Hugo (Hugues) entstammt der grossen Adelsfamilie der Burggrafen von Semur. Er kam am 13. Mai 1024 in Semur-en-Brionnais (Burgund) zur Welt. Sein Vater wollte, dass er ein Ritter wird, doch Hugo trat im Alter von fünfzehn Jahren in die Abtei «Saint-Pierre de Nantua» ein, die seit Beginn des Jahres 1000 der Abtei Cluny unterstellt war. Bereits mit 20 Jahren wurde Hugo zum Prior, später zum Abt der Abtei Saint-Pierre de Nantua» gewählt. Nach dem Tod von Abt Odilo von Cluny, mit dem er verwandt war, wurde Hugo 1049 mit gerade einmal 25 Jahren sein Nachfolger und damit der sechste Abt von Cluny.
Vom Reformkloster zur Wirtschaftsmacht
Cluny war im September 910 von Herzog Wilhelm I. von Aquitanien als Reformkloster gegründet worden. Hier sollte das benediktinische Mönchtum wieder in seiner ursprünglichen Form, vor allem im Verzicht auf materiellen Besitz gelebt werden. Konkret ging es um die grösste Gewissenhaftigkeit bei den täglichen Gottesdiensten, die Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches und um die Erinnerung an die Vergänglichkeit des Irdischen. Aber auch gegen Missstände richtete sich die Kirchenreform: gegen Simonie, Priesterehe respektive Priesterkonkubinat und die Laieninvestitur (Einsetzung von Geistlichen in kirchliche Ämter durch Laien).
Abt Odilo hatte die Reform von Cluny vorangetrieben. Unter seiner Leitung wurde Cluny von einer Reformgemeinschaft zu einem straff organisierten Klosterverband. Seit 998 waren Cluny und seine Töchterklöster «exemt», das heisst kirchlich eigenständig. Sie unterstanden nur noch dem Papst und gehörten nicht mehr als Eigenkirchen einem adligen Herrscher. Da die Klöster unter der Leitung von Cluny aufblühten, übertrugen immer mehr Adlige ihre Klöster an Cluny. Abt Odilo erhöhte die Anzahl der von Cluny abhängigen Klöster von 35 auf 68. Er hielt sich gerne und regelmässig in der Abtei Romainmôtier VD auf.
Hugo setzte die Reformbemühungen seines Vorgängers fort. Während seiner Leitung entstanden rund 2000 Klöster in ganz Europa. Auf dem Gebiet der Schweiz Rüeggisberg (um 1072), Rougemont (zwischen 1073 und 1085), Münchenwiler (zwischen 1080 und 1106), St. Alban in Basel (zwischen 1083 und 1105), Corcelles (1092), Vufflens-la-Ville (vor 1096), Bellmund (1107) und Hettiswil (1107). Durch die Klostergründungen nahm auch die Bedeutung von Cluny als Wirtschaftsmacht zu. Abt Hugo reiste quer durch Europa, um die Einheit des Ordens aufrechtzuerhalten.
Auch das Mutterhaus erlebte unter seiner Führung eine Blüte. Bei seinem Tod lebten in Cluny rund 300 Mönche. Als der Bischof von Mâcon versuchte, die Autorität über Cluny wiederzuerlangen, wandte sich Abt Hugo an den Papst. Dieser bestätigte ihm 1088 die Unabhängigkeit und verlieh ihm das Recht zum Tragen der bischöflichen Ehrenzeichen.
In Marcigny, einem kleinen Ort, der zur Herrschaft seiner Familie gehörte, gründete Hugo zwischen 1054 und 1056 das erste von Cluny abhängige Benediktinerinnenpriorat, das Priorat der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Ländereien für das Kloster erhielt er von seinem Bruder Geoffroy geschenkt. Seine Schwester wurde die erste Priorin; auch die Mutter trat ins Kloster ein.
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