Paul Josef Cordes. (Bild: Karl-Michael Soemer, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Zum Tod des Grün­ders der Weltjugendtage

Der deut­sche Kar­di­nal Paul Josef Cor­des ist heute Frei­tag 89-​jährig in Rom gestor­ben. Er ist vie­len als Grün­der der Welt­ju­gend­tage ein Begriff.

Paul Josef Cordes kam am 5. September 1934 im Sauerland zur Welt. Er studierte zunächst Humanmedizin, wechselte dann aber nach ein paar Semestern zur Theologie. Im Jahr 1961 wurde er zum Priester geweiht. Nach wenigen Jahren in der Pastoral promovierte er bei Karl Lehmann. 1975 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Titularbischof von Naissus und Weihbischof von Paderborn; ein Jahr später folgte die Bischofsweihe.

Dass Cordes 1980 in den Vatikan kam, verdankte er einer Zufallsbekanntschaft: Als im September 1978 der damalige Krakauer Kardinal Karol Wojtyla mit einer polnischen Bischofsdelegation die Bundesrepublik besuchte, wurde der junge Paderborner Weihbischof Cordes zu seiner Begleitung abgestellt. Bei den langen Autofahrten quer durch Deutschland lernten die beiden sich kennen. Ein gutes Jahr nach seiner Wahl berief Papst Johannes Paul II. Cordes nach Rom und ernannte ihn zum Vizepräsidenten des «Päpstlichen Rates für die Laien». Cordes förderte auch die Geistlichen Gemeinschaften, die Glaube und Christentum nicht nur pflegen und verwalten, sondern auch missionarisch ausbreiten, wie er einmal sagte.

Zum ausserordentlichen Heiligen Jahr 1983/84 organisierte er ein internationales Jugendtreffen so erfolgreich, dass Johannes Paul II. daraus eine feste Institution machte. Die Weltjugendtage wurden zur grössten Veranstaltung des katholischen Lebens.

1995 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Präsidenten des Päpstlichen Rates «Cor unum». In dieser Funktion koordinierte der polyglotte Kirchenmann während 15 Jahre kirchliche Hilfsarbeit. Diese dürfe nicht eine humanitäre Hilfstätigkeit unter vielen anderen sein, sondern müsse ein klares christliches Profil haben, mahnte er immer wieder. In diesem Amt reiste Cordes ständig in die Krisenregionen der Welt, aber auch in die Machtzentralen, um Hilfe zu ermöglichen. Als erster Vatikanvertreter besuchte er Darfur; er leistete Hilfe im Kosovo und in Ruanda oder koordinierte Caritas-Massnahmen beim Tsunami in Südasien.

Trotz langer Tätigkeit im Vatikan blieb der Geistliche aus dem Erzbistum Paderborn seinem nüchternen Naturell seiner ostwestfälischen Heimat treu, das Wert auf Klarheit und Ordnung legt. Trotzdem fühlte er sich in Rom zu Hause, hielt aber auch mit Kritik an manchen kirchlichen Entwicklungen in Deutschland nicht hinter dem Berg, so fand er z. B. deutliche Worte für die Reformbewegung Maria 2.0: «Das Erbe Judith Butlers, der Prophetin des modernen Feminismus, in den Namen der Gottesmutter Maria hineinzudeuten, ist ein freches Lügenmanöver.»

Zu Johannes Paul II. hatte er einen engen Kontakt. Er verteidigte ihn entschieden gegen Vorwürfe und Vorurteile. Auch mit Benedikt XVI. verband den deutschen Kurienmann ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis. Er arbeitete massgeblich an dessen erster Enzyklika «Deus caritas est» von 2006 mit.

Im November 2007 nahm ihn Benedikt XVI. Cordes als Kardinaldiakon ins Kardinalskollegium auf. Als Titelsitz erhielt er «San Lorenzo in piscibus», die Kirche des vatikanischen Jugendzentrums, von dem die Weltjugendtage ihren Ausgang genommen hatten.

2007 akzeptierte Benedikt XVI. den Rücktritt von Paul Josef Cordes. Mit 80 Jahren musste Cordes 2014 altersgemäss seine verbliebenen Kurienämter niederlegen. Seither hielt er Vorträge, schrieb Bücher und vertrat den Papst als Delegaten bei Kirchenjubiläen, etwa im April 2017 im kasachischen Karaganda. Entschieden wandte sich Cordes gegen Gottvergessenheit und Verweltlichung. Bei einer Rede in München äusserte er sich schockiert über eine Studie, wonach für 85 Prozent der deutschen Katholikinnen und Katholiken Gott nur noch ein «vages Gefühl» oder eine «anonyme Macht über den Wolken» sei, und nicht ein personales Du. Diesem Trend suchte er bis zuletzt gegenzusteuern.

Bereits früh warnte Cordes vor einer falschen Entwicklung betreffend Familien. In seinem Buch «Die verlorenen Väter – ein Notruf» (2002) analysierte er Familienstrukturen, Eherecht und die Vaterrolle. Er kommt zum Ergebnis, dass die «Korrekturen» der männlichen Identität fatale Auswirkungen auf die seelische Gesundheit von Männern, Kindern und Partnerbeziehungen haben.

Dem Sauerland bleibt Paul Josef Cordes auch nach seinem Tod treu: Cordes wird in seinem Heimatort Kirchhundem beigesetzt.


KNA/Redaktion


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