Eine ganz normale Aussage, werden die meisten Katholikinnen und Katholiken denken, haben doch verschiedenste Diskussionen immer wieder das gleiche Resultat hervorgebracht, sodass Papst Johannes Paul II. an Pfingsten 1994 mit dem Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis erklärte, dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten hätten.
Das Internetportal kath.ch fragte bei den drei Frauen nach, die als Schweizer Delegierte für die Kontinentale Phase des Synodalen Prozesses im Februar nach Prag reisen, was sie von dieser Äusserung von Becquart halten. Helena Jeppesen fordert, dass sich die katholische Kirche erklären müsse, «wieso sie die Berufung einer Frau zur Diakonin oder Priesterin nicht einmal in Betracht zieht». Anscheinend kennt sie «Ordinatio sacerdotalis» nicht.
Tatjana Disteli, Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche erklärt: Das Einlassen auf den synodalen Prozess bedeutet, sich mit der gebotenen Offenheit auf den Weg zu machen im gegenseitigen Zuhören – aufeinander und auf den Heiligen Geist. […] Nehmen wir diesen Auftrag der Kirche und den Aufruf des Papstes radikal ernst, so hat dieser Prozess einen offenen Ausgang. Auch in dieser Frage [des Frauenpriestertums]. Wer sollte dem Wirken des Geistes vorgreifen wollen?»
Jesus Christus hat uns in seinem Kommen alles offenbart. Die Kirche kann zwar im Verlauf ihrer Geschichte innerhalb dieser Offenbarung mithilfe des Heiligen Geistes die Glaubensinhalte tiefer und umfassender verstehen, doch es kann in der Offenbarung keine Widersprüche geben. Da es keine neuen theologischen oder biologischen Erkenntnisse gibt, welche die Einführung des Priesteramtes für Frauen begründen würden, stünde dessen Einführung klar im Widerspruch zur Offenbarung. Nimmt man für den Synodalen Prozess das Wirken des Heiligen Geistes in Anspruch, so muss dies in gleicher Weise auch für das Apostolische Schreiben «Ordinatio sacerdotalis» von Papst Johannes Paul II. gelten. Nur am Rande vermerkt sei die Tatsache, dass in der laufenden Debatte rund um das Priestertum der Frau die Tatsache konsequent verschwiegen wird, dass diese Thematik in der orthodoxen Kirche als zweitgrösster christlicher Glaubensgemeinschaft keine Rolle spielt.
Weitere in extenso aufgetischte Beiträge und Kommentare auf der Internetseite von kath.ch zeigen, dass die Forderung nach dem Frauenpriestertum für viele eines der zentralen Anliegen des weltweiten Synodalen Prozesses ist. Dass es bei diesem Prozess um die Frage geht, wie die Kirche synodaler werden kann und nicht darum, Lehrentscheide zu fällen, scheint vielen nicht bewusst. Beim Lesen dieser Aussage entsteht der Eindruck, dass der Fortbestand der Katholischen Kirche von der Priesterweihe für Frauen abhängt. Und da diese Priesterinnen natürlich nicht zölibatär leben würden, müsste als Nächstes der Zölibat fallen.
Christina Vonzun weicht der Fragen nach dem Frauenpriestertum aus. Sie erinnert an das Diakonat der Frau, «ein Thema, das in Rom untersucht wird und zu dem einige Informationen wünschenswert wären». Sie ist überzeugt, dass «es eine echte pastorale Förderung in den Organen der Kirche brauche, die sich an den spezifischen Fähigkeiten jeder Frau orientiere». Dies könne geschehen, indem der Weg der neuen Ämter der Kirche weiter erforscht und allgemein über die Ämter und ihre Bedeutung nachgedacht werde.
Hier stimmt Vonzun mit Nathalie Becquart überein, die davon überzeugt ist, dass es eine Entwicklung gebe, die es mehr Frauen erlaube, Führungsrollen in der Kirche zu übernehmen, wobei diese nicht mit einer Weihe verbunden seien. Becquart sagte weiter: «Ich denke, wir müssen unsere Vision der Kirche erweitern. Es gibt viele, viele Möglichkeiten für Frauen, der Kirche zu dienen.»
Vermutlich war es dieser Satz, der bei manchen Katholikinnen und Katholiken für rote Köpfe sorgte. Denn wer will heute im Zeitalter der Selbstverwirklichungstäterinnen und Selbstverwirklichungstäter überhaupt noch dienen? Doch Kirche wird gerade dort erfahrbar und glaubhaft, wo Menschen uneigennützig anderen dienen, weil sie in ihnen Gott erkennen. «Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (Mt 25,40).
Jeder kann dienen und so sein allgemeines Priesteramt ausüben. Wer einem kranken Nachbarn eine Suppe bringt, eine einsame Seniorin besucht oder seine knapp bemessene Freizeit für eine gute Sache gibt, verkündet das Evangelium und bringt den Menschen Gott näher.
Wir müssen wegkommen von diesem klerikalen «Einbahn-Denken»: Alle müssten Priesterinnen und Priester werden. «Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. […] Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem anderen durch denselben Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln …» (vgl. 1 Kor 12,4–11).
Es gibt viele Möglichkeiten, Gott und den Mitmenschen zu dienen. Viel wichtiger als die Diskussion über ein mögliches Frauenpriestertum wäre die Anerkennung der vielen Talente durch die Kirche.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Aber nicht nur, denn: «Das tun auch die Heiden». (Mt 5,47) «Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.» (Mk 16,1) Auch das steht in der Schrift
Zu dieser ganzen Diskussion habe ich vor einiger Zeit schon meine Gedanken dargelegt in:
https://www.stefanfleischer.ch/EINZELTEXTE/priestertum.html
Weiter muss man - dies an alle Progressiven und auch an alle Konservativen - daran erinnern, dass Jesus ganz klare Kriterien im Evangelium aufstellt, wer in das Reich Gottes kommt. Es sind die Taten, die wir für unseren Nächsten tun, die schlussendlich entscheiden, ob wir gerettet werden oder nicht. Jeder Christ ist im Alltag aufgerufen, diese Heiligkeit zu leben, indem er seinem Nächsten demütig dient. Hierfür muss man kein Priester sein.
Wenn der Herr heute wiederkommen würde, würde er dann nicht gewissen Leuten ins Gesicht schleudern, was er einst Petrus sagen musste:
«Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen." ((Mk 8,33)