Alain de Raemy. (Bild: DeBonneVolonté, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons)

Kirche Schweiz

Zöli­bat: Alain de Raemy stellt sich gegen Felix Gmür

Am 10. Okto­ber 2022 gab Bischof Vale­rio Laz­zeri für viele über­ra­schend sei­nen Rück­tritt bekannt. Gleich­zei­tig erfuh­ren die Gläu­bi­gen des Bis­tums Lugano, dass Alain de Raemy, Weih­bi­schof von Lau­sanne, Genf und Frei­burg, zum Apos­to­li­schen Admi­nis­tra­tor ernannt wor­den war.

Alain de Raemy ging davon aus, dass er für etwa sechs Monate im Bistum Lugano tätig sein werde – jetzt ist es bereits ein Jahr und ein neuer Bischof ist noch nicht in Sicht. Der aktuelle Apostolische Administrator kann selbst nicht Bischof von Lugano werden: Aufgrund des schweizerisch-vatikanischen Abkommen aus dem Jahr 1888 muss der Bischof das Tessiner Bürgerrecht besitzen. Diese «Kantonsklausel», die ihren Weg in den geltenden Staatsvertrag von 1968 gefunden hat, soll nun abgeschafft werden. Am 4. April übergab eine Gruppe aus dem Tessin Bundesrat Ignazio Cassis und dem Apostolischen Nuntius in Bern, Martin Krebs, eine Petition, die freie Bischofswahlen für das Bistum Lugano fordert. De Raemy selbst betont, dass die Petition ohne sein Wissen gestartet wurde. Er möchte auch nicht, dass sie zu seinen Gunsten verstanden wird.

In einem Interview mit Cristina Vonzun und Corinne Zaugg meint Alain de Raemy rückblickend auf die vergangenen zwölf Monate, dass die Herausforderungen und Fragen überall in der Kirche die gleichen seien. Vielleicht würde diesen im Tessin «mit einer etwas gelasseneren Haltung» begegnet als anderswo.
Ein Projekt, das er von Bischof Lazzeri übernommen hat, ist die Einführung von «Reti pastorali» (Pastorale Netzwerke), vergleichbar mit den Pastoralräumen in der Deutschschweiz. Alain de Raemy ist dem Projekt gegenüber positiv eingestellt, denn es gehe darum, die eigenen Fähigkeiten in den Dienst des anderen zu stellen. «Es geht um Zusammenarbeit und darum, alle einzubeziehen, und in diesem Sinne gefällt mir das Wort ‹Netz› sehr gut, weil es nicht nur eine Frage des Territoriums ist.»

Alain de Raemy war zusammen mit Bischof Felix Gmür und Bischof Joseph Maria Bonnemain an der Pressekonferenz vom 20. September 2023 beteiligt, an der die drei Bischöfe drei Journalisten aus den drei Sprachregionen Red und Antwort zum Bericht über das Pilotprojekt zum sexuellen Missbrauch in der Schweiz standen. Dabei sprach sich Bischof Felix für eine mögliche Abschaffung des Pflichtzölibats aus. Alain de Raemy erklärt gegenüber Cristina Vonzun und Corinne Zaugg, dass er sich über sich selbst ärgere, da er es versäumt habe, seine im Gespräch geäusserte Meinung zum Zölibat im Artikel für den «Corriere del Ticino» zu ergänzen, obwohl der Journalist ihm diese Möglichkeit gegeben hätte. Er habe an der Pressekonferenz daran erinnert, «dass der Zölibat nicht nur von Christus gelebt und von Christus für sich selbst gewollt wurde, sondern dass es Jesus selbst war, der ihn der Kirche als eine Gabe seiner selbst anbot, als einen sehr konkreten Ausdruck der totalen Selbsthingabe». Und er ergänzt: «Die Gefahr des Standpunktes von Msgr. Gmür besteht darin, einen direkten Zusammenhang zwischen Missbrauch und Zölibat herzustellen, was – auch aus wissenschaftlicher Sicht – nicht möglich ist.»

Im Hinblick darauf, dass er nun doch noch länger Apostolischer Administrator bleiben werde, wünscht er sich von Rom klarere Vorgaben über seine Kompetenzen. «Ich habe den Nuntius gebeten, den Heiligen Stuhl zu bitten, meine Rolle ein wenig besser zu klären. Und wenn möglich, auch einen Zeitrahmen zu nennen.»
 

Wie das vatikanische Presseamt am Wochenende mitteilte, ernannte Papst Franziskus den früheren Bischof von Lugano, Valerio Lazzeri, zum Mitglied des «Dikasteriums für die orientalischen Kirchen».


Redaktion


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Bemerkungen :

  • Willy Zweifel 14.10.2023 um 18:08
    Danke, hochwürdiger Herr Weihbischof de Raemy, dass Sie die Unverhandelbarkeit des Zölibats in der katholischen Kirche wieder öffentlich bestätigt haben. Nun wäre es schön, dass unsere Bischöfe sich auch zur Unmöglichkeit des Frauenpriestertums in unserer Kirche klar und deutlich äussern.
  • user
    Daniel Ric 11.10.2023 um 08:43
    Grossartig! Ich finde es sehr gut, dass es zumindest noch einen Bischof gibt, der sich gegen den Mainstream stellt. Wichtig ist auch der Hinweis, dass die Haltung von Bischof Felix weder theologisch noch wissenschaftlich begründbar ist. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Zölibat und Missbrauch.
  • user
    Gabriela Ulrich 10.10.2023 um 17:35
    Weihbischof Alain de Raemy steht für das Zölibat ein und das ist gut.