(Bild: Jess Bailey/Unsplash, verändert)

Kirche Schweiz

Wech­sel in der Chef­etage von «kath​.ch»: Ein Pro­tes­tant soll es richten

Zum neuen Direk­tor und Chef­re­dak­tor von «kath​.ch» wurde der refor­mierte Chris­tian Mau­rer ernannt. Des­sen Bezugs­punkte zur Katho­li­schen Kir­che blei­ben auch auf Nach­frage hin im Dunkeln.

«Wie der Sonntags-Blick zuerst meldete, steht kath.ch neu Christian Maurer als Direktor und Chefredaktor vor.» So lautete die Meldung des Medien-Branchenportals «persoenlich.com» vom 7. April 2024. Tatsächlich hatte der SoBli diese Personalie schon vor dem «Katholischen Medienzentrum» publik gemacht. Letzterem blieb nolens volens nichts anderes übrig, als mit einer eigenen Meldung nachzudoppeln.

Was sowohl das «Katholische Medienzentrum» als auch «persoenlich.com» verschwiegen: Der SoBli gab nicht nur den Namen des neuen Direktors und Chefredaktors bekannt, sondern auch dessen Konfession («reformiert»).

Dieser Fakt ist von Relevanz. Denn immerhin ist «kath.ch» offiziell im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz tätig, hat von ihr einen formellen Leistungsauftrag. Diesem vorgeschaltet ist das «Rahmenstatut für die sprachregionale Medienarbeit der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz», in Kraft seit dem 1. Januar 2019.
Im Kapitel «Publizistische Grundausrichtung» schreibt es u. a. in Punkt 3.2 vor, dass sich die Medienzentren und ihre Mitarbeitenden an den einschlägigen Dokumenten des kirchlichen Lehramtes zu orientieren haben. Und gemäss Punkt 5.9 tragen die Direktoren die «publizistische Gesamtverantwortung für die Tätigkeit der Medienzentren». Des Weiteren handelt es sich gemäss Rahmenstatut sowohl beim Direktor als auch beim Redaktionsleiter von «kath.ch» um sogenannte «Schlüsselpositionen». Schlüsselpositionen, so bleibt zu ergänzen, die der neu ernannte Christian Maurer in Personalunion ausüben wird.

Gründe genug also, sich per E-Mail an den Präsidenten des «Katholischen Medienzentrums» als Trägerverein von «kath.ch», den Kapuziner Adrian Müller, zu wenden, um folgende Fragen an ihn zu richten:

  • Gemäss «Sonntagblicks» ist der neue Direktor und Chefredaktor Christian Maurer reformiert. Stimmt das?
  • Wenn ja, erachten die Verantwortlichen die Konfession von Herrn Maurer als unproblematisch?

Unverständliche Geheimniskrämerei
Die Antwort erfolgte postwendend, litt allerdings an einer Art kommunikativer Ladehemmung: «Der Prozess ist vertraulich. Klar hat Herr Maurer gute Bezugspunkte zur katholischen Kirche.»
Worin diese «guten Bezugspunkte» bestehen, liess Präsident Adrian Müller unerwähnt. Die an Medienbischof Josef Stübi gerichteten, inhaltlich gleichlautenden Fragen blieben bis dato unbeantwortet. Diese «Black Box» erstaunt umso mehr, als in der Medienmitteilung die eindrückliche journalistische Palmares von Christian Maurer breiten Raum einnimmt (von seiner Tätigkeit als Blattmacher beim «Tages-Anzeiger» über seine Funktion als Autor beim SoBli bis zu seiner Stelle als Vize-Chefredaktor von «TRAVEL INSIDE»), aber darin keinerlei Angaben enthalten sind, die auch nur entfernt auf «gute Bezugspunkte zur katholischen Kirche» hindeuten würden.

Ein Grund wiederum, bei Christian Maurer direkt vorstellig zu werden, wie es sich damit verhält. Auf telefonische Anfrage hin bestätige Christian Maurer gegenüber «swiss-cath.ch» immerhin, dass er reformierter Konfession ist. Zum Thema «gute Bezugspunkte» wollte oder konnte aber auch er keine konkreten Angaben machen.

Diese Geheimniskrämerei erstaunt und befremdet zugleich. Denn einerseits ist das Etikett «reformiert» per se nichts Anstössiges, das es schamhaft zu verschweigen gilt. Andererseits ist der diesbezügliche Erklärungsbedarf offensichtlich. Denn wie soll eine Schlüsselfigur die publizistische Gesamtverantwortung eines den Dokumenten des kirchlichen Lehramtes verpflichteten Mediums ausüben können, wenn ihr diese Dokumente nicht oder nur bruchstückhaft vertraut sind?

Irritierend auch, dass in der Mitteilung des «Katholischen Medienzentrums» das Alter des neuen Direktors und Chefredaktors von «kath.ch» unerwähnt blieb. Dieser ist mittlerweile 61 Jahre alt, steht demzufolge nur noch wenige Jahre vor der Pensionierung. Das Ganze erweckt in summa einen hybriden Eindruck: halb Übergangslösung, halb Verlegenheitslösung. In dieses diffuse Bild passt, dass die für diesen Posten gescheiterte Kandidatin Annalena Müller gemäss «persoenlich.com» «inzwischen bereits als Chefredaktorin des Berner Pfarrblattes arbeitet», wo sie doch laut Interview in eben diesem Pfarrblatt diese Stelle erst per 1. Juli 2024 antreten wird.

Fragen und Ungereimtheiten bleiben im Raum stehen. Überlassen wir das Schlusswort dem ehemaligen obersten Reformierten der Schweiz, Gottfried Locher: «Auch die Katholische Kirche wird erst wieder blühen, wenn sie ihre steuerfinanzierte Selbst-Protestantisierung aufgibt und zu ihrem Wesen zurückfindet.»


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    Tobias Holzer 13.04.2024 um 10:03
    Unter dem Titel: "Es gibt genügend Gründe für einen Kirchenaustritt" zeigt der reformierte neue Chefredaktor auch gleich sein wahres Gesicht. Ob sich das Sarah Pacciarelli, Jacqueline Straub und Regula Pfeiffer so gedacht haben, als mit aller Kraft Christian Maurer durchgedrückt haben, damit sie ihre Agenda umsetzten können.
    • user
      Jeanette Schneider-Stucki 14.04.2024 um 13:02
      Ist der Autor des Tagesanzeiger-Artikels identisch mit dem neuen Chefredaktor von kath.ch? Wenn das tatsächlich derselbe Christian Maurer sein sollte, dann ist die Neubesetzung ein Skandal!
      Ich bin dankbar, wenn swiss-cath klären kann, ob das derselbe CM ist.
      • user
        Redaktion 15.04.2024 um 10:39

        Klarstellung: Christian Maurer, der neue Chefredaktor bei «kath.ch» ist nicht identisch mit jenem Christian Maurer, der den oben erwähnten Gastbeitrag im «Tages Anzeiger» veröffentlicht hat.

  • user
    Tobias Maier 11.04.2024 um 21:38
    Wie es scheint, muss man kein Katholik sein, um das Nihil Obstat der Schweizer Bischöfe zu erhalten. Das ist verwunderlich, wenn man den Auftrag bedenkt.
  • user
    Michael Dahinden 10.04.2024 um 23:30
    Ja. Per se nichts Anstössiges.
    Auch diese hehre neue Redaktionstruppe wird wie alle Menschen am christlichen Glauben zu messen sein, einschliesslich
    - Gen 1,27 Als Mann und Frau schuf Er sie.
    - Is (Jes) 5,20 Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen.
    - Mt 12,36 Ich sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen.