Pfarrer Kamil Samaan (Bild: Kirche in Not/ACN)

Weltkirche

Zei­chen der Hoff­nung für die Chris­ten in Ägypten

Auf Ein­la­dung des Hilfs­werks «Kir­che in Not (ACN)» weilte Pro­fes­sor und Pfar­rer Kamil Samaan aus Kairo die­ser Tage in der Schweiz. In meh­re­ren Pfar­reien trat der koptisch-​katholische Hoch­schul­do­zent und Seel­sor­ger als Gast auf, so auch in Sar­men­storf, wo er von Pfar­rer Ambrose Olowo will­kom­men geheis­sen wurde.

Der aus Mittelägypten stammende Geistliche kann auf ein vielseitiges Lebenswerk zurückblicken. Während Jahrzehnten musste er miterleben, wie die koptischen Christen, zu denen die Katholiken als Minderheit gehören, ausgegrenzt wurden. Mit einem Bevölkerungsanteil von rund zehn Prozent sind die Christen in Ägypten eine Minderheit. Von rund 105 Millionen Einwohnern sind rund zehn Millionen Christen, 300 000 davon koptische Katholiken. Er war für sie stets ein Fürsprecher. Kamil Samaan wirkt seit mehr als 30 Jahren als Dozent an der theologischen Fakultät in Kairo. Lange Zeit führte er ein Kinderheim und machte sich für vielfältige Bedürfnisse der Bevölkerung stark, u. a. auch als Spitalseelsorger.

Menschenrechtslage heute besser
Professor Kamil Samaan war sichtlich erfreut, in der Schweiz aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer zu finden. Wir alle sind Glieder der weltweiten christlichen Glaubensgemeinschaft. Er blickte auf die lange und bewegte Geschichte Ägyptens zurück. In diesem Grossstaat am Nil sind alle drei grossen christlichen Konfessionen vertreten, so die Orthodoxen mit verschiedener Ausrichtung, die Evangelischen, wie auch die Katholiken in allen sieben Riten ihrer Kirche. Die koptischen Katholiken verfügen über eine eigene Liturgie und über eine eigene Organisation. Die Minorität hinderts nicht an dieser Vielfalt. Im persönlichen Gespräch kamen diverse aktuelle Themen zur Sprache.

«Nach langer Zeit der Ausgrenzung und Benachteiligung hat sich die Lage der Christen in Ägypten in den letzten Jahren verbessert», wusste der nordafrikanische Gast zu berichten. Die Christen geniessen unter Staatspräsident Abdel Fatah El-Sisi Anerkennung, welche ihnen bis vor Beginn seiner Amtszeit verwehrt wurde. Die Gefahren durch fanatische Islamisten haben erfreulicherweise etwas abgenommen, während mit den Muslimen ein guter Dialog und eine erfreuliche Zusammenarbeit besteht. Die Christen sind sich bewusst, dass sie als Minderheit für ihre Beachtung kämpfen müssen. Sie tun das mit Liebe, Dienst und Hingabe. Die Gefahr durch Übergriffe und Anschläge ist allerdings noch immer präsent.

Wichtige Dienste der katholischen Kirche
Die katholische Kirche engagiert sich stark in den Bereichen Bildung, Erziehung und Gesundheit. Im ganzen Land führt sie 182 Schulen, einige gar in Slums. Kosten entstehen dabei für die Schüler keine. Dieser Dienst erfolgt voller Hingabe und wird der ganzen Bevölkerung, unabhängig der Religionszugehörigkeit, angeboten. Die Mehrheit der Schüler stammt aus muslimischen Familien, welche die christlichen Schulen schätzen. Die Dienste der christlichen Schulen werden oft durch Priester und Ordensleute wahrgenommen, was ihnen Achtung und Respekt einbringt. Nicht umsonst besteht mit dem Staat aktuell ein gutes Einvernehmen.

Weiter betreibt die katholische Kirche in fast jeder Pfarrei ein Krankenhaus oder ein Ambulatorium, welche der ganzen Bevölkerung zur Verfügung stehen. Die Kosten sind relativ hoch, doch können die ägyptischen Christen mit tatkräftiger Hilfe aus dem Westen, insbesondere durch das Hilfswerk «Kirche in Not», rechnen. Der Betrieb von Seminaren für geistliche Berufe erfährt ebenfalls Unterstützung dieses Hilfswerks. Professor Kamil Samaan verdankte denn auch die von dieser Organisation stammende Unterstützung, welche jährlich für verschiedene Projekte rund eine Million Franken beträgt. Nach den aktuellen Regelungen des Staates ist es nun möglich, auch christliche Gotteshäuser zu bauen, wozu aus all den Jahren von Einschränkungen und Entbehrungen ein starker Nachholbedarf besteht. Da staatliche Bewilligungen für kirchliche Bauten oft während Jahren auf sich warten liessen, mussten häufig Gottesdienste in Privathäusern abgehalten werden.

Wirtschaftliche Sorgen – Vorlesungen durch Internet
Vieles hat sich in diesem nordafrikanischen Land in den letzten Jahren positiv entwickelt, vor allem dank ausländischer Unterstützung. Was den Menschen im grössten nordafrikanischen Staat jedoch ernsthafte Sorgen bereitet, ist die katastrophale wirtschaftliche Situation. Zuerst litt die Bevölkerung unter den Folgen der Corona-Pandemie. Nun sind es die Kriegsfolgen in der Ukraine, wie auch im Gaza-Streifen und in Jemen, welche unmittelbare wirtschaftliche Auswirkungen auf Ägypten haben. Weil viele Ägypter selbst unter Arbeitslosigkeit leiden, wäre es schwierig, Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten aufzunehmen.

Nach der Rückkehr in sein Heimatland wird sich der ägyptische Gast weiterhin seiner Professorentätigkeit an verschiedenen Hochschulen widmen und sich dabei vor allem mit der Lehrtätigkeit im Bereich Altes Testament befassen. Gleichzeitig bietet er Vorlesungen im Internet an, wovon vermehrt auch Iraker Gebrauch machen. Im Irak selbst wurde durch einen einheimischen Bischof ein Institut gegründet, welches von Studenten für ihr Theologiestudium benützt wird. Darunter befinden sich einige, welche von Europa wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Selbst wenn am Nil noch viele Sorgen die Menschen beschäftigen, dürfen die Christen dennoch von Fortschritten sprechen, welche im Laufe der letzten Jahre unter Inkaufnahme von grossen Opfern durch das Leben christlicher Grundprinzipien hart erkämpft wurden.


Stefan Treier

Stefan Treier ist freier Mitarbeiter von «Kirche in Not».


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