Abtei von Cluny. (Bild: Sebastian Sigler, CC BY-SA 3.0 DE via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Vor 1000 Jah­ren gebo­ren: Hugo von Cluny, einer der gros­sen Refor­mer des Mönchtums

Hugo von Cluny, auch Hugo der Grosse oder Hugo von Semur genannt, war der sechste Abt von Cluny und eine der wich­tigs­ten Per­sön­lich­kei­ten sei­ner Zeit. Die­ses Jahr könnte er sei­nen 1000. Geburts­tag feiern.

Hugo (Hugues) entstammt der grossen Adelsfamilie der Burggrafen von Semur. Er kam am 13. Mai 1024 in Semur-en-Brionnais (Burgund) zur Welt. Sein Vater wollte, dass er ein Ritter wird, doch Hugo trat im Alter von fünfzehn Jahren in die Abtei «Saint-Pierre de Nantua» ein, die seit Beginn des Jahres 1000 der Abtei Cluny unterstellt war. Bereits mit 20 Jahren wurde Hugo zum Prior, später zum Abt der Abtei Saint-Pierre de Nantua» gewählt. Nach dem Tod von Abt Odilo von Cluny, mit dem er verwandt war, wurde Hugo 1049 mit gerade einmal 25 Jahren sein Nachfolger und damit der sechste Abt von Cluny.

Vom Reformkloster zur Wirtschaftsmacht
Cluny war im September 910 von Herzog Wilhelm I. von Aquitanien als Reformkloster gegründet worden. Hier sollte das benediktinische Mönchtum wieder in seiner ursprünglichen Form, vor allem im Verzicht auf materiellen Besitz gelebt werden. Konkret ging es um die grösste Gewissenhaftigkeit bei den täglichen Gottesdiensten, die Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches und um die Erinnerung an die Vergänglichkeit des Irdischen. Aber auch gegen Missstände richtete sich die Kirchenreform: gegen Simonie, Priesterehe respektive Priesterkonkubinat und die Laieninvestitur (Einsetzung von Geistlichen in kirchliche Ämter durch Laien).

Abt Odilo hatte die Reform von Cluny vorangetrieben. Unter seiner Leitung wurde Cluny von einer Reformgemeinschaft zu einem straff organisierten Klosterverband. Seit 998 waren Cluny und seine Töchterklöster «exemt», das heisst kirchlich eigenständig. Sie unterstanden nur noch dem Papst und gehörten nicht mehr als Eigenkirchen einem adligen Herrscher. Da die Klöster unter der Leitung von Cluny aufblühten, übertrugen immer mehr Adlige ihre Klöster an Cluny. Abt Odilo erhöhte die Anzahl der von Cluny abhängigen Klöster von 35 auf 68. Er hielt sich gerne und regelmässig in der Abtei Romainmôtier VD auf.

Hugo setzte die Reformbemühungen seines Vorgängers fort. Während seiner Leitung entstanden rund 2000 Klöster in ganz Europa. Auf dem Gebiet der Schweiz Rüeggisberg (um 1072), Rougemont (zwischen 1073 und 1085), Münchenwiler (zwischen 1080 und 1106), St. Alban in Basel (zwischen 1083 und 1105), Corcelles (1092), Vufflens-la-Ville (vor 1096), Bellmund (1107) und Hettiswil (1107). Durch die Klostergründungen nahm auch die Bedeutung von Cluny als Wirtschaftsmacht zu. Abt Hugo reiste quer durch Europa, um die Einheit des Ordens aufrechtzuerhalten.

Auch das Mutterhaus erlebte unter seiner Führung eine Blüte. Bei seinem Tod lebten in Cluny rund 300 Mönche. Als der Bischof von Mâcon versuchte, die Autorität über Cluny wiederzuerlangen, wandte sich Abt Hugo an den Papst. Dieser bestätigte ihm 1088 die Unabhängigkeit und verlieh ihm das Recht zum Tragen der bischöflichen Ehrenzeichen.

In Marcigny, einem kleinen Ort, der zur Herrschaft seiner Familie gehörte, gründete Hugo zwischen 1054 und 1056 das erste von Cluny abhängige Benediktinerinnenpriorat, das Priorat der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Ländereien für das Kloster erhielt er von seinem Bruder Geoffroy geschenkt. Seine Schwester wurde die erste Priorin; auch die Mutter trat ins Kloster ein.
 


Abt, Diplomat, Kirchenbauer
Abt Hugo war ein demütiger, bescheidener und sehr frommer Mensch. Er liess 1078 und nochmals 1083 die auf Abt Odilos «Consuetudines» basierenden reformierten Regeln aufschreiben. Er stellte den Gottesdienst in den Mittelpunkt des monastischen Lebens; von der Handarbeit waren die Mönche befreit, um sich ganz dem Gebet widmen zu können. 1088 begann Hugo in Cluny mit dem Bau der dritten Abteikirche, einer fünfschiffigen Basilika. Diese war zu Beginn des 13. Jahrhunderts das grösste Bauwerk Europas und bis ins 16.  Jahrhundert mit ihren 187 Meter Länge und 30 Meter Höhe auch die grösste Kirche der westlichen Christenheit.

Hugo war für seine Weisheit, seine Heiligkeit und seine Überzeugungskraft bekannt, was sich in seinen diplomatischen Missionen in Deutschland und Ungarn im Namen der Kirche zeigte. Er hatte Beziehungen zu Ferdinand I. (der massgeblich zum Aufstieg des Königreichs Kastilien-León zur vorherrschenden Macht unter den christlichen Königreichen Spaniens beitrug) und Alfons VI. von Kastilien. Sein Einfluss auf Papst Urban II., der vor seiner Papstwahl unter ihm Prior in Cluny gewesen war, machen Abt Hugo zu einer der mächtigsten und einflussreichsten Figuren des späten 11. Jahrhunderts. Alle neun Päpste, die er während seiner Zeit als Abt erlebte, schätzten ihn als Berater.

Er pflegte auch enge Beziehungen zu Heinrich IV., dessen Taufpate er war. Als dieser von Papst Gregor VII. 1076 mit dem Bann belegt wurde, versuchte Hugo zu vermitteln. Der Papst hatte – im Sinne der Reformbewegung – 1075 ein Dekret gegen die Laieninvestitur veröffentlicht. Dadurch kam es zum Streit («Investiturstreit») mit dem römisch-deutschen Kaiser, den der Papst schlussendlich mit dem Kirchenbann belegte. Nachdem Heinrich IV. vor dem Papst seine Sünden bekannte («Gang nach Canossa»), hob Gregor VII. den Bann auf. Doch kurz darauf wählten die deutschen Fürsten einen Gegenkönig, worauf Heinrich IV. vom Papst dessen Exkommunikation forderte, andernfalls würde er seinerseits einen Gegenpapst ernennen. 1080 stellte sich Papst Gregor VII auf die Seite der Fürsten.

Einige Kirchenhistoriker sind der Meinung, Hugo von Cluny habe darin das Scheitern seiner Vermittlermission gesehen und sich deshalb immer mehr nach Cluny zurückgezogen. Andere interpretieren den Rückzug des Abtes als Zeichen seiner Missbilligung der Kirchenpolitik Gregors VII. Dieser führte die Kirche aus der Abhängigkeit von weltlichen Gewalten heraus, beanspruchte dann aber den sogenannten Jurisdiktionsprimat, der zu einer Zentralisierung der Kirchenorganisation führte.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Abt Hugo im Tochterkloster in Berzé-la-Ville. Er starb am 28. April 1109 und wurde in der von ihm erbauten Klosterkirche von Cluny beigesetzt. Nur gerade elf Jahre nach seinem Tod wurde er am 6. Januar 1120 durch Papst Callistus II. heiliggesprochen. Sein Festtag ist der 29. April. Im Benediktiner-, Trappisten- und Zisterzienserorden ist der 11. Mai sein gebotener Gedenktag.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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