Nicht in einer «stillen Nacht», sondern mittags um 12 Uhr kam Joseph Mohr am 11. Dezember 1792 im Armenhaus der Erzdiözese Salzburg zur Welt. Als Mutter wird eine «Anna Schoiberin, led. Standes» genannt, als Vater ein «Franz Moor; Musquetier, led. Standes». Dieser war bereits ein gutes halbes Jahr vor der Niederkunft desertiert, heiratete aber später Anna Schoiberin.
Schon vier Stunden später taufte der Pfarrer das Kind auf den Namen «Josephus Franziskus». Gern behauptet, aber falsch ist laut der Historikerin Dietlinde Hlavac, dass der Salzburger Scharfrichter Taufpate gewesen sein soll. Kirchliche Dokumente belegten, dass Franziska Zachin, «anstatt des Joseph Wohlgemut, Scharfrichter», das Kind über das heute noch existierende bronzene Taufbecken im Salzburger Dom gehalten hat.
Musikalisch talentierter Priester
Über die Kindheit von Joseph Mohr ist so gut wie nichts bekannt. Das Schicksal meinte es aber gut mit ihm. In Domvikar Johann Nepomuk Hiernle fand er einen Förderer. Dieser unterrichtete den talentierten Buben und ermöglichte ihm von 1808 bis 1810 ein Studium am Stiftsgymnasium Kremsmünster. Dabei verdiente sich Joseph Mohr seinen Unterhalt durch Instrumentalmusik und Gesang.
Die Priesterausbildung war geprägt vom aufklärerischen Geist des letzten Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus von Colloredo, der eine bessere Bildung für Priester wollte. Sie sollten seine Reformen dem Volk nahebringen, nicht nur Seelsorger sein, sondern zugleich Lehrer mit umfassendem Wissen in Psychologie, Gesundheit, Naturlehre und Landwirtschaft. Besonders auf deutsche Kirchenmusik wurde wertgelegt, um auch zu verstehen, was gesungen wird.
All dies dürfte Joseph Mohr geprägt haben. Als lediges Kind brauchte er eine Dispens, um geweiht werden zu können, die er von Papst Pius VII. erhielt. Am 20. August 1815 wurde er 23-jährig zum Diakon und einen Tag später zum Priester geweiht. Quellen zufolge soll er ein humorvoller, volksverbundener Mensch gewesen sein, der gut predigen konnte, ein Herz für die Armen hatte und seine Schäflein auch im Wirtshaus aufsuchte. Gern griff Mohr zur Gitarre und gab Gstanzl, lustige Spottgesänge, zum Besten.
Eine spontane Aktion …
Nach verschiedenen Stellen kam er im September 1817 nach Oberndorf bei Salzburg, wo er den Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber (1787–1863) kennenlernte. Daraus wurde eine Freundschaft fürs Leben. Am 24. Dezember 1818 übergab Joseph Mohr dem Organisten einen Text, den er bereits 1816 geschrieben hatte. Franz Xaver Gruber sollte noch am gleichen Tag eine Melodie dazu komponieren. Das Lied wurde nach dem Hochamt vor der Krippe gesungen. Es wird vermutet, dass die Orgel kaputt war, weshalb Joseph Mohr zur Gitarre griff. So erklang «Stille Nacht» zum ersten Mal. «Das Lied hat gefallen», hiess es. Gesungen wurden damals sechs Strophen.
1837 kam Joseph Mohr als Vikar nach Wagrain. Dort veranlasste er einen Schulneubau – es gab für mehr als 100 Kinder nur einen einzigen Unterrichtsraum –, schaffte einen Ausgleichsfonds, um auch den Kindern mittelloser Eltern den kostenpflichtigen Schulbesuch zu ermöglichen, gründete einen Kirchenchor und kümmerte sich um die Alten und Armen.
Joseph Mohr, der seit seiner Kindheit aufgrund der kalten und feuchten Salzburger Wohnung an einer Lungenkrankheit litt, starb am 4. Dezember 1848 56-jährig an einer Lungenlähmung. Schon einen Tag später fand auf dem Friedhof der Kirche Sankt Rupert die Beerdigung statt.
Auf seinem Wagrainer Grab befindet sich auf dem schmiedeeisernen Kreuz ein Porträtbild von Joseph Mohr, das reiner Fantasie entspringt. Denn der Geistliche liess sich zu Lebzeiten nie malen.
Kommentare und Antworten
Sei der Erste, der kommentiert