Die Taufe des Herrn. Mosaik im Kloster Nea Moni auf der griechischen Insel Chios. Um 1042 bis 1056. Public domain, via Wikimedia Commons

Neuevangelisierung

Zum Fest der Taufe des Herrn

Wer die Evan­ge­lien liest, ist erstaunt, dass Johan­nes der Täu­fer am Anfang eines jeden Evan­ge­li­ums einen gros­sen Raum ein­nimmt. Im Mat­thäu­sevan­ge­lium ist es das ganze dritte Kapi­tel, im Mar­ku­sevan­ge­lium steht das Wir­ken Johan­nes des Täu­fers am Anfang (über die Geburt Jesu schreibt Mar­kus nichts), im Luka­sevan­ge­lium kommt er in den ers­ten drei Kapi­teln wie­der­holt vor und im Johan­nes­evan­ge­lium wird ihm ein gros­ser Teil des ers­ten Kapi­tels gewidmet.

Über niemanden, ausser über Jesus selbst steht in den Evangelien so viel wie über Johannes den Täufer. Ist Johannes etwa heiliger als Maria und Josef? Oder heiliger als Joachim und Anna, über welche in der Bibel gar nichts steht? Ein solcher Schluss wäre falsch, wie es auch falsch wäre, zu sagen, dass Johannes der Täufer wichtiger sei als die Muttergottes. Aber den Evangelisten war es ein grosses Anliegen, über das Wirken des Johannes des Täufers zu berichten. Sein eindringlicher Ruf zur Umkehr war damals sehr wichtig, damit die Menschen auf die Verkündigung von Jesus vorbereitet waren. Sie hätten die Worte Jesu vielleicht gar nicht aufnehmen können, wenn sie nicht schon vorher wegen der Verkündigung des Johannes des Täufers einen Prozess der Umkehr und der Besinnung durchgegangen wären.

Dasselbe gilt auch für uns. Wir können die Worte Jesu erst aufnehmen, wenn wir umkehren. In unserem Alltag laufen wir immer wieder Gefahr, dass wir nach aussen gerichtet sind, auf die vielen Dinge, die wir zu erledigen haben, oder auf die vielfache Zerstreuung, die uns die Welt anbietet. Um Jesus zu begegnen, müssen wir umkehren, wir müssen unsere Sinne sozusagen nach innen richten.

Jesus gibt uns ein Beispiel, wie wir umkehren sollen
Jesus hat uns diesen Weg nach innen vorgelebt. Er selbst hat sich sogar in die Reihe derer gestellt, die von Johannes die Taufe als Zeichen der Umkehr empfangen wollten. Es gibt gewisse Taten Jesu, die wir kaum begreifen können. Er ist ohne jede Sünde und lässt sich dennoch von Johannes taufen. Und danach geht er in die Wüste und fastet und betet vierzig Tage. Jesus hätte das alles nicht nötig, aber er tut es für uns.

Am Sonntag nach dem 6. Januar feiert die Kirche das Fest der Taufe des Herrn. An diesem Fest soll zuerst einmal – wie bei jedem Fest – die Freude im Vordergrund stehen. Die Freude darüber, dass Jesus uns konsequent alles vorgelebt hat. Er ist nicht nur als Gott in dieser Welt erschienen, um uns die Wahrheit zu verkündigen. Er hat alles vorgelebt. Er verlangt von uns nichts, was er nicht selbst getan und vorgelebt hat. Selbst die Tat der Umkehr, die er für sich selbst nicht nötig hatte! Das Fest der Taufe des Herrn ist also an uns ein Ruf zur Umkehr. So schliesst sich der Kreis von Advent und Weihnachten buchstäblich: Am 2. Adventssonntag haben wir gehört, dass Johannes «Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden verkündigt hat». Und am Fest der Taufe des Herrn, das die Weihnachtszeit abschliesst, vernehmen wir, dass sich Jesus zusammen mit dem Volk taufen lässt.

Christliches Leben ist ein Leben der Umkehr
In der Adventszeit hat uns die Kirche zu Besinnung und Umkehr aufgerufen. Umkehr heisst, Hinwendung zu Christus. Jetzt, am Ende der Weihnachtszeit, stellt die Kirche Christus als Beispiel hin. Wie er sich der Busspredigt und der Taufe zur Umkehr durch Johannes den Täufer unterzogen hat, so sollen auch wir seinem Beispiel folgen und umkehren. So ist der Gedanke der Umkehr nicht nur ein Gedanke für die Adventszeit, sondern ein Gedanke, der uns durchs ganze Jahr begleiten soll. Wir sollen uns das ganze Jahr hindurch immer wieder Zeit nehmen, unser Leben auf Christus auszurichten, ihn in die Mitte unseres Denkens, Betens, Redens und Tuns zu stellen. So bekommt das Leben seine Ausrichtung und seinen Sinn.


Dekan Matthias Rey


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