Wer – wie der Verfasser dieses Textes – selbst Dienst in der Schweizergarde geleistet hat, weiss: In einem feierlichen Akt Treue und Gehorsam zu schwören ist das eine. Im oft entbehrungsreichen Alltag inmitten einer Weltstadt voller Verlockungen der verschiedensten Art seinen Treueid gewissenhaft zu erfüllen, das andere.
Umso wichtiger sind deshalb die Worte, welche Gardekaplan P. Kolumban Reichlin den neu vereidigten Gardisten für die ihre ganze Zukunft prägende Lebensschule im Vatikan mit auf den Weg gab. Wir geben den Text der Ansprache[1] im vollen Wortlaut wieder:
«Liebe Gardisten. In wenigen Augenblicken bezeugen Sie mit einem öffentlichen Schwur Ihre Bereitschaft, dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern mit ganzer Hingabe zu dienen. Und wenn es erfordert sein sollte, zu deren Schutz sogar Ihr Leben hinzugeben. Dieser Schwur in Ihrem jungen Alter zeugt von einer beispielhaften Wertehaltung und Einsatzbereitschaft. Was uns als individuelle Menschen wie als Gesellschaft im Guten voranbringt, ist nicht die Erwartungshaltung, von anderen etwas zu bekommen, sondern die Bereitschaft jedes Einzelnen, anderen etwas zu geben. Ohne Hingabe tun sich das menschliche Leben, sein Aufblühen und seine Entwicklung schwer. Wir alle sind, was wir sind, dank der Dienstbereitschaft unzähliger Menschen, angefangen bei unseren Eltern. Auf wie viele Annehmlichkeiten haben sie über Jahre verzichtet, wie oft haben sie eigene Interessen, persönliche Wünsche und Träume hintangestellt aus purer Zuneigung und Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Wert des wachsenden und reifenden Lebens? Was wäre aus uns allen geworden ohne diese jahrelanger Hingabebereitschaft unserer Mütter und Väter? Wären wir am Leben? Wären wir, was wir heute sind, wenn unsere Eltern vor und nach unserer Geburt ständig kalkuliert und hinterfragt hätten, was für sie selbst übrigbleibt? Welchen Nutzen sie davon haben, welchen Vorteil es ihnen bringt, wenn sie Kinder zeugen, wenn sie sich der Weitergabe des Lebens zuwenden und sich seiner Unberechenbarkeit und seiner Herausforderungen stellen?
Liebe Gardisten, an Ihrem eigenen Leben können Sie den Wert und die Schönheit der Hingabe ablesen. Leben Sie mutig und entschlossen diese Hingabe, zu der Sie sich jetzt selber öffentlich bekennen. Sie kennt auch den Schmerz des Verzichts, sie kennt Verlustängste, Momente der Traurigkeit und der Krise. Letztlich aber zielt Hingabe immer auf das Leben ab, auf die Freude, das Glück, die Erfüllung. Wer sich hingibt, empfängt immer mehr, als er gibt. Das ist die wunderbare Logik der Liebe.
Mit Ihnen, liebe Gardisten, sind wir alle dankbar, dass Sie zu diesem besonderen Dienst der Hingabe berufen worden sind.»
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Bemerkungen :
In 16 Jahren durfte ich den Päpsten dienen.
Der Glaube und die Italienische Mentalität kennen sind jetzt mein Lebensinhalt.
ROMASUMMUSAMOR