Das Kloster Sevanavank in der armenischen Stadt Sewan (Bild: Pixabay/mobinovyc)

Weltkirche

Von Ara­rat bis Zoroas­ter – Arme­nien von A-​Z

Ein Land mit eigen­wil­li­gem Alpha­bet neu durch­buch­sta­biert: Arme­nien ist unter Kul­tur­tou­ris­ten, ins­be­son­dere sol­chen mit christ­li­chem Back­ground, beliebt. Nach dem Krieg mit dem Nach­barn Aser­baid­schan set­zen viele wie­der auf Besu­cher aus dem west­li­chen Ausland.

Armenien ist die älteste Nation des Christentums überhaupt – aber auch ein Land mit einer tragischen Geschichte. Die Hauptstadt Jerewan, erstmals erwähnt vor mehr als 2800 Jahren, gehört zu den ältesten Städten der Welt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat das spezielle Alphabet der Armenier aus aktuellem Anlass neu durchbuchstabiert.

Ararat: Der Heilige Berg macht Armenien zu einem biblischen Land. Auf seinem 5137 Meter hohen Gipfel soll einst Noah nach der Sintflut mit seiner Arche gelandet sein. Der Ararat liegt zwar in Sichtweite der Hauptstadt Jerewan. Doch je näher man ihm kommt, desto unerreichbarer rückt er weg. Er ist heute Teil der Türkei.

Berg-Karabach: Um das seit langem fast ausschliesslich von Armeniern bewohnte Gebiet auf dem Staatsgebiet Aserbaidschans gab es über Jahrzehnte Konflikte. Aserbaidschan entschied diese im September 2023 militärisch für sich. Nach der Flucht von 120 000 armenischen Bewohnern, zumeist ins «Mutterland» Armenien, ist die Region derzeit weitgehend menschenleer.

Chatsch'kare (Kreuzsteine), Charles Aznavour, Cognac: drei wichtige C's im Leben der Armenier. Die Kreuzsteine als Symbole des christlichen Glaubens sind im Land allgegenwärtig. Der 2018 gestorbene französisch-armenische Sänger ist bis heute ein Volksheld, und der Weinbrand soll Winston Churchills bevorzugtes Getränk gewesen sein.

Duduk: Die melancholische Musik dieser 2000 Jahre alten Flöten aus Aprikosenholz mit ihrem sehnsuchtsvollen Klang steht für das weite Gebirgsland der Hirten.

Etschmiadzin: Der «armenische Vatikan» ist der Sitz des Katholikos, des armenischen Patriarchen. Die spitzen Kopfbedeckungen der Geistlichen symbolisieren den Heiligen Berg Ararat.

Flüchtlinge: Die sechsstellige Zahl armenischer Flüchtlinge aus Berg-Karabach stellt eine weitere grosse Herausforderung dar. Die Versorgung mit dem Nötigsten, Integration in den Arbeitsmarkt und Schulbildung für die Kinder sind für das arme Land nur schwer zu stemmen.

Gregor der Erleuchter: Nachdem der grausame König Trdat (Tiridates) III. im Jahr 301 vom heiligen Gregor dem Erleuchter (Krikor Lusarowitsch) von seiner rätselhaften Krankheit geheilt und bekehrt wurde, ist das Christentum Staatsreligion.

Hripsime: Die so schöne wie fromme Jungfrau soll sowohl dem römischen Kaiser Diokletian als auch Trdat III. widerstanden haben. Der König machte sie schliesslich laut der Überlieferung zur Märtyrin durch Enthauptung.

Individualreisen: Viele mässige Strassen und das armenische Alphabet machen das Vorankommen schwierig. Dennoch blüht der Tourismus auf.

Jerewan: die zwölfte Hauptstadt in der langen Geschichte Armeniens – «und hoffentlich die letzte», wie sie hier sagen. 1918 wurde die vor mehr als 2800 Jahren erstmals erwähnte Stadt zur Hauptstadt der neuen Republik Armenien.

Klöster: die Perlen des Landes und Hüter der armenischen Schrift, Religion und Kultur. Manche bis heute erhaltenen Bauten entstanden bereits im 5./6. Jahrhundert.

Luxus: gibt es auch in Armenien – allerdings vor allem für einen kleinen Kreis von Oligarchen, die sich beizeiten Monopole aus der Sowjetzeit unter den Nagel gerissen haben. Zement oder Zucker bezahlen ihre Bentleys, Jaguars und SUVs.

Mesrop: Drei Alphabete muss jeder armenische Schüler lernen: zunächst das eigene, erfunden um das Jahr 400 vom heiligen Mesrop Maschtots; als zweites das kyrillische der selbsternannten Schutzmacht Russland; zuletzt das lateinische. Die eigene Sprache ist das Identifikationsmerkmal der Armenier schlechthin.

Noratus: Das kleine Dorf, einst Fürstenresidenz am Südufer des Sevansees mit Blick auf den Kleinen Kaukasus, hat die grösste Ansammlung armenischer Kreuzsteine (Chatsch'kare) aus dem 10. bis 17. Jahrhundert.

Ostanatolien: Grosse Teile der heute osttürkischen Region gehörten einst zum Kernland Armeniens, so der Berg Ararat und der Van-See.

Prähistorie: Im Nationalmuseum von Jerewan sind erstaunliche Kunstwerke aus Jungsteinzeit, Bronzezeit und dem Königreich der Uratäer zu sehen; etwa hölzerne Grabwagen und ein rund 5500 Jahre alter Schuh – der wohl älteste der Welt.

Quader: Auch die Römer haben in Armenien ihre Spuren hinterlassen, etwa den imposanten vorchristlichen Tempel von Garni.

Radio Eriwan: ein fiktiver Radiosender der Sowjetzeit, der Zuhörerfragen scharfzüngig beantwortete – eine Witzgattung als kleine Rache des kleinen Mannes für die Zumutungen des kommunistischen Alltags. Beispiel: «Frage von Radio Erewan: wie heisst die Hauptstadt Armeniens?». Die Frage richtete sich an Mitglieder der deutschen Fussballnationalmannschaft, die gerade ein Spiel in Erewan durchführten. Die Mitglieder reagierten mit Unverständnis und Unkenntnis.

Sowjetunion: Bis zuletzt war Russland der wichtigste politische Faktor für das bedrohte Armenien. Eine enge Anbindung an die EU wusste Moskau immer wirksam zu verhindern. In der existenziellen Krise um Berg-Karabach hielt Russland jedoch die Füsse auffällig still.

Türkei: einer der schwierigsten der schwierigen Nachbarn Armeniens neben Aserbaidschan, dem Iran und Georgien. Fast alle Transportwege aus Armenien sind gekappt – bis auf eine einzige Bahnlinie, die in Tiflis endet.

Urartu: ein altorientalisches Reich, das zwischen Mitte des 9. bis Mitte des 7. Jahrhunderts vor Christus zwischen den drei Seen Van, Sevan und Urmia beheimatet war. Im hebräischen Alten Testament begegnet man Urartu als «rrt», vokalisiert als Ararat.

Völkermord: Der türkische Genozid ist das grösste nationale Trauma der Armenier. Zwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich zwischen 300 000 und 1,5 Millionen christliche Armenier, Pontos-Griechen, Assyrer und Aramäer ermordet.

Wirtschaftskrise: ein Dauerzustand. 1988 ein Erdbeben mit 20 000 Toten; Zusammenbruch der ohnehin maroden Sowjetwirtschaft; der Krieg mit dem Nachbarn Aserbaidschan. Erst 2006 erreichte Armeniens Bruttosozialprodukt wieder die Höhe der Sowjetzeit.

Xenophobie: gibt es nicht. Trotz seiner schwierigen Nachbarschaften ist die Gastfreundschaft der Armenier sprichwörtlich.

YouTube: bietet Dokus und erste Einblicke in das wenig bekannte Land im Kaukasus.

Zoroastrismus: Vorgängerreligion des Christentums im heutigen Armenien. Sie entstand im iranischen Hochland und breitete sich seit dem 7. bis 4. Jahrhundert vor Christus in Persien und Zentralasien aus.


KNA/Redaktion


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