Benjamin Keller bei seiner Firmung mit seinem Firmpaten Claudio Tessari. (Bild: zVg)

Interview

«Schluss­end­lich war es die Eucharistie»

Am Sams­tag, 2. März 2024, emp­fin­gen in der Kathe­drale in Chur meh­rere Erwach­sene die Fir­mung, dar­un­ter auch Ben­ja­min Kel­ler. Sein Glau­bens­weg führte ihn zuerst in eine Frei­kir­che, wo er als Pas­tor wirkte; ein uner­war­te­tes Mail brachte ihm den katho­li­schen Glau­ben näher.

Könnten Sie uns zuerst etwas über Ihren Werdegang erzählen?
Benjamin Keller: Ich bin in eine nicht gläubige Familie hineingeboren. Meine Mutter kam zum Glauben an Jesus Christus, als ich zwei oder drei Jahre alt war, und schloss sich einer Freikirche an. Ich bin sehr «fromm» aufgewachsen: Wir haben oft in der Bibel gelesen, auch Bibelstellen auswendig gelernt und gingen regelmässig in den Gottesdienst. Als Jugendlicher habe ich dies als Korsett empfunden, auch wenn ich im Rückblick denke, es war das Beste, was sie für mich tun konnten. Am Gymnasium habe ich dann gegen alles rebelliert, was Ordnung ist, und auch vieles ausprobiert. Ich habe eigentlich immer nach einem Sinn gesucht, aber nicht mehr bei Gott – er war mir zu eng. Ich wurde ein Hippie, ein Punker, habe verschiedene Ideologien ausprobiert, mich mit dem Buddhismus beschäftigt und bin schlussendlich in den Drogen gelandet. Dies war dann eine längere Phase meines Lebens, bis ich mir das Leben nehmen wollte, weil mich die Abwärtsspirale immer tiefer runterzog. In dieser grössten Not habe ich die Bibel aufgeschlagen, die ich in meinem Auto hatte, und die Bibelstelle handelte von Menschen in der Not. Ich sagte zu Gott: «Gott, ich gebe dir eine zweite Chance.» Obwohl, eigentlich hat er mir damals eine zweite Chance gegeben. Ich bat ihn, mir zu helfen, einen kalten Entzug zu machen. In diesem folgenden Kampf gegen Kokain durfte ich Gottes Stärke und Kraft erleben, aber auch eine Freiheit.

Sie sind wieder in die Freikirche zurückgekehrt?
Benjamin Keller: Ja. Der Pfarrer hat mich in die Jugendarbeit einbezogen, eine Tätigkeit, die immer mehr wuchs. Ich wurde zunächst als Jugendpastor angestellt, dann als Pastor und war zuletzt drei Jahre Pastor in einer Chrischona-Gemeinde bis Ende November 2023. Mein Mentor schrieb seine Habilitation über «Liturgie in der Freikirche», so kam ich mit der katholischen Messe in Berührung, da er viel von seiner Arbeit erzählte, auch von der Liturgie in der frühen Kirche. Ich begann dann vor drei Jahren, jeweils freitags in die Messe zu gehen, einfach so für mich. Es war ein Ort, an dem ich auftanken konnte. Obwohl ich einer Freikirche angehörte, ging ich zur Kommunion. Es hiess einfach, ich müsste daran glauben, dass die konsekrierte Hostie Christus ist. Ich hatte bald ein Realverständnis, das hatte Luther ja auch, doch mit dem katholischen Glauben habe ich mich damals nicht auseinandergesetzt. Dann erhielt ich eine E-Mail von Claudio Tessari, der mich fragte: «Lieber Pastor Benj, wollen Sie katholisch werden?»

Herr Tessari, Sie haben ihn zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gekannt. Wie kamen Sie dazu, ihm diese Frage zu stellen?
Claudio Tessari: Ich hatte mit einer Kollegin ein Glaubensgespräch und sie meinte dann, ich könne ja einmal mit ihrem Pastor darüber reden, er würde jeden Freitag in die Messe gehen. Ich habe herausgefunden, wer dieser Pastor ist und gesehen, dass er zur Kommunion geht. Ich habe Benjamin im Mail dann geschrieben, was die Kirche zum Eucharistieempfang schreibt. Es kann nur jemand die Kommunion empfangen, der Ja zur Kirche sagt, denn die Kommunion bedeutet Gemeinschaft mit dem Papst, mit den Gläubigen, die Kommunion ist der Leib Christi: die Kirche. Es ist ein Akt der Barmherzigkeit, einen Irrenden zurechtzuweisen. In diesem Sinne habe ich Benjamin damals das Mail geschrieben. Und er hat dies auch in diesem Sinne aufgefasst und mich eingeladen, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Benjamin Keller: Durch den Austausch mit Claudio musste ich mich zwangsläufig mit dem katholischen Glauben auseinandersetzen. Er sagte klar: «Du kannst nicht einfach von der Katholischen Kirche das eine nehmen und das andere nicht. Entweder du sagst ja zur Kirche oder du lässt es bleiben.» Ich merkte in den Gesprächen bald, dass meine ganzen Vorurteile gegenüber der Katholischen Kirche gar nicht stimmen. Ich war sehr antikatholisch geprägt. Doch dann realisierte ich, dass in der Katholischen Kirche sehr wohl über Jesus gesprochen wurde oder über Gnade. Ich hatte immer gedacht, die Katholiken würden den Begriff der Gnade nicht kennen. Und die Bibel steht in der Liturgie stärker im Fokus als in der Freikirche.
Es gab für mich zwei Ebenen: Einerseits setzte ich mich mit der Lehre der Katholischen Kirche auseinander, dabei waren die Kirchenväter für mich sicher ein Schlüssel, andererseits spirituell: Claudio hat mir vor einem Jahr einen Rosenkranz geschenkt. Seitdem bete ich jeden Tag die vier bekannten Rosenkränze und einmal in der Woche bete ich den Rosenkranz mit Claudio. Das Rosenkranzgebet hat seitdem viele Wunder und Gnaden in meinem Leben bewirkt. Jesus hatte ich ja schon gekannt und er hat mir Maria gegeben und mir durch Maria viel Heilung in meinem Leben geschenkt. Sie könnten jetzt meine Frau fragen (er lacht). Da war bei mir viel egoistisches Verhalten, auch mein Verständnis von Familie war nicht ideal; das hat Jesus mir durch seine Mutter gezeigt und er hilft mir, dies zu ändern. Maria ist das grösste Geschenk – selbstverständlich nach seinem Tod für uns am Kreuz – das Christus der Kirche gemacht hat.
 


Damals dachten Sie aber noch nicht daran, zu konvertieren?
Benjamin Keller: Im tiefsten Inneren wusste ich damals schon, dass dies die Wahrheit ist. Doch ich sagte mir: Gott hat mir einen Verstand gegeben, also muss ich die Sache jetzt auch noch mit dem Verstand, der Vernunft betrachten. Das war ich auch meiner Gemeinde schuldig, in der ich ja noch immer Pastor war. Für meine Mutter ist es natürlich der Weltuntergang, sie ist aber trotzdem zu meiner Firmung gekommen.
Das war schon cool, mit Claudio über den Glauben zu debattieren. Schwierig war dabei nur, dass es leider in der Katholischen Kirche aktuell auch Dinge gibt, die eigentlich nicht katholisch sind. Es macht es schwierig, Menschen aus der Freikirche zu erklären, was jetzt eigentlich katholisch ist.

Eine Konversion ist kein leichtfertiger Entscheid. Was hat Sie «überzeugt»?
Benjamin Keller: Schlussendlich war es die Eucharistie. Die ganze Kirche baut auf der Eucharistie auf. Es gibt Aussagen in der Lehre der Kirche, die ich noch nicht verstehe oder die ich heute noch anders sehe. Aber ich unterstelle mich jetzt der Kirche. Im Rückblick ist auch interessant, dass wir damals in der Jugendbewegung jeden Sonntag Abendmahl gefeiert haben, was in der Freikirche eigentlich unüblich war. Die Eucharistie ist ein grosses Mysterium und für mich in jeder heiligen Messe das Grösste.

Wenn Sie jemanden erklären müssten, was den katholischen Glauben ausmacht, was würden Sie sagen?
Benjamin Keller: Der Schlüssel ist Jesus Christus selbst. Er hat diese Kirche verfasst, hat ihr eine Struktur und Ordnung gegeben. Das finde ich so schön an der Katholischen Kirche. Es entspricht dem Menschen, eine Ordnung zu haben. Und Christus hat uns eine sichtbare Kirche geschenkt, mit den Sakramenten, den Heiligen usw. Die Kirche ist auch nichts «zeitgeistliches». Sie ist in der Zeit, aber die Wahrheiten sind ewig. «Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit.» Man taucht in etwas ein, das Grösser als man selbst ist; das hat auch etwas Befreiendes. Das ist eine Schönheit, welche die Katholiken wieder entdecken müssten. Ich habe viel Kontakt mit kirchlich sozialisierten Menschen, denen dieses Verständnis fehlt.

Claudio Tessari: In der Kirche ist die Wahrheit, die Jesus Christus uns geschenkt hat. Gerade angesichts des in der heutigen Zeit herrschenden Relativismus ist der Wahrheitsanspruch der Kirche sehr wichtig. Die Katholische Kirche besitzt die Fülle der Wahrheit und ist deshalb das grösste Geschenk, das Christus uns hinterlassen hat.

Sie mussten durch Ihre Hinwendung zum katholischen Glauben Ihre Anstellung als Pastor aufgeben. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Benjamin Keller: Ich hatte schon während meiner Tätigkeit als Pastor immer 20 Prozent als Maurer gearbeitet. Als ich nun meinen Beruf als Pastor aufgeben musste, habe ich das Pensum als Maurer ausgebaut. Konkrete Pläne habe ich nicht. Gerade am letzten Sonntag war die Lesung von der Opferung Isaaks, eine Erzählung, die mich schon länger durch mein Leben begleitet. Und ich stellte Gott die gefährliche Frage: Ich habe meinen Traumberuf aufgegeben. Was möchtest du noch, was ich aufgebe? Und er antwortete mir: «Deinen Stolz.» Ich wollte schon immer etwas Grösseres werden, doch ich habe Gott alles hingelegt. Eine Zeit lang hatte ich mir überlegt, Diakon zu werden, wofür ich sicher Charismen habe. Doch jetzt sagte ich Gott: «Wenn ich mein Leben lang als Akkordmaurer arbeiten soll, weil ich dort am besten Zeugnis von dir geben kann, dann will ich dort sein. In der Messe war es ein schöner Moment, zu Hause dann nicht mehr (lacht). Ich bin überzeugt, dass wir das wahre Glück finden, wenn wir den Willen Gottes tun. Das ist nicht immer einfach, auch nicht für meine Frau, doch es gibt mir Ruhe. Ich denke, dass das Leben als Christ in unserer neuheidnischen Welt sowie spannend ist.

Am vergangenen Samstag durften Sie die Firmung empfangen.
Benjamin Keller: Das Evangelium war das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Als ich es am Morgen vor der Firmung bei der Betrachtung gelesen habe, sind mir die Tränen gekommen. Weil das meine Geschichte ist. Ich bin angekommen. Ich bin schon angekommen, als ich zu Gott zurückgefunden habe; damals hatte die Suche nach dem Sinn ein Ende. Jetzt bin ich aber auch noch in der Kirche angekommen. Das ist für mich das grösste Geschenk. Das würde ich jedem wünschen, der das nicht kennt.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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    Giuseppina Calabrò 11.03.2024 um 14:28
    Was für eine bewegende Geschichte! Sie hat mich sehr berührt.

    Kehrt um und glaubt an das Evangelium Mk 1,15
    Es ist immer wieder schön zu sehen, wie junge Menschen zum christlichen Glauben finden und besonders in die katholische Kirche eintreten.
  • user
    Schön cornelia 08.03.2024 um 11:38
    Wie jauchzte mein Herz und musste weinen.Ich war über 30 Jahren in der Freikirche und vor 4 Jahren kehrte ich zur Kirche zurück.Nur dem Himmel sei Dank.Ich kann soooo vieles zustimmen.
    Der Himmel brachte gerade,der Auserwählte zur Umkehr:ein Pastor.
    Eigentlich wollte ich mich mit meinem Sohn genau auch dieses Jahr die Firmung zusammen machen.Leider ich diese schon gemacht habe,mit 0 Erinnerung😞
  • user
    Kurt Wiedmer 05.03.2024 um 09:07
    Gratulation! Ein Freikirchler ohne Fehl (Jh 1,47).
    Vor 14 Jahren gingen ich und meine Frau den gleichen Weg. Wir waren ehemals Pfingstler und ich diente einmal auch als Ältester in der Pfingstgemeinde Luzern.
    Eurer Weg ist zugleich der schönste als auch der schwierigste :-). Der schönste, weil man Christus empfangen kann mit seinem ganzem Leib, Seele, Blut und Göttlichkeit. Die ersten 10 Jahre saugt man als Protestant alles auf, was man verpasst hat, die Kirchenväter, die Heiligen, die Liturgie und Gebete, die Kunst und Schönheit und vor allem die Fülle der Wahrheit. Nie haben wir unseren Schritt in die von Christus gestiftete Kirche (Mt 16,18) bereut.

    Eurer Weg ist aber auch ein schwieriger. Ihr werden merken, dass ihr in einer ganz "kleinen Herde" angekommen seid. Nur "7000" haben ihre Knie noch nicht vor dem Zeitgeist gebeugt und dessen Mund geküsst (1 Kön 19,18). Ihr werden realisieren, dass ihr den Glauben der Apostel selbst bei den Oberhirten oft nicht findet werdet. Und ihr werdet jene Einsamkeit erleben, die kommt, wenn man durch die enge Türe auf den schmalen Weg geht. Erwartet, dass Euch viele Freikirchler aus Unkenntnis hassen werdet und Namenschristen innerhalb der Landeskirche Euch ausschliessen werdet, wenn Ihr an der Lehre der Apostel festhält. Aber seid nicht verzagt (2 Chr 32,7), der Herr wird Euch führen und begleiten. Ihr werden treue Priester und tolle Männer und Frauen des Glaubens finden. Bleibt Gott und dem Glaubensgut treu! Geht SEINEN Weg! Betet als Ehepaar oft den Rosenkranz. Folgt dem Segen (z.B. "Bless") und folgt der Mutter Gottes (z.B. Radio Maria) und folgt denen, die für den Glauben kämpfen (z.B. swiss-cath.ch), der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist (Jud 1,3). Oremus!
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      Cornelia 08.03.2024 um 11:45
      Freut mich auch Dein Zeugnis.Ich kehrte vor 4 Jahren zurück zur Kirche,nach über 30 Jahren Freikirche.
      Ja ich gebe Dir recht mit der kleinen Herde.Ich finde kaum Anschluss unter den Katholiken,weil ich 1.anders ticke und 2.meine Wurzel noch nicht so tief Gründung ist.
      Nur schon den📿in der Kirche gemeinsam zu beten🙈Vielmals nur ein Geplapper und wo bleibt das ❤️?Da sind wir jetzt gefordert😊
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    Michael 04.03.2024 um 21:03
    Was für ein Geschenk.
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    Meier Pirmin 04.03.2024 um 13:51
    Las dieser Tage das Standardwerk von Köhler "Luther und Zwingli", zwei Bände, wovon die Hälfte die Debatte um das Verständnis des Abendmahls ringt. Dabei war es indessen den Nonnen von Töss, deren spirituelles Leben von der Zürcherin Elsbet Stagel aufgezeichnet wurde, um 1300 schon bewusst, dass Eucharistie schon immer die Präsenz Christi in der Gemeinschaft bedeutete, was Zwingli dann bekanntlich gegen den Widerspruch Luthers verabsolutierte. Dies schliesst indes die Eckhartsche und im protestantischen Zusammenhang Kierkegaardsche Begegnung des Einzelnen mit seinem Gott nicht aus, sofern dabei, siehe das Eckhartsche Süpplein, dabei das Gemeinschaftliche und Soziale nicht vergessen wird (nach Meister Eckhart muss auch nach jahrelanger Askese und Meditation die ekstatische Einheit mit Gott "losgelassen" werden, wenn dir einer an die Türe klopft und von Dir ein Armensüppchen begehren würde). Dabei lehnte Zwingli Bedingungen für das Abendmahl wie Beichten und Fasten ab, postulierte dafür wie Hus die Kommunion in beiden Gestalten. Dabei ist das zeremonielle Umfeld im katholischen Verständnis nie Selbstzweck gewesen, sondern betonte , was für Zwingli wie Luther wichtig war, den hochgeistlichen Charakter dieses Mahles, nicht mit einem gewöhnlichen Burezmorge oder Festnachtmahl zu verwechseln, weswegen Nüchternheit ebenso geboten war wie die strenge Gewissenserforschung in der vorangehenden Beichte. Dabei behauptete die Kirche nie, der Leib Christi sei eine herkömmliche Fleischmahlzeit, was mich übrigens mal eine reformierte Schülerin im Religionsunterricht fragte. Die sog. geistige Kommunion war übrigens Praxis von Bruder Klaus, wenn er auch unter dem Jahr im täglichen Messgottesdienst die über dem Kelch hervorgehobene Hostie betrachtete, von deren "Konsum" er sich keineswegs ernährte, aber behauptete, der Anblick stärke ihn und er lebe von dieser Betrachtung. Kommuniziert wurde bekanntlich damals nur an hohen Feiertagen, ein Brauchtum, das im Evangelischen Abendmahl beibehalten wurde. Eucharistie war in diesem Sinn immer mehr als eine Gewohnheit, und das Pauluswort , "wer unwürdig isst und trinkt, der trinkt sich das Gericht" war bei den Reformierten durchaus Gesetz. Dass freilich Johannes Kepler von der Kommunion ausgeschlossen wurde, weil er sich weigerte, ein Gutachten gegen die Kalenderreform des Papstes von 1582 zu verfassen, weil wissenschaftlich nicht haltbar, ist kein Ruhmesblatt für die Ev. Kirche, so wenig wie der Befund, die Keplerschen Schriften wegen der Zitierung des Kopernikus und des Galilei , auf den Index der Verbotenen Bücher der kath. Kirche zu setzen. Die enorme Bedeutung der Eucharistie ist und bleibt indes auch das Geheimnis des besonderen Priestertums, dessen Betonung als Sakralberuf bekanntlich auch durch den Zölibat betont wird, ein Gesetz, von dem übrigens im Einzelfall und auch gewissen Glaubensgemeinschaften gegenüber immer wieder mal dispensiert werden konnte. Falls Herr Keller als Priester weiterwirken will, scheint, wenn ich mich nicht täusche, eine Dispens vom Zölibat zumindest nicht unmöglich, wenn nein, möge mich Herr Herzog korrigieren.

    Zum Rosenkranz: Zwingli war gemäss seiner Einsiedler Predigt über die reine Magd Maria (1517 oder 1522), der Gruss des Engels sei kein Gebet gewesen, sondern eine individuelle Ansprache an eine einmalige Person zur Ermöglichung der Menschwerdung, weswegen er das Ave Maria als allgemeines Gebet ablehnte. Hingegen scheint er sinngemäss der Meinung von Herrn Keller gewesen zu sein: "Maria ist das grösste Geschenk - selbstverständlich nach seinem Tod am Kreuz - das Christus uns hinterlassen hat." Die genannte Predigt bleibt eine quasi Apotheose der Mutter des Erlösers, weswegen sie in der reformierten Überlieferung so gut wie nie zitiert wird. Um den Text ungekürzt zu lesen, musste ich mir die 11bändige erste Gesamtausgabe der Werke Zwinglis vom Glarner Pfarrer Melchior Schuler (1828 - 1842) antiquarisch anschaffen.
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      Claudio Tessari 04.03.2024 um 17:34
      Es ist sicherlich hilfreich, wenn man die Gründe oder auch die "Lehre" der Reformatoren kennt. Nur gibt es bei den Protestanten keine allgemeine Lehre, da sie kein Lehramt haben. Aber trotz allem lesen über die "Reformatoren" waren es schlussendlich alles Irrlehrer. Jesus Christus hat NUR 1 Kirche gegründet und diese Kirche ist die eine heilige katholische und apostolische Kirche. Der mystische Leib Christi. Und wir müssen unsere getrennte Geschwister darauf aufmerksam machen, dass sie im Irrtum sind, denn schlussendlich geht es auch um das Seelenheil. Die Fülle Christi, die geoffenbarte und unverkürzte unveränderte Wahrheit findet man alleine im katholischen Glauben. Wahre Ökumene wäre eben gerade, unseren getrennten Brüder zu helfen, den Irrtum zu überwinden. Die grösste Tat der Nächstenliebe ist gemäss dem Hl. Thomas von Aquin, einen Irrenden zur Wahrheit führen.
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      Daniel Ric 05.03.2024 um 08:45
      Sehr geehrter Herr Meier, ich danke Ihnen für Ihre stets hoch interessanten geschichtlichen Ausführungen. Wenn wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, dann erkennen wir, was die Menschen damals bewegt hat, die Kirche zu lieben oder zu kritisieren. Persönlich bin ich der Meinung, dass wir als Katholiken auch die Kritiker sehr ernst nehmen müssen. Ohne unsere eigenen Positionen aufzugeben, sollten wir versuchen, unseren Glauben anhand der Kritik reifen zu lassen und zu festigen. Beispiel Rituale: Natürlich haben die Reformierten nicht ganz unrecht, wenn sie das Zerrbild (denn wie Herr Meier richtig ausführt, war das Zeremonielle nie reiner Selbstzweck in der Katholischen Kirche) einer Kirche kritisieren, die das Rituelle in den Vordergrund rückt, ohne sich zu überlegen, was der Inhalt ist. Bei vielen gegenwärtigen Diskussionen rund um die Liturgie wäre es wichtig, sich dieser Kritik bewusst zu werden. Ich bin ein grosser Gegner der liturgischen Missbräuche und der Vorstellung, man müsse die Liturgie in jedem Gottesdienst neu erfinden. Auf der anderen Seite dürfen wir in diesem allerheiligsten Geheimnis auch nicht auf die Rituale fixiert sein. Rituale helfen dem Menschen, dem Geheimnis Gottes näherzukommen, sie selbst sind jedoch nicht Gott. Wollen wir den Menschen im 21. Jahrhundert wieder die Liebe zur Eucharistie ans Herz legen, müssen wir ihnen klarmachen, welch grosses Geheimnis hier gefeiert wird, das über jeder menschlicher Vernunft steht.
  • user
    Daniel Ric 04.03.2024 um 11:37
    Ein wunderbares Glaubenszeugnis! Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass wir mit Menschen über unseren Glauben reden. Herr Tessari hat damit einen unglaublich wertvollen Dienst geleistet. Es gibt wohl keine grössere Bestätigung, ein guter Katholik zu sein, wie wenn man einen Mitmenschen davon überzeugt, den katholischen Glauben anzunehmen.
    Schön finde ich es auch, dass Herr Keller die Wichtigkeit der Eucharistie betont. Die Eucharistie muss im Zentrum unseres Glaubens stehen. Wenn wir eine Neuevangelisierung anstreben, ist es wichtig, sich überall dafür einzusetzen, dass die Feier der Heiligen Messe oberste Priorität hat.