Vereidigung der neuen Gardisten am 6. Mai 2024. (Bild: zVg)

Weltkirche

State­ments zur Ver­ei­di­gung der Schweizergarde

Alle Jahre wie­der – und doch stets aufs Neue ein­drück­lich und unver­gess­lich: die Ver­ei­di­gung der Schwei­zer­garde am 6. Mai. Nicht nur für die neu ver­ei­dig­ten Gar­dis­ten, son­dern auch für jene, die schon vor Jah­ren ihren Treu­eid schwo­ren und sich auch heute noch mit Stolz und Freude daran erinnern.

Der Churer Dompfarrer Gion-Luzi Bühler fasst seine Gefühle in folgende Worte:

«Bei meiner Vereidigung im Jahr 1991, damals 22-jährig, stand ich zum ersten Mal in meinem Leben vor so vielen Menschen und war entsprechend nervös.  Und dann war ich auch noch als Erster dran, den Schwur zu leisten …
Die Vereidigung war emotional sicher einer der bewegendsten Momente in meinem Leben und sie ist in jedem Fall der Kern dessen, was es heisst, Gardist zu sein: zu versprechen, das Leben für den Papst hinzugeben.
Der Moment der Vereidigung machte mir zum einen deutlich, welche Ehre es ist, diesem Corps anzugehören, aber ebenso den Anspruch, im alltäglichen Dienst das ‹Leben zu geben›. Zwar nicht blutig, aber tapfer und treu im gewöhnlichen Alltag. Denn was bei der Vereidigung öffentlich und feierlich kundgetan wird, soll sich im Alltäglichen bestätigen und bewähren.
Die beiden Jahre in der Garde bewahre ich als kostbares Geschenk in meinem Herzen, an die ich mit Freude und in Dankbarkeit zurückdenke.»
 


Ivan Saric ist vor 12 Jahren in die Schweizergarde eingetreten. Er wurde letztes Jahr zum Priester geweiht und wirkt im Bistum St. Gallen in der Pfarreiseelsorge:

«Ich bin im Februar 2012 in die Schweizergarde eingetreten und konnte mich deshalb nur kurz auf den 6. Mai als Tag der Vereidigung vorbereiten. Umso überwältigender war dann der Tag der Vereidigung selbst. Teil einer 500-jährigen Tradition zu werden, hat mich tief berührt, ist nicht eine Episode von einst. Ich trage die Schweizergarde auch heute noch in meinem Herzen, sie ist mir zur Heimat geworden. So freue ich mich besonders auf die Tagung der Ostschweizer Sektion der Garde am 23. Juni 2024.»

Die symbolträchtige, ergreifende Vereidigung ist selbstredend bei den neu vereidigten Gardisten in ganz besonderer Weise präsent. So auch bei Renato Peter aus Buch SG:

«Ich bin gestern vereidigt worden. Ich bin im letzten September in die Garde eingetreten. Ich bin zur Garde gekommen aus Überzeugung, aus Glaube zu Gott und auch, um dem Heiligen Vater zu dienen. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe, die wir Schweizer hier wahrnehmen dürfen. Ich mache sie immer noch gerne, es ist eine spannende Aufgabe. Die Vereidigung gestern war leider viel zu schnell vorbei. Wir haben wochenlange darauf trainiert und die Zeit ist so schnell vorbeigegangen. Es war ein wunderbarer Moment, wenn man da steht und schwört, ist man so richtig bereit, seine Aufgabe wahrzunehmen und seinen Dienst richtig aufzunehmen.»
 


Wer – wie der Verfasser dieses Textes – selbst Dienst in der Schweizergarde geleistet hat, weiss: In einem feierlichen Akt Treue und Gehorsam zu schwören ist das eine. Im oft entbehrungsreichen Alltag inmitten einer Weltstadt voller Verlockungen der verschiedensten Art seinen Treueid gewissenhaft zu erfüllen, das andere.

Umso wichtiger sind deshalb die Worte, welche Gardekaplan P. Kolumban Reichlin den neu vereidigten Gardisten für die ihre ganze Zukunft prägende Lebensschule im Vatikan mit auf den Weg gab. Wir geben den Text der Ansprache[1] im vollen Wortlaut wieder:

«Liebe Gardisten. In wenigen Augenblicken bezeugen Sie mit einem öffentlichen Schwur Ihre Bereitschaft, dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern mit ganzer Hingabe zu dienen. Und wenn es erfordert sein sollte, zu deren Schutz sogar Ihr Leben hinzugeben. Dieser Schwur in Ihrem jungen Alter zeugt von einer beispielhaften Wertehaltung und Einsatzbereitschaft. Was uns als individuelle Menschen wie als Gesellschaft im Guten voranbringt, ist nicht die Erwartungshaltung, von anderen etwas zu bekommen, sondern die Bereitschaft jedes Einzelnen, anderen etwas zu geben. Ohne Hingabe tun sich das menschliche Leben, sein Aufblühen und seine Entwicklung schwer. Wir alle sind, was wir sind, dank der Dienstbereitschaft unzähliger Menschen, angefangen bei unseren Eltern. Auf wie viele Annehmlichkeiten haben sie über Jahre verzichtet, wie oft haben sie eigene Interessen, persönliche Wünsche und Träume hintangestellt aus purer Zuneigung und Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Wert des wachsenden und reifenden Lebens? Was wäre aus uns allen geworden ohne diese jahrelanger Hingabebereitschaft unserer Mütter und Väter? Wären wir am Leben? Wären wir, was wir heute sind, wenn unsere Eltern vor und nach unserer Geburt ständig kalkuliert und hinterfragt hätten, was für sie selbst übrigbleibt? Welchen Nutzen sie davon haben, welchen Vorteil es ihnen bringt, wenn sie Kinder zeugen, wenn sie sich der Weitergabe des Lebens zuwenden und sich seiner Unberechenbarkeit und seiner Herausforderungen stellen?

Liebe Gardisten, an Ihrem eigenen Leben können Sie den Wert und die Schönheit der Hingabe ablesen. Leben Sie mutig und entschlossen diese Hingabe, zu der Sie sich jetzt selber öffentlich bekennen. Sie kennt auch den Schmerz des Verzichts, sie kennt Verlustängste, Momente der Traurigkeit und der Krise. Letztlich aber zielt Hingabe immer auf das Leben ab, auf die Freude, das Glück, die Erfüllung. Wer sich hingibt, empfängt immer mehr, als er gibt. Das ist die wunderbare Logik der Liebe.

Mit Ihnen, liebe Gardisten, sind wir alle dankbar, dass Sie zu diesem besonderen Dienst der Hingabe berufen worden sind.»

 


[1] Den deutschsprachigen Teil der Ansprache.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

  • user
    Enrico Portmann 10.05.2024 um 16:10
    1970 hatte ich die Ehre in die Schweizergarde zu gehen.
    In 16 Jahren durfte ich den Päpsten dienen.
    Der Glaube und die Italienische Mentalität kennen sind jetzt mein Lebensinhalt.
    ROMASUMMUSAMOR