Vor 80 Jahren retteten ihm die «Brüder» an diesem Ort das Leben. Jetzt sitzt Fausto Zabban auf der Bühne des Schultheaters im Collegio San Giuseppe in Rom und erzählt den Schülerinnen und Schülern seine Geschichte. Als die Nazis die italienische Hauptstadt besetzten, tauchte seine jüdische Familie unter, berichtet er. Der Vater versteckte sich an seinem Arbeitsplatz, die Mutter wurde in einem Privathaushalt als angeblich christliches Hausmädchen aufgenommen. Die beiden Söhne jedoch kamen ins Collegio zu den «Brüdern». «Dank ihnen konnten wir beide ...», setzt Zabban an, dann versagt ihm die Stimme. Die Mädchen und Jungen im Publikum klatschen.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten in Rom Schätzungen zufolge 10 000 bis 15 000 Juden. Nachdem Italiens Regierung einen Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen hatte, besetzten die Deutschen im September 1943 die Hauptstadt. Sie verhafteten, deportierten und ermordeten etwa 2000 Menschen.
Etlichen gelang es jedoch, sich zu verstecken, bis die Alliierten im Juni 1944 die Stadt befreiten. Über ganz Rom verstreut öffneten Privatpersonen, Arbeitgeber und vor allem katholische Einrichtungen ihre Türen und liessen Juden und politisch Verfolgte untertauchen. Vergangenen September wurde im Archiv des Päpstlichen Bibelinstituts eine verschollen geglaubte Liste entdeckt. Sie zeigt, dass mehr als 4300 Personen in kirchlichen Häusern Schutz vor dem Zugriff der Nazis fanden.
Darunter war auch das Collegio San Giuseppe, eine katholische Schule ganz in der Nähe der Spanischen Treppe. 1850 gegründet, übertrug Papst Leo XIII. die Leitung des Instituts im Jahr 1900 an die Kongregation der Brüder der Christlichen Schulen, kurz Lasallianer. Die «Brüder», wie sie allgemein gerufen werden, versteckten während der deutschen Besatzung etwa 40 Menschen in ihrem Internat – vor allem Jungen, die sich als katholische Schüler ausgaben. Unter den Geretteten waren aber auch ein paar Erwachsene, vorgebliches Schulpersonal.
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