Der Sigismund-Schrein von Saint-Maurice. (Bild: Whgler, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Hintergrundbericht

Sigis­mund von Bur­gund – ein nicht ganz so hei­li­ger Heilige

Die Schweiz hat viele Hei­lige, die nur regio­nal bekannt sind. Einer von ihnen ist der hei­lige Sigis­mund. Sein Todes­tag war der 1. Mai 523 oder 524. Geht man von letz­te­rem Datum aus, kann der Hei­lige die­ses Jahr sei­nen 1500. Todes­tag feiern.

Der heilige Sigismund war der Sohn des Burgunderkönigs Gundobad. Ein Geburtsjahr ist nicht bekannt; seine Kindheit und Jugend verbrachte er bei Hofe in Lyon. Neben seinem Vater war auch sein Onkel Godegisel König von Burgund. Als Godegisel versuchte, Gundobard zu ermorden, gelang diesem die Flucht und er gab nun seinerseits den Auftrag, Godegisel zu ermorden, was dann auch gelang. 501 setzte er seinen Sohn Sigismund als Nachfolger Godegisels ein und machte ihn zum Anführer des nördlichen Teils des Burgunderreichs. Dazu gehörten vor allem das Schweizer Mittelland und das Wallis. Sigismund wurde im Jahr 506 in Carouge (GE) zum Unterkönig ernannt, nach dem Tod seines Vaters 516 folgte er ihm als König nach.

Dem heiligen Bischof Avitus von Vienne gelang es, Sigismund zum Katholizismus zu bekehren – gegen den Willen Gundobads, der wie die meisten Burgunder Arianer war. Wann die Taufe erfolgte, ist nicht klar. Die früheste Datierung ist auf das Jahr 497 festgelegt, die späteste auf das Jahr 506.
Die Landbevölkerung war im Gegensatz zu den Burgundern katholisch. Der nun katholische König Sigismund war bei der Bevölkerung sehr beliebt. Seine Beliebtheit steigerte sich, als er die Kathedrale von Genf wieder aufbauen liess, die während des Bruderkrieges zwischen Gundobard und Godegisel 500/501 durch einen Brand zerstört worden war, und er für die Kathedrale von Papst Symmachus Reliquien des heiligen Petrus erbat.

Im Jahr 515 gründete Sigismund in Saint-Maurice, das durch die Reliquien des heiligen Mauritius und Gefährten bereits ein Wallfahrtsort war, das heute noch bestehende Kloster. Unter Sigismund wurde Saint-Maurice zur bedeutendsten Abtei im Königreich Burgund. Er führte das «laus perennis» ein, den ewigdauernden Lobgesang, der ursprünglich aus dem Byzantinischen Reich stammt. Mönchen, in sieben Gruppen eingeteilt, sangen Tag und Nacht ohne Unterbrechung Hymnen. Da dafür viele Mönche nötig waren, holte Sigismund Mönche aus Frankreich von den Îles de Lérins, der Île Barbe und Condat und stattete das Kloster mit ausreichenden Zuwendungen aus, um ihren Unterhalt zu sichern. So sangen die Mönche über Jahrhunderte den ewigdauernden Lobgesang und machten Saint-Maurice zum berühmtesten Kloster in Europa.

Sigismund bemühte sich, den Arianismus aus seinem Reich zu verbannen. Unterstützt wurde er dabei vom heiligen Bischof Avitus, der zu diesem Zweck 517 das Konzil von Epao einberief. Dieser stiess jedoch auf starken Widerstand bei den arianischen Burgundern; ihre Bekehrung erfolgte nur langsam, vor allem durch zahlreiche Klostergründungen.
 


Sigismund war mit der Tochter des Ostgotenkönigs Theoderich verheiratet und hatte mit ihr den gemeinsamen Sohn Sigerich. Nach ihrem Tod soll Sigismund ein zweites Mal geheiratet haben, eine Dienerin seiner ersten Frau. Das Verhältnis zwischen Sigerich und seiner Stiefmutter war ausgesprochen schlecht. Eines Tages behauptete die Stiefmutter gegenüber Sigismund, sein Sohn Sigerich wolle ihn stürzen und den Thron an sich reissen. 522 liess Sigismund deshalb seinen eigenen Sohn töten. Von Gewissensbissen geplagt zog er sich ins Kloster Saint-Maurice zurück, um zu beten und zu fasten.

Durch die Ermordung Sigerichs zog sich Sigismund den Zorn des Ostgotenkönigs Theoderich zu – des Grossvaters des Ermordeten. Dieser verbündete sich mit dem Frankenkönig Chlodomer und zog gegen Sigismund ins Feld. Sigismund floh nach Saint-Maurice, wurde aber von seinen eigenen Leuten verraten und Chlodomer ausgeliefert. Dieser tötete Sigismund, seine Frau und seine Kinder aus zweiter Ehe. Ihre Leichen wurden in der Nähe von Orléans, dem Hauptsitz Chlodomers, in einen Brunnen geworfen. Dies geschah am 1. Mai 523 oder 524.

Einige Jahre später wurde der Leichnam Sigismunds aus dem Brunnen geborgen und in der Johannes-Kapelle in der Abtei Saint-Maurice beigesetzt. Auf seine Fürbitte geschahen viele Heilungen, vor allem von (Sumpf-)Fieber. Dies und seine Reue nach der Ermordung seines Sohnes waren für den heiligen Gregor von Tours (538–594) eine Bestätigung für die Aufnahme von Sigismund unter die Heiligen.

Die Reliquien des heiligen Sigismund werden heute zusammen mit den Überresten seiner beiden Söhne im Sigismund-Schrein in der Abtei Saint-Maurice aufbewahrt. 1366 übertrug Kaiser Karl IV. Teile der Reliquien des Heiligen nach Prag, sodass dieser zum Schutzheiligen des Königreichs Böhmen, der heutigen Tschechischen Republik, wurde. Später brachte Sigismund von Ungarn die Reliquien nach Ungarn. Weitere Reliquien des Heiligen befinden sich heute im Elsass, in Freising D sowie in der Klosterkirche in Einsiedeln.

Der heilige Sigismund gilt als Schutzpatron gegen (Sumpf-)Fieber und Bruchleiden. Sein Gedenktag in der katholischen und auch in der orthodoxen Kirche ist der 1. Mai; als nicht gebotener Gedenktag wird er im Bistum Sitten und im Erzbistum München-Freising am 2. Mai gefeiert.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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