Doch jetzt ist leeres Dauerschlucken in extenso angesagt. Denn eine verflixte Amtszeitbeschränkung will, dass Franziska Driessen-Reding nach zwölf Jahren Zugehörigkeit zum Synodalrat ihren Sessel räumen muss. Am 6. Juli 2023 ist Schluss, aus und Amen. Dabei hätte Frau Driessen-Reding so gerne weiter gemacht, sie, die sich ironiefrei am liebsten als «Oberste Zürcher Katholikin» titulieren lässt. Man bzw. frau kann es ihr nachfühlen, wars doch «cheibe gäbig»: Ohne in die Hierarchie und damit in die Verantwortung eingebunden zu sein, verkündete sie sozusagen als freischaffende Hobby-Theologin ungefragt landauf, landab ihr LGBT-Credo. Doch was heisst da freischaffend? Derweil sich die Angehörigen dieser Zunft das ganze Jahr hindurch dem eisigen Wind des freien Marktes stellen müssen, kann sich Driessen-Reding aus den geradezu öbszön hoch dotierten Pfründen der Zürcher Kantonalkirche bedienen.
So richtet sich gemäss Art. 12 des «Entschädigungsreglements der Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich» (vgl. Nr. 182.15 der Zürcher Gesetzessammlung) die Entlöhnung für das Präsidium des Synodalrates nach Lohnklasse 25, Leistungsstufe 12. Was sich da so bürokratisch-abstrakt ausnimmt, hat es in Tat und Wahrheit in sich: Es handelt sich um die höchste Entschädigungsstufe des gesamten Staatspersonals des Kantons Zürich, in konkreten Zahlen ausgedrückt 213 877.– Franken für ein Vollzeitpensum; das Präsidium des Synodalrates erhält eine Jahresentschädigung in der Höhe von 55 Prozent.
Irgendwie grotesk: Die Exponenten der Römisch-katholischen Körperschaft sind auf ihre para-demokratisch verfasste Organisation mächtig stolz, schielen chronisch auf ihr Vorbild, den Staat (bzw. das Staatsvolk) und kopieren ihn, wo sie nur können, schauen aber betreten weg, wenn es ums liebe Geld geht. So geschehen bei der Abstimmung der Stadtzürcher Bevölkerung im Jahre 2000, als Letztere eine SVP-Initiative («220 000 Franken sind genug») guthiess, was zur Folge hatte, dass die Löhne der Stadtratsmitglieder um 13 Prozent, jener der Stadtratspräsidentin um 20 Prozent gekürzt wurden. Dito, als das Stimmvolk der Stadt Luzern im Jahre 2015 den Gürtel ihrer Regierungsmitglieder noch enger schnallte. Der Jahreslohn wurde auf 200 000 Franken limitiert, was einer Gehaltskürzung von 20 Prozent gleichkam.
Wollen Synode und Synodalrat der Römisch-katholischen Körperschaft ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, tun sie gut daran, ihre Lohnpolitik an christlich verantwortbaren Massstäben auszurichten. Der bevorstehende Wechsel an der Spitze des Synodalrates ist der richtige Zeitpunkt dazu.
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Niklaus Herzog