Gipfelkreuz auf dem Ostgipfel der Zugspitze. (Bild: Dirk Vorderstraße, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Kommentar

Requiem für einen Gletscher?

Das Wis­sen um den katho­li­schen Glau­ben ver­dampft in unse­ren Brei­ten – das hat nichts mit der Kli­ma­er­wär­mung zu tun. Und doch geht es in die­sem Bei­trag genau um diese bei­den Themen.

Diese Meldung war selbst «Vatikan News» einen Beitrag wert: «Ökumenisches Requiem für den Zugspitzengletscher» titelte das katholische Nachrichtenportal per se. Es bezog sich dabei auf eine Pressemitteilung des Erzbistums München. «Um auf die Folgen des rasant voranschreitenden Klimawandels und die Bedeutung des Erhalts der Schöpfung aufmerksam zu machen», veranstalteten die katholische und evangelische Kirche im Werdenfelser Land am 25. Juli 2023 ein «ökumenisches Requiem» auf dem Zugspitzengletscher. Unter dem Leitwort «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?» aus Psalm 121 beteten die evangelische Pfarrerin Uli Wilhelm und der katholische Pastoralreferent Florian Hammerl «für den Gletscher der Zuspitze, die gesamte Natur und die Zukunft der Lebensräume». Anschliessend wurde der schwindende Gletscher in einem kirchlichen Ritual «ausgesegnet».

Wenn Sie als Leserin oder Leser über den Begriff «Requiem» im Zusammenhang mit einem Gletscher gestolpert sind, geht es Ihnen wie Pfarrer Dr. Guido Rodheudt in seinem Beitrag auf «Corrigenda».

Er erinnert daran, dass gemäss der katholischen Glaubensvorstellung jemand, der gestorben ist, nicht verschwunden ist, sondern im Jenseits weiterlebt. Wie es ihm dann geht, wissen wir nicht, denn jeder Mensch kann sündigen. Und so kommt Pfarrer Rodheudt auf das Fegefeuer zu sprechen. «Für alle, die sich bewusst sind, dass sie nicht der liebe Gott sind und deswegen ihn, der sie aus Liebe gemacht hat, brauchen, steht die Aussicht im Raum, dass ihnen eine Läuterung helfen kann, das zu sühnen, was sie aus freien Stücken falsch gemacht haben.» Und jetzt komme das Requiem ins Spiel. «Denn nach katholischer Lehre können die Christen im Diesseits für ihre Brüder und Schwestern im Jenseits etwas tun. Sie können für sie beten und damit dazu beitragen, dass sie den Ort der Reinigung, das Fegefeuer, schneller verlassen, als es ohne die Zuwendung ihrer noch auf dem irdischen Pilgerweg befindlichen Angehörigen und Freunde der Fall wäre. Natürlich kann man in der Ewigkeit nicht mehr mit zeitlichen Kategorien arbeiten, aber wir Menschen denken nun mal so.» Er erinnert daran, dass die Messe «ihre Wirkungen als unsichtbare, aber reale Vergegenwärtigung des Kreuzestodes Jesu Christi nicht nur für diejenigen [entfaltet], die sichtbar in der Kirche am Altar feiern, sondern auch für diejenigen, die bereits den Kreis der Lebenden verlassen haben.» Somit ist ein Requiem keine Trauerfeier. «Deswegen geht es beim Requiem nie in erster Linie um den Verlust und die Tröstung der Hinterbliebenen, sondern um die Aussicht für diejenigen, die gegangen sind. Ihnen gilt der Kult in der Hoffnung, auf dass er ihnen helfen möge.» Und Pfarrer Rodheudt beschliesst seine einleitende Katechese mit den Worten: «Unnötig zu sagen, dass nur für Menschen ein Requiem gefeiert werden kann, weil Menschen – im Gegensatz zur Lieblingskatze – ausgestattet sind mit Verstand und Wille und einer unsterblichen Seele. Nur Menschen können wegen ihrer Freiheit, durch Verstand und Wille auf Abwege zu geraten, nach ihrem Tod ein Problem haben.»

Welche Konsequenzen er aus dem Gesagten zum «Ökumenischen Requiem für den Zugspitzengletscher» zieht, können Sie im Originalbeitrag von Pfarrer Rodheudt auf «Corrigenda» lesen. Vielleicht fragen Sie sich danach auch: Wissen die Pressestelle des Erzbistums München und «Vatikan News» was ein Requiem ist?


Redaktion


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