens: Gott und seine Gegenwart in der Feier der Eucharistie. In der Folge nahm die Zahl der Gottesdienstteilnehmer, vor allem an Sonntagen markant zu: von 14 bis rund 40 Prozent. Es wäre aber voreilig und unrealistisch, diese Erfahrungen einfach 1 : 1 auf die Schweiz übertragen zu wollen. Die volkskirchlichen Restbestände lösen sich auch in ehemals traditionell katholischen Gebieten zunehmend auf, so Pfarrer Camenzind, auch der «Kirche Schweiz» wird die «Wüstenerfahrung» nicht erspart bleiben, bevor wieder Neues wachsen kann. Kraft und Zuversicht sollen wir aus den Lebensbeschreibungen vieler Heiliger schöpfen, denen diese Erfahrung ebenfalls nicht erspart blieb und deren Ausharren sich zum Teil erst viele Jahre nach ihrem Tod als segensreich erweisen sollte. Es gelte, die alle und alles beherrschende Konsummentalität zu durchbrechen, durch Fasten und Gebet, denn der Glaube hat auch etwas mit Hingabe zu tun. Allein schon durch unsere Präsenz strahlten wir aus auf andere.
 


Von einer «Graswurzel» der besonderen Art wusste die Freelancerin Henriette Imhof zu berichten: Es sind geweihte Kerzen, sogenannte Lichtmesskerzen, die sie in ihrem persönlichen Apostolat und über die Online-Dienste des Theresia-Verlages anbietet. Sie hat dabei die Erfahrung gemacht, dass ihr viele von einer besonderen spirituellen Kraft berichteten, die sie von diesen Kerzen empfingen, eine Hilfe in ihren persönlichen Anliegen und Sorgen. Beeindruckend für Henriette Imhof war zudem die Erfahrung, dass manchen Menschen, die sonst mit Glaube und Kirche nichts am Hut haben, durch diese Kerzen buchstäblich «ein Licht aufging» und zu einer lebendigen Gottesbeziehung fanden.

Dekan Rudolf Nussbaumer seinerseits bedauerte, dass vielen formell der Kirche angehörenden Gläubigen das Verständnis für das Geheimnis, die Gegenwart des Göttlichen in der Feier der Eucharistie wie auch der Sinn für die Stille abhandengekommen sind. Es dürfe nicht sein, dass Orchester-Messen vorab für Solo-Einlagen von profilierungssüchtigen Sängerinnen und Sängern zweckentfremdet würden. Ein Vorbild sieht Dekan Nussbaumer in der Art und Weise, wie die orthodoxen Kirchen Liturgie feiern – nicht anthropozentrisch, sondern theozentrisch. Er hat auch – der Geist weht, wo er will – die Erfahrung gemacht, dass nicht wenige Protestanten der katholischen Liturgie weit respekt- und verständnisvoller begegnen als so manche Taufschein-Katholiken. Eine der Maximen seiner Pastoral ist es, den Menschen nie aufzugeben, auch wenn er in schwerer Sünde lebt, denn Gott liebt auch sie.

Die abschliessende Fragerunde machte deutlich, wie sehr das Problem des liturgischen Missbrauchs vielen Gläubigen Sorgen bereitet.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Meier Pirmin 04.11.2023 um 11:40
    Ergänzung: Aus gesundheitlichen Gründen habe ich Mühe, meine Texte in dieser kleingedruckten Form so zu überlesen, wie es nötig wäre. So gibt es einige Verschreiber und grammatikalische "Böcke", z.T. Anlass zu Missverständnissen. Auch ist mit dem "Bericht" im 2. Abschnitt klar der von Herrn Herzog gemeint, nicht meine bis anhin gescheiterten Versuche, in der Presse einen ergänzenden Artikel zu platzieren, wobei ich aber sehr dankbar bin, dass Herr Mörgeli dann selber in meinem Sinne recherchierte.

    Möchte sodann betonen, dass Ihr Mitarbeiter Gracia nur Überbringer der Nachricht war, ich hätte im Churer Bistumsarchiv nichts verloren zum über hundertjährigen Fall Odermatt, der für wohltätige Sammlungen für seine Priesterkinder sogar professionell Spenden sammelte, u.a. deswegen und nicht nur für Konkubinat zu Zuchthaus verurteilt wurde, später als laisierter Redaktor beim freisinnigen St. Galler Tagblatt, im Vergleich zu Federer bei der NZZ, deren Mitarbeiter er war, verschont. Heinrich Federer bleibt trotz seines tragischen Falles, insofern er sich lebenslang gegen seine pädophile Veranlagung gewehrt hat, z.B. durch Nichtwaschen und Sublimation durch Kunst, wie übrigens auch Thomas Mann, der von seiner Frau diesbezüglich gehütet werden musste, ein sehr bedeutender Schriftsteller, u.a. der beste Darsteller der direkten Demokratie in der Schweizer Literatur. Vor Papst Pius X. schämte er sich bei einer Audienz sehr!

    "Grandiose Erinnerungen an die Heilige Messer" und andere kuriose Verschreiber hat man hoffentlich nicht missverstanden. Sowieso war das Messer ein Symbol des hl. Bartholomäus, der deswegen auch ein Patron der Metzger war, einen Beruf, der heute ungerechtfertigter Weise einen schlechten Ruf hat, worüber ich an der Abdankungsrede für meinen Bruder, letzter Unternehmer einer fünf Generationen umfassenden Dynastie dieser Berufsgattung, der sich u.a. selber übrigens direkt gegen Tierquälerei im Stall engagiert hat. Es bleibt aber dabei, dass ich den Anspruch hebe, mehr Lebenszeit in die heutige in der veröffentlichten Meinung verbreiteten Hauptthematik bei der katholischen Kirche investiert zu haben als alle Personen, die bisher gegen Geld dazu angestellt wurden. War ist, dass ich mich verdächtig machte, weil ich für mein historischen Projekte nie von jemandem angestellt war, was einen verdächtigen Eindruck hinterlässt. Gilt auch für "weltliche" Geschichtsschreibung!
  • user
    Meier Pirmin 04.11.2023 um 09:10
    War seinerseits im Komitee "Wir begrüssen den Heiligen Vater" von 1984, der Vorgängerorganisation von Pro Ecclesia. Was den zutreffenden Bericht von Herrn Mörgeli in der Weltwoche betrifft, so können Sie ihn fragen, wer seit bald 50 Jahren sich am gründlichsten in der Schweiz mit dieser Thematik beschäftigt und bei wem er sich gelegentlich über Katholisches Auskunft erbitte. Übrigens ist mein Buch "Der Fall Federer" von 2002, aktenmässig aufgearbeitet wie kein zweiter "Einzelfall" der Schweizer Kirchengeschichte, so auch schon der Fall Jakob Joseph Odermatt (1901) angesprochen ist, den ich mit Bewilligung des Gerichtspräsidenten von Schwyz erarbeite und von Herrn Grazia noch mitteilte, dass kein Bedürfnis bestehe, dass ich in diesem gravierendsten Fall der Schweizer Zölibatsgeschichte Einsichtnahme in dessen Churer Archivakten nähme.

    An diesem Bericht, der sonst wohl nirgends Unterschlupf gefunden hätte, was übrigens flächendeckend vor etwa zwei Monaten mit einer Artikel von mir an fast ein halbes Dutzend Publikationsorgane geschah, hätte und würde ich lediglich die Beanstandung der Orchestermessen in dieser Form zurückweisen. Sie sind immerhin eine grandiose Erinnerung an die Heilige Messer, wie sie zum Beispiel Calderon wie kein zweiter in seinem Mysterienspiel "Die Geheimnisse der Heiligen Messe" darzustellen gewusst hat, vor Jahrzehnten in Einsiedeln eindrücklich aufgeführt, wohingegen dieses Jahr Lukas Bärfuss, dem die Vorausserzungen für die Erneuerung Calderons fehlen, diesmal wie vor einigen Jahren der Pfuscher TK. für dieses einst bedeutendste geistliche Spiel in der Schweiz in Frage kommt.

    Ich bin mir übrigens bewusst, dass der von mir beklagte "katastrophale Rückgang heiligmässiger Menschen in der Kirche", wie ich hier mal schrieb, flächendeckend nicht gerade verstanden wird, wiewohl ich es natürlich absolut ernst meinte und dies durchaus auch ein Gedanke war, der bei der Gründung von Pro Ecclesia viele bewegte, wiewohl hier wirklich nie "viele" dabei waren. Dieser Tage findet bei der Abdankung eines engen Verwandten wieder eine "Kommunionfeier" statt, die nun mal, wie ich in einem nicht geschalteten bzw. wieder gelöschten Beitrag hier schrieb, "nun mal nicht meine Religion" ist. Ich habe schon Mühe mit dem Satz vor der Kommunion, welcher die Bibel verfälscht, "sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund", weil es hier nicht um die Seele geht, sondern um den "Knecht Gottes", immerhin einen Titel des Papstes und jeden Christen meinend. Der Verstorbene, den ich dann zu würdigen versuche, wollte seinerseits so gut er es geschafft hat, ein Knecht Gottes sein.

    In einem Interview in einer Luzerner Lokalzeitung wurde "die höchste Luzerner Katholikin" vorgestellt. Ich überlege mir nun doch im Ernst, noch vor meinem Tode, bei seit Jahrzehnten im AG Verfassungsrat geforderten besseren Bedingungen für nichtkirchliche Abdankungen, die zur Sekte entartete Landeskirche zu verlassen. Dabei wäre aus meiner Sicht gegen eine "Margaret Thatcher der Kirche", wie von Esther Vilar im Stück "Die amerikanische Päpstin" dargestellt, nichts einzuwenden.