Eucharistische Anbetung. (Bild: Jesús Antonio Villanueva Aguilar/Unsplash)

Kommentar

Wie die Bischöfe zum Gebet für den Frie­den moti­vie­ren – Lob und Kritik

Beim soge­nann­ten Drei­kö­nigs­apéro des Katho­li­schen Medi­en­zen­trums und der Pau­lus Aka­de­mie in Zürich erklärte Bischof Joseph Bon­ne­main, er rufe zusam­men mit der AGCK Schweiz dazu auf, am 24. Februar für den Frie­den in der Ukraine zu beten. Dem­nach sol­len alle Pfar­reien in der Schweiz an jenem Tag Gebets­an­lässe für den Frie­den organisieren.

Diese Initiative der «Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Schweiz» (AGCK) kann man nur begrüssen. Der Aufruf erfolgt unter dem Motto: «Gemeinsam für den Frieden». Die ACGK hatte ihre Einladung zur Durchführung lokaler Anlässe bereits am 24. Dezember 2022 veröffentlicht. Dabei stellte die Organisation in Aussicht, dass den Pfarreien und Kirchgemeinden rechtzeitig liturgische Abläufe und Texte zugestellt würden. Somit besteht genügend Vorlaufzeit, um dies in den Pfarrblättern anzukündigen, damit möglichst viele Gläubige zu diesem dringend nötigen Gebet für den Frieden motiviert werden können.

Warum erst jetzt – erst am Jahrestag der Invasion Russlands?
Der 24. Februar 2023 wurde zwar mit Bedacht gewählt – am 24. Februar 2022 begann die Invasion Russlands in die Ukraine – allerdings muss man monieren, dass eine solche Gebetsinitiative schon längst hätte durchgeführt werden können. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag 2022 wäre beispielsweise eine passende Gelegenheit gewesen. Ein Hirtenbrief der Bischöfe zu diesem Thema als Motivationsspritze für das Gebet wäre angezeigt gewesen. Gründe hätten wir mehr als genug.
Inzwischen sind über 75 000 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Schweiz angekommen. Der Krieg fordert tagtäglich auch zivile Opfer. Besonnene Stimmen wie der amerikanische Diplomat Henry Kissinger, die längst zu einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen aufgerufen haben, werden ignoriert. Stattdessen droht eine weitere Eskalation, eine Ausweitung des Krieges in der Ukraine. Papst Franziskus hatte schon Ende August 2022 bei einer Generalaudienz erklärt, wir würden uns bereits im Dritten Weltkrieg befinden.

Es gab einen Aufruf der Bischofskonferenz, doch kaum jemand wusste es
Dafür, dass der Krieg schon fast ein Jahr in der Ukraine wütet, wurde meines Erachtens vonseiten der Bischofskonferenz das Gebet um den Frieden zu wenig gefördert. Es gab eine Fürbitte um den Frieden, die in die Karfreitagsbitten eingefügt wurde.
Die Bischofskonferenz hatte an ihrer Versammlung vom 8. September 2022 unter anderem beschlossen: «Am 14. September 2022 wird sich überall auf der Welt ein Gebet für den Frieden in der Ukraine erheben. Die Abtei Einsiedeln wird sich an diesem Tag am Gebetsanliegen für den Frieden beteiligen, indem sie es in die traditionelle Feier der Engelweihe einbezieht. Die SBK bittet alle katholischen Pfarreien, sich in irgendeiner Weise an diesem Weltgebet für den Frieden anzuschliessen.»1 Die Frage drängt sich auf, ob dieses Anliegen die Pfarreien überhaupt erreichte. Die Initiative kam vom «Rat der Europäischen Bischofskonferenzen», wobei nicht klar ist, wann sie wirklich lanciert wurde. Die entsprechende News auf der Webseite hat kein Datum und bei Vatican News kam die Meldung erst am 12. September 2022. Vatican News brachte die Meldung auch auf Facebook, die 14 Mal geteilt wurde.

 

Auf der Webseite der Bischofskonferenz wurde auf die eucharistische Anbetung für den Frieden in der Ukraine hingewiesen – aber erst am 14. September 2022. Ebenfalls erst an diesem Tag machte das Kloster Einsiedeln das Anliegen publik, das in die Engelweihe integriert wurde. Kein Pfarrblatt hatte die Chance, diesen wichtigen Aufruf weiterzuleiten. Vielleicht hätte man über die Kanäle der sozialen Medien kurzfristig noch ein paar Pfarreien erreichen können. Der Schreibende hatte die Nachricht erst bei einer Recherche zum Thema mitbekommen. Ziemlich sicher liegt der Ursprung des Debakels an der viel zu späten Ankündigung des «Rates der Europäischen Bischofskonferenzen». Da die Schweizer Bischofskonferenz auch in diesem Gremium vertreten ist, wäre es angezeigt, den Verantwortlichen nahezulegen, dass eine solche Gebetsaktion eine Vorlaufzeit von eineinhalb Monaten benötigt, wenn die Information bis auf die Ebene der Pfarreien ankommen soll. Sonst bleibt das Anliegen der SBK, «alle katholischen Pfarreien sollten sich in irgendeiner Weise an diesem Weltgebet für den Frieden anschliessen» nichts als ein unrealistischer Wunsch, eine fromme Worthülse.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass andere Informationen viel professioneller verbreitet werden als das Gebetsanliegen für die Ukraine. Beim synodalen Prozess wird über alle Kanäle effizient kommuniziert, sodass die hintersten und letzten Katholikinnen und Katholiken inzwischen wissen, dass die wichtigen Diskussionen in den vorbereitenden handverlesenen Arbeitsgruppen und anderen Gremien ohne sie ablaufen.    

 


1 https://www.bischoefe.ch/die-schweizer-bischoefe-hoeren-auf-die-frauen/ (abgerufen am 13. Januar 2023)


Roland Graf
swiss-cath.ch

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Dr. Roland Graf ist Pfarrer in Unteriberg und Studen (SZ). Er hat an der Universität Augsburg in Moraltheologie promoviert und war vor seinem Theologiestudium als Chemiker HTL tätig.


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