In einem Beitrag für das US-amerikanische Magazin «First Things» erklärte Boersma am Mittwoch, «Schlagworte wie Vielfalt, Zuhören, Dialog und grenzenloser Annahme verheissen nichts Gutes für die Synode. Sicherlich ist es nicht so, dass die Merkmale einer synodalen Kirche dem Evangelium völlig fremd sind (obwohl ich sehr gerne wüsste, was es bedeuten könnte, dass die Kirche alle willkommen heisst und annimmt – ohne Einschränkung – und dass es ‹keine Grenze› gibt, die nicht überschritten werden sollte).»
Das «Instrumentum Laboris» – das Arbeitspapier, auf dessen Grundlage die Beratungen bei der Weltsynode in Rom stattfinden – werfe zwar «nicht einfach das alte Vokabular über Bord». Allerdings werde «eine ‹Erneuerung› der Sprache» gefordert, was problematisch sei.
«Das Problem ist das folgende – und ich fürchte, ich muss es offen sagen», führte Boersma aus: «Der Kaiser ist nackt. Der Prozess der Synodalität selbst war von Beginn an mangelhaft. Ausgehend von der Überzeugung, dass das Hauptmerkmal der Kirche das ‹Zuhören› ist, begann der Prozess mit einer ‹Zuhörphase›, in der die Stimmen aller (einschliesslich derer, die normalerweise nicht beachtet werden) gehört werden konnten und so dazu beitragen konnten, zu entscheiden, was eine wirklich ‹hörende› Kirche ausmacht.»
«Das ist sicherlich nicht die Art und Weise, in der die Kirche die Lehre unseres Herrn empfängt oder weitergibt», erklärte der anglikanische Theologe. «Jesus betont: ‹Alles ist mir von meinem Vater übergeben, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn ihn offenbaren will› (Mt 11,27). Der Vater überliefert […] dem Sohn alles, und der Sohn offenbart den Aposteln und damit der Kirche den Vater. Der heilige Paulus besteht darauf, dass er den Korinthern ‹überliefert› […], was er seinerseits vom Herrn ‹empfangen› hat (1 Kor 11,23).»
«Wir gelangen zur Wahrheit, nicht indem wir sicherstellen, dass jeder gehört wird, sondern indem wir treu auf das Wort hören, das ewig vom Vater gezeugt ist», stellte Boersma vor diesem Hintergrund klar. Zwar werfe das Arbeitspapier «die alte Sprache» nicht einfach weg. Das Problem sei aber, «dass die dort benutzten Begriffe dehnbar sind.“
Das Glaubensgut sei «nicht das Ergebnis einer Umfrage unter den verschiedenen Gruppierungen der Kirche», so Boersma. «Diejenigen, die mit dem Lehramt der Kirche betraut sind (Magisterium), haben die heilige Pflicht, das Wort sowohl zur rechten Zeit als auch zur Unzeit zu lehren (vgl. 2 Tim 4,2) – unabhängig von der ‹Zugänglichkeit› oder ‹Attraktivität›. Der Apostel warnt, dass eine Zeit kommen wird, in der die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden: ‹Nach ihren eigenen Begierden werden sie sich Lehrer anhäufen, denen die Ohren jucken. Und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zuwenden› (2 Tim 4,3–4).»
«Da die Akzeptanz und das Feiern der sexuellen Perversion sogar innerhalb der Kirche an Boden gewonnen hat, kann die Strategie, mit dem Zuhören zu beginnen (anstatt mit dem Lehren), uns nur in eine Sackgasse führen», zeigte sich der anglikanische Gelehrte überzeugt.
Originalbeitrag auf «CNA Deutsch»
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